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futurebae über ihre zweite EP, Sommer und Selbstbestimmung in der Liebe

Am Freitag erscheint mit »Willst du mit mir gehen?« die zweite EP von futurebae. Innerhalb kürzester Zeit hat sich die Wahlberliner einen Namen in der Szene machen können und einen ganz eigenen Sound geschaffen. Als vor zwei Jahren eine spontane Jam-Session futurebae gezeigt hat, dass Musik für sie vielleicht doch mehr als Hobby ist, folgte alles Schlag auf Schlag. Features mit DISSY, Tropikel Ltd und zahlreiche Songs mit Tilmann Jarmer brachten futurebae und ihren sommerlichen, eingängigen Sound einem immer schneller wachsenden Publikum näher.

»Willst du mit mir gehen?« wurde ebenfalls maßgeblich von Tilmann Jarmer produziert. Wir haben mit ihr über die letzten zwei Jahre gesprochen und darüber sinniert, was den Sommer mit der Liebe verbindet, und welche Rolle diese beiden Themen in ihrer Musik und ihrem Leben spielen.

Am 27. Mai erscheint mit »Willst du mit mir gehen?« schon deine zweite EP. Die erste vor zwei Jahren trug den Titel »K.T.U.L.E.S.«. Hat sich in der Zeit schon eine Art Routine eingestellt oder ist alles immer noch total neu und aufregend?
Es ist alles immer noch super aufregend und neu, weil das ja jetzt die erste EP ist, die ich über Virgin release. Dadurch ist das natürlich nochmal ein ganz anderer Vibe und Flow, weil ich mit der EP ja auch entschieden habe, dass Musik das ist, was ich machen will und machen werde. Und alles andere hab ich gestrichen. Das war bei der ersten EP noch ganz anders. Deswegen ist es super aufregend!

Der Test mit der ersten EP ist also geglückt und jetzt gehst du in die Vollen
(lacht) Ja, so kann man das sagen.

Du bist ja noch nicht super lange dabei und in den zwei Jahren in einer Zeit in das Game gekommen bist, in der es für viele Künstler*innen schwierig war, sich zu etablieren. Durch deine Features mit Tropikel Ltd und DISSY und da du natürlich auch sehr viel mit Tilmann Jarmer zusammengearbeitet hast, habe ich das Gefühl, dass du dir schon ein recht buntes Umfeld aufbauen konntest. Fühlst du dich dadurch auch ein bisschen im Game angekommen?
Irgendwie schon. Ich weiß nicht, ob man jemals so richtig im Game ankommt, aber es fühlt sich auf jeden Fall alles super schön an. Ich freue mich auch immer, mit anderen Künstler*innen und Musiker*innen zusammenzuarbeiten. Das macht mir viel Freude und es ist schon krass, diese Features. Ich habe letztens mit den Jungs von Tropikel darüber gesprochen, dass ich mich noch genau an den Moment erinnere, als ihre Anfrage für »Puls 1000« reinkam, ob ich da draufhüpfen will. Wie sehr ich mich gefreut habe und wie viel seitdem passiert ist, das ist schon Wahnsinn.


Ihr wirkt mittlerweile auf jeden Fall wie eine sehr eingeschworene Truppe.
Ja, es ist auch einfach eine richtig tolle Band. Ich liebe die sehr.

Ein großes Thema, das du auf der EP behandelst, ist Selbstfindung. Gerade auf »Comme ci, Comme ça« hast du ja eine Hymne an dich selbst geschaffen. Die Musik begleitet dich schon dein ganzes Leben, aber im Stillen. Wie fühlt es sich denn an, jetzt endgültig den Schritt gemacht zu haben, dass du sagen kannst, du bist Musikerin?
Mir ging es noch nie besser in meinem Leben. Mit der Entscheidung hat sich alles für mich und in mir verändert. Ich habe ganz lange nicht gewusst, wo ich hingehöre im Leben und wo mein Platz ist, und gerade habe ich das Gefühl, zum ersten Mal angekommen zu sein und so richtig zu fühlen, was ich da mache.

