Sirui Ma

Mahalia über f*****g harte Arbeit und Selbstvertrauen

Es ist gar nicht lange her, dass wir uns mit der UK-Künstlerin Mahalia über ihre letzte EP »Letter To Ur Ex« unterhalten haben (zum ganzen Interview gehts hier). Seitdem ist viel passiert. Die Britin reitet gerade auf einer absolute Erfolgswelle, für die sie verdammt hart und lange gearbeitet hat. Ein Jahr später hatten wir wieder die Gelegenheit, mit Mahalia über Zoom zu sprechen. Diesmal geht es um ihr neues Album »IRL«, die Schwierigkeiten mit dem Partner Musik über die eigene Beziehung zu schreiben und einen neuen Lebensabschnitt. Mahalia wirkt trotz ihrer 25 Jahre deutlich weiser und älter als so manch anderer Artist. Was auch daran liegen könnte, dass es bei ihr wenig Fakeness gibt und Ehrlichkeit hoch im Kurs steht.

Albumcover IRL

Eine kurze Zusammenfassung, seit wir das letzte Interview hatten: Mahalia presents ist richtig durchgestartet, ihr hattet sogar zwei Shows in New York. Deine gemeinsame Single »Cheat« mit US-Sängerin JoJo hat sehr gute Rezensionen bekommen und auch Fans sind begeistert. Außerdem hast du gerade eine sehr erfolgreiche Performance auf dem Glastonbury Festival hinter dir… wie waren die letzten zwölf Monate für dich und wie erschöpft bist du zurzeit?
Ich bin definitiv erschöpft, aber ich plane, mir ab kommendem Samstag, also drei Tage nach unserem Interview, für fünf Tage Urlaub zu nehmen. Das wird ein richtig schöner Neustart. Aber die letzten zwölf Monate waren großartig. Seit wir das letzte Mal gesprochen haben, hat sich ‘Mahalia presents’ [Anm. d. Verf.: ein von Mahalia ins Leben gerufenes R&B-Newcomer-Showcase] in eine sehr schöne Richtung entwickelt. Wir haben erst im März letzten Jahres angefangen, von daher war es ein wirklich wirklich gutes Jahr. Wir haben gerade erst unseren Veranstaltungsort in London gewechselt, jetzt sind wir um 250 Gäste größer. Wir haben New York gestartet, was sehr anders aber auch wirklich sehr aufregend war. Und auch total schön, dass wir imstande sind, ‘Mahalia presents’ dort aufzubauen und es hoffentlich auch wachsen zu sehen.


Offensichtlich habe ich mein Album fertig gestellt, seit wir das letzte Mal gesprochen haben, das freut mich sehr. Zu dem damaligen Zeitpunkt war ich noch am Schreiben und hab einfach nur versucht, es fertig zu bekommen. Es war also wirklich richtig gut damit endlich über die Ziellinie zu kommen und jetzt beim Countdown zum Release angekommen zu sein. Ja, es waren einfach zwölf richtig verrückte Monate. Ende letzten Jahres war ich richtig enthusiastisch ins nächste Jahr zu gehen und alles zusammen- und fertig zu bringen. 
Glastonbury war unglaublich, wirklich unglaublich. Es war auch einfach eine schöne Art den Sommer einzuläuten.

Ich will gleich direkt in das Album einsteigen. Ich finde besonders beim Hören der ersten zwei Songs »Ready« und »In My Bag« – und ich spreche jetzt als Fan – klingen sie sehr anders an als alles, was du bisher veröffentlicht hast. Auf eine Art irgendwie größer. Wie war deine Herangehensweise bei der Arbeit an dem Album? War es „business as usual“ oder ganz anders?
Ich denke es war schon „business as usual“ im Sinne, als dass ich noch die gleich Person bin. Vielleicht etwas älter und ich hab mich mehr verwirklicht. Aber ich denke die Herangehensweise an das Album war, dass ich mir einfach viel mehr Zeit genommen habe um herauszufinden wie sich das Album anhören- und anfühlen soll. Ich denke das kann man wirklich hören. Auch wenn es sich anders als mein letztes Album anfühlt, glaube ich trotzdem, dass mit diesem Album alles zusammenkommt. 


