Es ist wieder Zeit für den Mostdope-Jahresrückblick. Wir blicken auf das Jahr 2022 zurück und stellen euch unsere Bestenlisten in verschiedenen Kategorien vor. Welche Künstler*innen haben das zurückliegende Jahr mit ihren Songs, EPs oder Alben am meisten geprägt für uns?
Hier findet Ihr unsere Top 10 der internationalen Alben. Welche Tracks aus diesem Jahr hat die Redaktion am meisten gefeiert?
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• Top 10 deutsche Alben 2022
Honorable Mentions:
Bevor die vordersten zehn Plätze kommen, gibt es hier noch einmal eine Auswahl an Alben, die das Ranking nur ganz knapp verpasst haben. Unter den knapp 35 zur Auswahl stehenden Alben bei unserer Bestenliste haben es diese fünf Projekte zwar nicht ganz nach oben geschafft, aber unser Jahr 2022 ebenfalls stark geprägt.
• Black Thought & Danger Mouse – Cheat Codes
• IDK & Kaytranada – Simple
• Steve Lacy – Gemini Rights
• Knucks – Alpha Place
• Nas – King’s Disease III
Platz 10: Drake & 21 Savage – Her Loss
Eigentlich war Drake für 2022 mit Albumrelease schon durch, so dachte man zumindest bis spät in den Herbst hinein. Er hatte immerhin sein House-inspiriertes Album »Honestly, Nevermind« veröffentlicht, das wegen seiner Experimentierfreudigkeit auf gemischte Reaktionen stieß. Ein Song des Albums war allerdings in ganz klassischer Rap-Drake-Manier: »Jimmy Cooks« mit 21 Savage, einem seiner Lieblingsfeaturegäste.
Vermutlich stand die Entscheidung eines gemeinsamen Albums schon länger, aber es war sicherlich nicht verkehrt für die beiden zu sehen, wie gut ihr gemeinsamer Track ankam. So wurde – relativ aus dem Blauen heraus – ein Kollaboalbum angekündigt, das nur zwei Wochen später schon erhältlich war. Und ganz wie schon bei »Jimmy Cooks« (oder auch schon bei »Knife Talk« und »Mr. Right Now«) harmonierten die beiden erneut wahnsinnig gut miteinander und sorgten für ein spätes 2022-Highlight inkl. dem “21 can you do some for mee”-Meme.
Platz 9: Freddie Gibbs – $oul $old $eparately
Freddie Gibbs Klassikeralben unterliegen ja eigentlich der einfachen Rezeptur Freddie x einzelner großer Produzent – siehe »Piñata« (mit Madlib) oder »Alfredo« (mit The Alchemist) aber für seinen neuesten Streich brauchte es das gar nicht. Hier tummeln sich viele verschiedene Produzent*innen – wobei Madlib und Alc natürlich auch wieder etwas beigesteuert haben – und bringen alle ihre eigenen Styles mit ein. So ergibt sich ein buntes Potpourri vom Dirty South bis hin zum staubigen Boom Bap-Sound, der in seiner Diversität zusammengehalten wird durch Freddies unverwechselbaren Flow. Thematisch bleibt dagegen alles beim Alten: Das gefährliche Leben von Gangster-Gibbs wird aus vielen, vielen Blickwinkeln betrachtet und in allerlei atemlose Stories verpackt, die es sich wie immer zu hören lohnt, weil er sie wie kein zweiter zu erzählen vermag.
Platz 8: Stormzy – This Is What I Mean
Kurz vor Ende unseres internen Rankings hat sich ein Album noch einmal zwischen die eigentlich schon beinah beendeten Bestenlisten gedrängelt: »This Is What I Mean« vom Londoner Ausnahmetalent Stormzy. Den Eindruck hat dieses Album deshalb auch gemacht, weil es nicht so kam, wie es manch einer vorher vielleicht erwartet hätte. Stormzy hätte es sich leicht machen können und ein »Heavy Is The Head« 2.0 machen können – schließlich hat dieses Album genau den Nerv zwischen Pop und Rap getroffen, den er mit einem Sprinkle of Grime garniert und damit eine ganze Bandbreite an Menschen zu neuen Fans gemacht hat
Aber Stormzy wäre nicht Stormzy, wenn er genau das Gegenteil machen würde und stattdessen ein Album droppt, das ganz andere Töne anschlägt. »This Is What I Mean« kommt mit zahllosen Gesangs- und Klavierpassagen sowie einem sich durchs ganze Album ziehende Konzept von Wasser. Das ergibt ein deutlich ruhigeres Gesamterlebenis als noch beim Vorgänger aber mindestens genauso gute Texte und Stimmungen.
Platz 7: Pusha T – It’s Almost Dry
Vier Jahre Zeit hat sich Pusha T für sein neues Album »It’s Almost Dry« gelassen – kein Wunder, wenn man so ein schwieriges Unterfangen angehen will wie den Vorgänger »DAYTONA« toppen zu wollen. Doch Pusha hat es tatsächlich geschafft und mit »It’s Almost Dry« einen mehr als würdigen Nachfolger an den Start gebracht. Kaum ein Mensch kann so lange über seine Karriere hinweg über Kokain rappen und dabei trotzdem noch spannend bleiben wie der 45-Jährige. Dabei helfen den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten tun natürlich auch dabei diverse Featuregäste wie Jay-Z, Lil Uzi Vert oder Labrinth und auch die maßgeschneiderten Instrumentals tun ihr übriges, doch allen voran Push selber sorgt mit seinen schier endlosen Metaphern und Analogien für reinstes Zuhörvergnügen.