War das dann auch ein bisschen die Inspiration für diese EP? Das Verlorensein und seinen Weg finden ist ja auch ein wichtiges Thema für »Willst du mit mir gehen?«.
Ich glaube schon. Es ist der bewusste Start dieser Reise und ich glaube, dass ich viel, was ich da geschrieben und worüber ich mir Gedanken gemacht habe, rückblickend erlebt habe. Und das ist genau diese Findungsphase und die Frage “Wo gehöre ich hin in meinem Leben?”, die ich in der EP verarbeitet habe.

Und was für eine Zeitspanne fließt da so mit ein? Der Grundstein wurde ja mal bei einer relativ zufällig entstandenen Jam-Session gelegt vor ungefähr zwei Jahren, oder?
Naja, das ist ein bisschen länger. Ich glaube, das waren dann ungefähr zweieinhalb Jahre. Es kam dann alles ziemlich schnell Schlag auf Schlag. Ich bin auch ganz schlecht mit genauen Daten, aber es muss alles so um den Dreh gewesen sein. Irgendwo zwischen 2 und 3 Jahren.

Und mittlerweile hast du dich ja mit Tilmann Jarmer schon voll eingespielt. Er hat die gesamte EP produziert. Was schätzt du denn an eurer Zusammenarbeit am meisten?
Das ist alles so super spontan entstanden und war nichts, was industriegemacht ist, sondern einfach ein Gefühl. Ein Gefühl für die Musik, die uns verbindet. Er hat von Anfang an meine Vision geteilt und verstanden, wo ich hin möchte: Dass ich gerne ausprobiere und mich nicht auf einen Sound festlegen will. Und er gibt mir auch ganz viel Vertrauen in mich und in das, was ich mache. Das ist total schön. Bei der EP haben aber auch bei »Fieber« und »Comme ci, comme ça« noch Hans & Hans mitproduziert. Die gehören zu Schorl3.

Das ist ja auch das einzige Feature geworden.
Genau, ganz bewusst. Ich wollte eigentlich gar kein Feature machen für die EP. Das war aber so Arsch auf Eimer, als dieser Song entstanden ist, dass ich dachte, der muss mit drauf. Das ist einfach geil.

Ich verbinde dich eigentlich sehr mit Features und du hattest ja schon erwähnt, dass du diesen ganzen Featuregedanken und den Austausch auch so sehr schätzt. Warum war denn dann der Grundgedanke, diese EP ursprünglich alleine angehen zu wollen?
Ich habe gedacht, dass es vielleicht cool wäre, eine EP zu haben, wo nur ich drauf bin. Weil so sehr ich das liebe, mit anderen Künstler*innen zusammenzuarbeiten, es glaube ich Themen und Sachen in mir drin gibt, die ich nur auf Songs mit mir selber verarbeiten will. Das war eigentlich mein erster Impuls für diese EP, dass sie so intim ist, dass ich da gerne komplett bei mir bleiben würde. Aber ja, »Fieber« hat’s trotzdem geschafft. (beide lachen) Der matcht einfach zu gut.

Eine EP ist ja für viele Künstler*innen ein Einstiegsmedium in die Kunstwelt. Was gefällt dir denn eigentlich an dieser knappen Releaseform von 6 Songs?
Wir sind ja jetzt so eine schnelllebige Gesellschaft geworden mit dieser TikTok-Welt, wo alles kurz und knapp ist. Alle Songs werden immer kürzer. Ganz oft werden nur noch Singles releast und die wenigsten, so sehr sie auch Musik lieben, nehmen sich die Zeit, um wirklich ein Album am Stück durchzuhören. Das ist ganz viel Liebe, die man dann reinsteckt und ganz viel Zeit, ganz oft wird das aber nicht in dem Maße gewürdigt, dass es sich wirklich rentiert und lohnt. Ich finde bei einem Album auch geil, wenn das ein Konzept hat. Bei einer EP kann man ein bisschen freier arbeiten und intuitiver gehen, welche Songs zusammenpassen. Es tut mir dann weniger weh, wenn die Leute das nicht von Anfang bis Ende durchhören. Ich freue mich natürlich sehr darüber, aber es ist okay, wenn Shuffle an ist und es einfach bunt gemischt wird. Bei einem Album fände ich das schlimmer, weil ich mir da nochmal anders Gedanken mache.