Der Hauptunterschied war, dass ich beim Schreiben mit dem gleichen Kernteam zusammengearbeitet habe. Das hat mir quasi das Gefühl gegeben, als ob ich ich in jede Richtung gehen könnte, sei es nun akustisch, lyrisch, egal was. Aber ja, »Ready« ist auch eines meiner Lieblingslieder. Es erklärt einfach perfekt, wie ich mich fühle oder wie ich mich gefühlt habe als ich mit dem Schreiben anfing. Ich bin wirklich aufgeregt. Ich habe das Gefühl die Leute könnten enttäuscht sein, weil es sich nicht wie mein erstes Album anhört. Aber ich denke auch, dass es gut ist sich weiter zu entwickeln. Es war aber auf jeden Fall schwierig für mich herauszufinden wie ich möchte, dass es sich anhört.

Ja, und mir hat »Ready« wirklich gut gefallen, weil es mich sehr an die schwerelose, traumartige Atmosphäre von Frank Ocean’s »Seigfried« erinnert. Man möchte sich einfach in dem Song verlieren. Dann fängst du an mit – ich möchte nicht sagen mit der Kampfansage – aber du machst auf jeden Fall eine große Ansage, wenn du singst: „From now on I know I can take what comes my way and nobody can take that away“. Hier beginnt für mich auch dieser rote Faden, der sich durch das ganze Album zieht. Es geht um Selbstvertrauen: In deine Musik, in dich selbst und über die Bedeutung davon. Kannst du dazu mehr erzählen?
Das Motiv ist definitiv Selbstvertrauen und es ist auch definitiv Unabhängigkeit. Kurz bevor ich begann am Album zu arbeiten, habe ich mit einer Therapie angefangen. Ich war dabei viel über mich selbst herauszufinden und sogar über das Trauma in meinem Leben, mit dem ich mich vorher nie wirklich beschäftigt habe. Es hat wirklich eine Weile gedauert, bis ich wieder Selbstvertrauen in mich als Künstlerin erlangt habe. Besonders nach der Pandemie. Ich denke, in der Zeit sind wir alle ein bisschen zerbrochen und wir alle mussten uns danach wieder zusammen bauen. Ich glaube das Album war wirklich das für mich. Es war, als ob ich mich dadurch wieder zusammengefügt habe. Dieser Faden des Selbstvertrauens ist da, weil ich mich wirklich so gefühlt habe. Ich musste herausfinden, wie ich wieder Vertrauen in mich aufbaue, wie ich alleine unabhängig sein kann und wie ich eigenständig in einer Beziehung sein kann.


Ich habe das Album quasi mit meinem Partner zusammen geschrieben. Wir sind jetzt fast drei Jahre zusammen, von daher fühlt sich das Album auch deshalb anders an. Ich bin jetzt nicht mehr das Single-Mädchen, welches alle paar Monate das Herz gebrochen bekommt. Ich bin jetzt in einer langfristigen Beziehung mit eigenen Themen und Problemen und Dingen, über die man hinweg kommen muss. Von daher denke ich, dass das wirklich einer der Hauptunterschiede ist. 
Der Faden handelt auch von der Person, die ich gerade bin. Ich mag diese Person vielleicht nicht mehr auf meinem nächsten Album sein, aber jetzt gerade ist das die Person, die ich bin. Es ist das Vertrauen, welches sich durch alle Ebenen meines Lebens zieht: Mein Arbeitsleben, mein persönliches Leben. Einfach generell als Frau, da ist eine Menge Selbstbewusstsein.

Du führst diese Art der Geschichtenerzählung fort aber es geht auch viel darum „es endlich selbst in der Hand zu haben“. Wie auf dem Song »In My Bag«, wo du Zeilen hast wie „You ain’t blocking my shine“. Ist das etwas, mit dem du dich viel auseinandersetzen musst? Das Leute die Arbeit, die hinter deiner Karriere steckt, nicht sehen oder anerkennen können? Sprüche wie: „Du hast so viel Glück“ oder „Ich wünschte ich wäre das / Ich wünschte ich könnte du sein“?
Es geht sehr viel darum aber der Song handelt auch von einigen Leuten mit denen ich aufgewachsen bin, die niemals geglaubt haben, dass ich eine Künstlerin werden kann. Die mich auch immer wieder daran erinnert haben. Ich denke sogar, das ist ein Motiv auf dem Album: Eine Erinnerung an alle, dass dies nicht eine Sache ist, die über Nacht geschehen ist! Das hier ist etwas, das sich seit zwölf Jahren aufbaut und auch weiter aufbauen wird. Von daher war »In My Bag« auch ich, die sagt: Ich bin nicht hier wegen einem Glücksfall! Obwohl ich schon denke, dass du zu den Glücklichen gehörst wenn du Erfolg hast. Aber ich denke nicht, dass wir Erfolg haben nur weil wir Glück hatten. Da steckt eine Menge Arbeit hinter und viele Dinge die hinter den Kulissen geschehen um alles möglich zu machen. 