Ich habe trotzdem die Theorie, dass auch diese EP ein kleines Konzept hat, dazu würde ich aber später noch eine Frage stellen. Ich würde ganz gerne auf ein paar Songs zu sprechen kommen, zuerst mal zu »Deine Haut«. Du hast den Song ja schon mal bei AUF LEVEL performt, aber da noch unter dem Titel »Ryan Gosling«.
Ja, gut recherchiert! (beide lachen)

Was hat Ryan gemacht, dass der Song nicht mehr nach ihm benannt ist?
Er hat mir einfach nicht auf meine DM geantwortet. (lacht) Dann dachte ich, ich widme dir auch keinen Song mehr.

Sehr konsequent. (beide lachen)
Ne, »Ryan Gosling« war mein Arbeitstitel, und es ging so schnell mit dieser AUF-LEVEL-Session, dass ich von Arbeitstitel zu Richtigtitel noch nicht so geswitcht habe, aber eigentlich immer wusste, dass ich den auf jeden Fall nochmal umbenennen will. Und ich fand es dann auch irgendwie geil, dass der noch im Internet unter einem anderen Namen unterwegs ist und irgendwann können dann nur noch echte Fans diese AUF-LEVEL-Session finden.

Für die Day Ones als kleines Easter Egg? (lacht)
Die Day Ones, die wissen Bescheid.


Wenn man sich die Kommentare dazu durchliest, haben sich ja viele darüber beschwert, dass das nichts mit Rap zu tun habe. AUF LEVEL ist kein reines Rap-Format, aber natürlich mit dem Fokus. Wie hast du denn die Resonanz auf diesen Auftritt damals erlebt?
Das ist tatsächlich ziemlich krass an mir abgeprallt. Ich bin nicht so empfänglich für so Hasskommentare. Ich muss sagen, es ist ja auch kein Rapsong. Also wer bei »Deine Haut« denkt, es wäre ein Rapsong, hat glaube ich Rap nicht verstanden. Das ist es halt einfach nicht. Ich finde, dass es gut in das Format reingepasst hat, aber deswegen haben mich die Kommentare überhaupt nicht berührt. Ich dachte: „Ja, stimmt. Gut gesehen, gut gehört.“ (beide lachen)

Ihr habt jetzt auch ein Video zu dem Track releast. Das war ja von Rootsen Sneeky und ihr habt da eine Collage an ganz vielen Illustration geschaffen. Es wirkt alles sehr sinnlich und teilweise ja auch erotisch, aber alles komplett jugendfrei. Kannst du vielleicht was zu dem Entstehungsprozess und zu der Idee hinter diesem Video sagen?
Ich habe für die EP mit den Kotburschis zusammengearbeitet, da ist ja Rootsen Sneeky auch ein Part von. Das ist ein Künstlerkollektiv aus Dresden. Und denen hab ich sehr viel freie Hand gelassen bei der Interpretation meiner Songs. Also alle Videos und alle Cover kommen von den Jungs und das Konzept hinter dem Video hat mir Rootsen Sneeky auf jeden Fall geschickt und ich fand es auch krass, aber ich hab da tatsächlich selber gar nicht viel mit reingegeben. Ich habe ihm den Song geschickt und gesagt: “Fühl das und mach, was du fühlst.” Und daraus ist dieses Video entstanden und ich find es einfach krass. Er hat es einfach geschafft, die Essenz des Songs so visuell darzustellen. Ich find das völlig irre. Fand ich auch spannend, weil das hätte ja auch mega schiefgehen können, nur zu sagen, mach mal was du dazu fühlst. Ich hatte auch kurz Angst, weil ich nicht wusste, ob mir das am Ende wirklich gefällt, aber er hat es so krass begriffen und gemacht. Das ist echt Wahnsinn.


Interessant, dass du das aus der Hand gegeben hast. Ich habe das Gefühl, dass deine Videos schon ein sehr wichtiger Teil der ganzen Persona futurebae sind. Wie wichtig ist es dir denn, eine gemeinsame Ästhetik zu finden, die sich durch deine Musik und alles, was sie begleitet, zieht?
Schon super wichtig, aber es fällt mir nicht schwer, ein Stück weit Verantwortung oder das Kreative abzugeben. Ich arbeite nur mit Leuten zusammen, die mich kennen und wo ich das Gefühl hab, ich hab da so ein Vertrauen und ich weiß genau, dass die das fühlen. Dann mach ich mir da nicht so viele Sorgen drum, dass das irgendwie schiefgehen könnte. Ich bin halt auch keine Grafikdesignerin. Ich kann ein Gefühl mit reingeben, das tu ich aber im Prinzip immer schon durch die Musik, und finde dann schön, dass mein Gedanke und mein Lied erweitert werden um ein Video oder ein Cover von jemandem, dessen Spezialität woanders liegt. Sodass das ganze Produkt da drum erweitert wird und das Projekt noch einen ganz anderen Anstrich bekommt, aber immer noch einen, der irgendwie geil zu mir passt. Es ist wieder dieses Miteinander. Es ist wie ein Feature zu machen. Man holt einfach noch jemanden ran, der da seine Handschrift reinsetzt. Das finde ich schön.

Dadurch entsteht ja auch ein sehr buntes Gesamtwerk. Sehr viele kleine Ideen, die man irgendwo entdecken kann.
Voll, und ganz ehrlich, das ging jetzt bei mir alles so schnell. Ich würde mich total übernehmen, wenn ich versuchen würde, alles selber zu machen. Ich find das toll, wenn Leute das können, aber ich krieg das nicht hin. Dafür ist es einfach zu viel. Dann Leute zu haben, wo ich merke, bei denen funktioniert das und die haben die Vision verstanden, ist einfach geil und genauso die dann machen zu lassen und zu sagen: „Ey, ich bin keine Videografin, aber du und das, was du machst, ist geil. Wie interpretierst du meinen Song? Go for it!“

Diese Zusammenarbeit und das Aufgreifen verschiedener Ideen merkt man schon im musikalischen Endprodukt. Ich finde es sehr schwierig, deine Musik in bestimmten Genregrenzen zu beschreiben. Wer inspiriert dich denn musikalisch aktuell am meisten und wer lief denn viel während der Produktionsphase der EP?
Das ist ‘ne schöne Frage, wer in der Zeit viel lief. Ich glaube, ich hab sehr viel Remi Wolf gehört. Kennst du die?

Ne gar nicht tatsächlich.
Ich glaube, ihren bekanntesten Song hat sie mit Dominic Fike gemacht: »Photo ID«. Und sie hat ‘ne sehr gute und richtig schöne EP gemacht und die hat mich auf jeden Fall sehr inspiriert. Und auch viel… Was hab ich noch viel gehört? Sia habe ich auch viel gehört und an mehr erinner ich mich gar nicht. Ich glaube, ich hatte eigentlich keinen Track, wo ich dachte: „Lass mal direkt sowas wie den machen.“ Ich kenn das, dass manchmal Leute so arbeiten, aber das hatte ich auf jeden Fall nicht. Ich glaube, dass es so vielschichtig ist und auch viele verschiedene Richtungen sind, kommt einfach aus mir heraus. Wenn ich glücklich bin, mache ich halt lieber einen happy Track und wenn ich traurig bin, mache ich lieber ‘nen traurigen Track. Wenn ich mich nachdenklich fühle, dann sowas. Wenn ich gerade auf ‘ner sexy Party war, schreibe ich so einen »Deine Haut«-Song. (beide lachen) Das ist einfach sehr mit meinen Emotionen verknüpft.