Und ich arbeite wirklich fucking hart! Selbst der Urlaub, den ich mir jetzt nehme.. für mich sind fünf freie Tage eine Menge! Das ist etwas, was ich sonst nicht mache. Von daher muss man wirklich an die ganze Arbeit denken, die in die Musik fließt. Und ein Artist zu sein ist kein Nine-To-Five, es ist 24/7. 
Ich hänge manchmal Sonntag nachts noch mit meinem Manager am Telefon. Oft habe ich eine Show an einem Samstag. Mein Leben ist nicht planbar. Ich meine, es ist planbar in dem Sinne, dass ich einen festen Zeitplan habe (schmunzelt) aber es ist eben nicht jeden Tag der gleiche Ablauf. Ich glaube, ich hatte nicht mehr als fünf Stunden Schlaf in den letzten zwei Jahren. Besonders jetzt. Zurzeit wache ich jeden Morgen auf und denke mir: Wow, ich bin so müde! Ich glaube die Leute müssen begreifen, was für ein Haufen Arbeit investiert wird, um ein Artist zu sein. Besonders heutzutage. Mit Social Media, TikTok, mit jeder kleinen Entscheidung. Alles was rausgeht muss durch mich kommen. Das ist extrem viel! Von daher ja, diese Welt ist nichts für feige Menschen. 

„Give me the wheel I drive it / give me the lemons I make you lemonade / No I ain’t the same / I came from where you came / but look at me, I did it when I made a change […] cause I’ve been at it since a baby now it’s my time / don’t know why you fixated on my life / tell me what you doing for your own grind / got you tongue tied / You ain’t blocking my shine“ 

Mahalia auf »In My Bag«

Das sprichst du auch auf dem Titeltrack »In Real Life« an, wieviel sich verändert hat seit deinem Debüt »Diary of Me«. Würdest du sagen, es ist jetzt schwerer geworden? Dadurch, dass du mit Musik angefangen hast als du noch so jung warst, wie viel hat sich seitdem geändert, in der Art wie du Musik veröffentlichst und wie du als Künstlerin performst?
Ich hab immer gedacht es wäre schwerer, als ich jünger war – auch, weil ich mich selbst noch nicht so gut kannte. Aber es ist mit Sicherheit heute härter! Als ich jünger war hatte ich zumindest noch Schule, an die ich denken musste und andere Ablenkungen. Aber jetzt.. jetzt ist das meine ganze Welt. Also ja, es ist heute schwerer. Aber es ist auf viele Arten auch einfacher, weil ich jetzt meinen ganzen Fokus darauf legen kann. Wohingegen ich damals noch Schule und Musik hatte und dann eben noch alle anderen Dinge, die man als Teenager durchlebt..

Sprechen wir über einen anderen Song, der bei mir auch sehr viel Kindheitserinnerungen ausgelöst hat. Auf der Single »Cheat« arbeitet du mit der US-Künstlerin JoJo zusammen. Eine wirklich schöne Überraschung. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Ja das war.. das war eigentlich ziemlich organisch. Ich glaube, ich hab JoJo nur eine Nachricht geschickt, in der ich sie gefragt habe ob sie auf dem Song mitmachen möchte. Sie hat Ja gesagt und das war wie… (lacht). Das passiert echt selten, von daher ist es umso schöner, wenn es klappt. Gerade dann wird es entspannt. Ich hab ihr den Song geschickt, weil ich zu dem Zeitpunkt nicht nach L.A. fliegen konnte. Wir haben dann durch Sprachnachrichten, via Mail und WhatsApp zusammen gearbeitet. Sie ist wirklich liebenswürdig und großartig und es war sehr, sehr entspannt! Sie hat mir diesen ganzen Prozess auch einfach gemacht, weil ich doch leicht eingeschüchtert war. Ich liebe ihre Musik schon seit so vielen Jahren und wollte natürlich, dass sie den Song mag und dass sie auf dem Song dabei sein will. Von daher bin ich wirklich sehr glücklich, wie sich das alles entwickelt hat.