Ich hatte vielleicht erwartet, dass du noch jemanden Deutschsprachiges nennst. Du meintest mal in einem Interview mit dem t.akt Magazin, dass man im Deutschen um Texte zu schreiben „mehr Poesie“ braucht. Wo findest du denn in deinen eigenen Texten mehr Poesie?
Äh ja, ich würde mich mal so ein bisschen von meiner Aussage von damals distanzieren. (beide lachen) Ich finde das gar nicht so. Ich glaube, ich hab einfach die falsche englische Musik gehört. Ich hab inzwischen echt viel entdeckt, wo wirklich toll mit Sprache umgegangen wird, gerade bei Sia zum Beispiel. Echt Schande über mich, dass ich das jemals gesagt hab. Wer Sia hört, der sieht, dass sie wunderschöne Bildwelten auch erschafft. Ich glaube, man kann sagen ich kann poetischer auf Deutsch schreiben, weil es meine Sprache ist, als auf Englisch. (lacht) Das wäre die richtige Aussage.

Gut, dass wir das richtig gestellt haben. (beide lachen)
Ja, man entwickelt sich ja auch. Ist ja auch schon ein bisschen her, als ich das gesagt hab. Da war ich einfach noch grün hinter den Ohren. (lacht)

Klar, und die Poesie bringst du ja auch mit. Ich denke gerade an Tracks wie »Fieber« mit den ganzen Hitze-Metaphoriken verarbeitet werden und so. Ist das eigentlich eine mobile Sauna im Video?
Ja, es ist eine mobile Sauna. Ist das nicht cool? (lacht) An sich müsste man nochmal ein ganzes Video mit dieser Sauna drehen. Einfach Ehrenvideo. Da kann man die Füße von der Seite extra reinstecken. Das ist komplett absurd. Ich glaube, bei einer Sequenz sieht man das.

Ist ja auch schade, wenn nur eine Person davon profitiert.
Hast du auf jeden Fall gut gesehen. (lacht)


Hitze spielt bei dir ja eh immer wieder eine Rolle. Gerade in Form des Sommers auf Tracks wie »Immer Sommer« und »Summer Love«. Was inspiriert dich eigentlich so am Sommer, dass er so regelmäßig in deiner Musik wiederkehrt?
Ich glaube, es ist zum einen, dass ich nicht gerne friere. (beide lachen)

Fair.
Und dass man mit dem Sommer alles verbindet, was glaube ich auch meine Musik ausmacht. Alles ist irgendwie leichter, alles ist freier, man bewegt sich spontan, man tanzt Nächte durch, man läuft über bunte Wiesen. Es ist viel offener. Im Winter ist alles ein bisschen dunkler und melancholisch und das ist nichts, was meine Musik ausmacht. Deswegen fühle ich mich glaube ich in diesem Bild des Sommers sehr wohl.

Der erste Track der EP verknüpft den Sommer ja schon mit einem zweiten Motiv, das immer wieder bei dir auftaucht, nämlich mit der Liebe. Inwiefern sind für dich diese beiden Komplexe auch miteinander verzahnt?
Ja, im Sommer ist die Liebe immer ein bisschen aufregender als im Winter. (beide lachen) Ich glaube, das ist genau diese Hitze, Wärme. Frühlingsgefühle heißen glaube ich auch nicht umsonst Frühlingsgefühle.

Aber nicht Sommergefühle!
Das stimmt. Es ist dieses Bild, so ein Generationsding. Ich habe irgendwann mal gelesen, dass sich im Winter ganz viele eine Winteraffäre suchen. So einen Menschen, mit dem man sich durch den Winter kuschelt, und im Sommer eben Sommeraffären, die aber viel offener und freier sind. So mal hier, mal dort, mal jenes.

Ist die EP so zu lesen, dass sie die Geschichte einer dieser Sommeraffären von Anfang bis Ende erzählt?
Ja, schon so ein bisschen. Ich wollte das gar nicht nach außen kommunizieren, dass ich dieses krasse Konzept habe. Aber ich finde es schön, wenn man es schafft, das reinzulesen.


Du hattest ja gerade schon angesprochen, dass die Liebe im Sommer auch freier ist. Gerade am Anfang der EP auf »Summer Love« ist es ja auch ein bisschen ein Widerspiel zwischen diesen beiden Personen, die zwar beide spielen wollen, aber auch nicht mit sich spielen lassen. Irgendwie hat man das Gefühl, dass jetzt zwar beide zusammenkommen, aber nicht, dass es so eine wahnsinnig erfüllende Sache ist.
Es ist Berlin. (lacht)

Also hast du da die Stadt verarbeitet?
Ja irgendwie alle Datinggeschichten, die ich aus dieser Stadt selber erlebt habe und von Freund*innen kenne. Irgendwie ist es schön, aber gleichzeitig hat es auch einen faden Beigeschmack und alles ist nur kurzlebig und einer zieht immer den Kürzeren. Obwohl, es ist natürlich nicht immer so. Man darf nicht verallgemeinern.

Aber auf der EP verknüpfst du es ja auch sehr stark mit solchen Themen, für sich selbst einzustehen und sich selbst auch genug zu sein. Lässt sich das dann innerhalb von so einer hitzigen Sommerliebe überhaupt miteinander vereinbaren?
Ja, ich glaube, da geht es viel um diesen Empowerment-Faktor und sich als Frau das Recht rauszunehmen, auch kurze Romanzen haben zu können. So dieses „Ja, ich mach das für mich, weil ich das fühle und gut ist.“ Und das ist etwas, was ich in Berlin sehr inspirierend finde. Auch in dem Umfeld, in dem ich mich bewege, gibt es einfach ganz viele Frauen, die sich wirklich frei ausleben und frei lieben, wie sie wollen. Das finde ich total schön. Gleichzeitig kenne ich aber auch viele, die sich immer noch sehr zurückhalten und denken, „Nein, ich muss irgendwie anderen entsprechen und gelte als Bitch, wenn ich mal hier mal da Sex habe.“ Und da wollte ich schon, dass es einfach unterschwellig die ganze Zeit mitklingt, dass es okay ist, einfach zu lieben, wen du lieben möchtest. Wenn du das nicht mehr willst, dann lass es.

Ich finde, das fasst die EP sehr gut zusammen. Wir bleiben trotzdem noch kurz beim Sommer. Bald stehen auch für dich ein paar Auftritte an und es ist bestätigt, dass du auf dem splash! und Melt! spielen wirst. Worauf freust du dich denn diesen Sommer am meisten?
Auf alles, auf alle Festivals! Ich hab so Bock, live zu spielen. Das ist ja mein erster Festivalsommer. Ich bin super aufgeregt und hab richtig viel Bock. Auf jeden einzelnen Gig freue ich mich. Ich freue mich auch sehr, dass jetzt die EP rauskommt, aber noch viel mehr freue ich mich auf jeden Fall drauf, die dann live zu spielen. Also es gibt für mich nichts Schöneres, als auf der Bühne zu stehen.

Ein bisschen Erfahrung konntest du letztes Jahr schon sammeln.
Ja, ein paar Sachen. Noch nicht viel, aber ein bisschen.

Das ist ja schon eine sehr gute Perspektive für dich und den Sommer. Du hast über diese EP gesagt, dass es auch darum geht, mit Verlorensein klarzukommen. Und du meintest auch, dass es ganz schön sein kann, nicht zu wissen, wohin die Reise als Nächstes weitergeht. Hast du trotzdem eine Ahnung oder Hoffnung, wo es denn auf deinem Weg hingeht?
Deutsche Charts Platz 1. (lacht) Ne, ich hab keine Ahnung. Ich versuche es immer nur noch alles zu nehmen, wie es kommt und da auch nicht zu weit in die Zukunft zu blicken. Ich hab so ein paar Sachen, die anstehen, natürlich weiter Musik machen, an der nächsten EP zu tüfteln oder vielleicht auch an so einer Albumsache. Das halte ich mir alles ein bisschen offen. Aber weiterzumachen und zu hoffen, dass die Leute, die die Musik hören und fühlen und zu den Konzerten kommen, sodass das alles vielleicht größer wird, das fände ich schön.

Dabei auf jeden Fall sehr viel Erfolg.
Danke, ich bin gespannt! Wenn nicht, ist auch okay, aber ich bin bereit. (lacht)

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