Ich war von einem anderen Feature sehr überrascht – vor allem weil mir dann erst aufgefallen ist, dass ihr vorher noch nie einen Song zusammen hattet. Aber »November« ist deine erste offizielle Single mit Stormzy. Ihr habt schonmal 2020 in der Jonathan Ross Show zusammen mit Burna Boy live performed. Als Fan hab ich euch immer irgendwie im gleichen Kosmos oder den gleichen Kreisen gesehen. Besonders auch wenn man sich Features anguckt, die ihr beide habt und Künstler*innen mit denen ich euch assoziiere. Von daher war »November« dieser Moment: Krass, ihr hattet wirklich noch keinen Song zusammen. Wie kam es dazu?
Durch diesen Song. Ich wusste irgendwie beim Schreiben von dem Song schon, das ich ihn da drauf haben möchte. Ich wusste nur nicht, wie ich fragen sollte. Glücklicherweise kennt mein Manager jemanden aus seinem Team ziemlich gut. Er hat ja kein Social Media – oder zumindest zu dem Zeitpunkt hatte er es nicht – und ich hatte seine Nummer nicht. Von daher gab es für mich keine Möglichkeit ihn zu kontaktieren. Dadurch musste ich etwas mehr den “Industrieweg“ gehen. 
Aber ich und er, wir waren irgendwie schon immer Teil der Welt des anderen. 
Ich sehe ihn viel und er ist immer unglaublich lieb und respektvoll mir gegenüber. Er ist einfach einer dieser Artists, der mir immer das Gefühl gegeben hat „gesehen“ zu werden. Von daher hab ich mir keine Sorgen gemacht. Vielleicht hab ich mir ein bisschen Sorgen gemacht, dass er es nicht machen würde wegen der Art des Songs, aber er liebte ihn. 


Ich liebe dieses Stück und ich freue mich richtig darauf, dass Leute ihn finden werden. Weil ich schon das Gefühl habe, dass Leute diesen Song genauso lieben werden wie ich es tue. Ich denke wenn sie Stormzy so zu hören bekommen, fast schon zerbrechlich… Es ist offensichtlich ein Liebessong und ich denke das wird ein ganz besonderer Moment. 

Ein anderer Song, auch einer meiner absoluten Lieblinge auf »IRL«, ist
»Lose Lose«. Der ganze Refrain ist fast schon wie eine Hymne und sicherlich auch live richtig toll. Ich möchte mit dir über die Lyrics sprechen: „In this phase my heart is leading / and it rules my belief system / as I try to adjust to the idea of life without you in it / I don’t know if that’s winning or losing“.
Magst du ein bisschen mehr über den Song und besonders diese Zeile sprechen?
Ja, also zu dem Zeitpunkt habe ich eine Menge gelesen über Liebe im Allgemeinen. Aber auch über Herzschmerz und die Idee von Glaubenssystemen und wie unsere Körper funktionieren. Love Language und all diesen Kram. Ich finde, es gibt immer diese Diskussion, dass du dich entscheiden musst zwischen deinem Herzen und deinem Verstand. Ich hab immer mit meinem Herzen entschieden, wahrscheinlich auch einer der Gründe warum ich so viele schlechte Beziehungen hatte (schmunzelt). Wie ich schon gesagt habe, dass ich in einer Langzeitbeziehung bin hat auch meine Art wie ich Songs schreibe verändert. Der Song war wirklich schwer für mich zu schreiben, einfach weil ich einen Teil davon mit meinem Partner geschrieben habe. 
Es ging offensichtlich um ihn und wir gingen gerade durch Turbulenzen.

Eine Sache die Leute immer zu glauben scheinen, ist, dass sobald du als Songwriter in einer Beziehung steckst, wirst du keine traurigen Lieder mehr schreibst weil alles happy ist. Aber so sind Beziehungen nun mal nicht. An dem Punkt befand ich mich einfach an einem Scheideweg. Ich musste mich entscheiden, ob es der richtige Weg war. 
Ich liebe diesen Ausschnitt, weil die Aussage wirklich ist: Ich möchte mich nicht entscheiden müssen. Ich kann nur daran denken, mit dir zusammen zu sein. Ich habe versucht zu sagen, dass ich nicht weiß ob es gut oder schlecht ist, wenn ich nicht mehr bei dir bin. Und ich denke darum geht es auch irgendwie in der Liebe. Du hast so eine große Angst davor jemanden zu verlieren. Aber gleichermaßen wenn ich das tun muss, weil es besser für mich ist, dann werde ich das auch tun. Ich denke dieser Song ist auch einer meiner Lieblingslieder. Es ist einer dieser Songs, den Leute finden und sich dann über Zeit darin verlieben werden. Es ist einfach ein wirklich richtig besonderer Song. Ich finde, er beschreibt perfekt dieses Gefühl, nicht zu wissen, welchen Weg man gehen soll. Nicht zu wissen, ob ein Ende der Beziehung vielleicht mehr Nutzen für mich hätte. Ehrlicherweise ist der ganze Song wie ein großes Fragezeichen! 

Foto von Siri Ma

Ich kann mir vorstellen, dass es da zu einigen feuchten Augen im Publikum kommen wird, wenn du den live spielst. Eine andere Frage, die ich dazu habe: Du bist bekannt dafür sehr nachvollziehbare Songs über Beziehungen zu schreiben. Wie viele Leute kommen auf dich zu und stellen dir Fragen über ihre Beziehungen oder erzählen dir einfach Stories über ihr Liebesleben?
Tatsächlich eine ganze Menge. Ich denke, unter meinen Freunden bin ich mittlerweile die ausgeglichenste geworden. Meine Freundinnen rufen eigentlich immer mich an, wenn irgendwas passiert ist. Aber das macht mir nicht viel aus. Ich glaube, ich bin sehr gut da drin mir eine Situation von außen anzugucken. Ich gebe gerne Ratschläge und rede über solche Sachen. Meine Mum ist auch sehr so. Das hab ich also ehrlich gesagt von ihr. Aber ja, Fremde erzählen mir definitiv zu viele Dinge, die sie mir wahrscheinlich nicht erzählen sollten. 

Auf dem letzten Song deines Albums spielst du im Outro mit einer ähnlichen Schwerelosigkeit wie auf »Ready« und verknüpfst damit alles noch besser miteinander. Du denkst in dem Song darüber nach, wie du deinen Träumen schon in so jungen Jahren nachgegangen bist. Was sich häufig bestimmt sehr einsam angefühlt haben muss. In dem Outro gibst Du dann den Ratschlag: Dass wir uns alle genau überlegen sollten, wen wir mit uns in den Himmel nehmen, weil es Leute gibt, die sich alles nehmen was sie können. War das eine harte Lektion, die du selber Lernen musstest? Oder hattest du schon immer eine solide Crew?
Nein, das ist etwas, dass ich lernen musste. Ich hatte eigentlich nie wirklich eine starke Crew. Meine Freunde habe ich alle erst recht spät gefunden. Ich habe auf jeden Fall ein paar Schulfreunde, die schon lange an meine Seite sind. Aber die meisten meiner engen Freunde sind Menschen, die ich erst als Erwachsene kennen gelernt habe. Selbst wenn wir nochmal zurück gehen zu dem worüber wir gerade gesprochen haben, das Leute mir einfach Sachen erzählen und ich gerne Ratschläge gebe und drüber rede. Ich denke deshalb wollte ich das Album beenden mit: „Mein letzter Ratschlag ist…“ Ich hatte definitiv Menschen um mich rum, die nur da waren aufgrund von dem was ich tue und weil ich eine Künstlerin bin. Ich hab sehr lange gebraucht, das zu durchschauen. Das war wirklich eine sehr harte Lektion zu lernen. 

Dann geht man auf einmal durch sein Leben und weiß nicht, warum Leute dich wirklich mögen. Oder warum sie wirklich mit dir reden möchten, weißt du? Ich sehe das ab und zu immer noch. Ich war gerade kürzlich bei einer Sache, wo – ich beschreibe es jetzt nicht zu detailliert damit ich später kein Shoutout dafür bekomme – aber ich war bei diesem Ding von einem Freund und keiner kam wirklich auf mich zu um mit mir zu reden. Ich kannte niemanden. Aber alle kannten irgendwie einander. Dann findet eine Person heraus, dass ich eine Sängerin bin, die nicht gerade wenig Follower hat.
Ehe man sich versieht reden alle drüber und alle sagen auf einmal Dinge wie: „Ich bin obsessed mit dir!“ Und ich denke mir nur: Aber das warst du gar nicht! Als ich in diesen Raum kam, gab es nichts an mir, dass dich zu mir hingezogen hat. Und das ist auch ok! Weil wir nicht alle dazu vorhergesehen sind als Menschen zu connecten, weißt du? ABER dann findest du heraus, was ich mache und auf einmal willst du mit mir essen gehen? Das verstehe ich einfach nicht! Weil ich selber so nicht bin. 
Von daher ist dieser Song auch über meine Reise. Dieses geschriebene Stück zum Schluss da geht es darum, dass man wirklich vorsichtig sein sollte. Denn ich denke es gibt viele Menschen auf der Welt, die nur von dir nehmen möchten. Und manchmal nehmen Leute etwas von dir und das ist ok, denn dann kannst du auch etwas von ihnen nehme und das ist ok. Solange es ausgeglichen ist. Aber diese Lektion musste ich wirklich auf die harte Art lernen.