Platz 6: Vince Staples – Ramona Park Broke My Heart
Alle Jahre wieder… kehrt Vince Staples in unsere Bestenlisten zurück. Er kann aber auch wenig falsch machen, möchte man meinen, wenn man seine Projekte anhört. Immer wieder schafft er es, seine filmreifen Stories aus Long Beach so spannend neu aufzubereiten, dass man liebend gerne wieder reinhört. Auch in diesem Jahr hat er das wieder geschafft, diesmal vor allem auf mellow-smoothen musikalischen Unterbauten die in vielen Fällen sehr catchy produziert wurden.
Im krassen Gegensatz zu dem Vorgänger, dem selftitled Album, ist »RAMONA PARK BROKE MY HEART« mit seinen 16 Tracks ungewöhnlich lang für den sonst eher sparsamen Vince. Doch bei den vielen Reminiszenzen an vergangene Tage im titelgebenden Ramona Park in seiner Heimatstadt brauchte es in diesem Fall wohl besonders viel Platz – Platz, den Vince mehr als gut ausfüllt.
Platz 5: Loyle Carner – hugo
Wer ist der titelgebende Hugo? Die Frage bleibt offen, viele andere Fragen klären sich aber über den Verlauf der Albumlaufzeit. Loyle Carner stellt sich sich in einer Art Auto-Interview selber komplexe Fragen über Identität und Vater-Kind Beziehungen und beantwortet diese im selben Moment auf die Art und Weise, wie er es am Besten kann: Musiklaisch. In seiner typischen unaufgeregten Mischung aus Rappen und Spoken Word kehrt der Londoner sein Innerstes nach Außen und liefert mit seinem dritten Studioalbum sein bisher bestes ab.
Platz 4: Joey Bada$$ – 2000
Ziemlich genau zehn Jahre nach Release seines Durchbruchmixtapes »1999« hat Joey Bada$$ den mehr oder weniger inoffiziellen Nachfolger veröffentlicht: Sein neues Album »2000«. In der Zwischenzeit ist viel passiert bei dem Brooklyner Multitalent und dementsprechend verändert sind auch die Inhalte der Texte. Statt hungriger Come-Up Gedanken wird viel mehr der Fokus auf die Reflektion der vergangenen Jahre gelegt. Gleich geblieben ist aber die Beatauswahl und die wohl niemals mehr abhanden kommende Lässigkeit, mit der Joey über die Instrumentals gleitet. Bringt viele gute Vibes mit sich und hat so manche denkwürdige Autofahrt in diesem Sommer begleitet.
Platz 3: J.I.D – The Forever Story
Das dritte Studioalbum des Dreamville-Rappers hat einiges parat gehabt, was es zu einem outstanding Projekt in einem releasefreudigen Jahr 2022 gemacht hat: Hype-Songs (»Surround Sound«), Storyteller (»Crack Sandwich«), höchst interessante Featuregäste (Yasiin Bey auf »Stars«) und sogar einige gesungene Parts (»Kody Blu 31)«. Dass das alles auch noch auf höchstem Niveau geschehen ist und die im Vorfeld selbst aufgebauten Erwartungen spielend leicht übertrumpft hat, sorgt dafür, dass »The Forever Story« auf unserem Treppchen des diesjährigen Rankings gelandet ist.
Platz 2: Denzel Curry – Melt My Eyez See Your Future
Der Miami-Rapper hat sich in der Vergangenheit eigentlich seinen Ruf über aggressivere Sounds aufgebaut, doch sein drittes Album »Melt My Eyez See Your Future« hat damit nicht mehr viel zu tun. Stattdessen treffen jazzige, neo-soulige und allgemein traditionell gehaltene Hip-Hop Sounds aufeinander und sorgen für unfassbar smoothe Klänge übers gesamte Album hinweg.
Der Stilwechsel tut Denzel wahnsinnig gut und lässt »Melt My Eyez« zu einem der größten und rundesten Highlights des Jahres avancieren.
Platz 1: Kendrick Lamar – Mr. Morale & The Big Steppers
Geschlagen wird es in unserem Ranking nur noch von einem: Vom wohl am meisten antizipiertesten Album des Jahres. Fünf lange Jahre war Kendrick Lamar weg und teilweise wirkte er wie vom Erdboden verschluckt. Zurückgekommen ist er mit einem Doppelalbum, das in seiner Intensität, Offenheit und musikalischer Weitläufigkeit nicht zu vergleichen mit irgendetwas anderem in diesem Jahr ist.
Kendrick arbeitet seine Vergangenheit auf, spürt die toxische Männlichkeiten in seinem Leben auf, lässt uns Hörer*innen an seinen Therapiesitzungen teilhaben und bricht mit dem sich im letzten Jahrzehnt aufgetanen gesellschaftlichen Gedanken, er sei die Stimme einer Generation. Das alles in wie gewohnt vielen Stimmlagen, Flows und auf allen möglichen Instrumentalarten. Es lässt sich festhalten: Niemand hätte ein derartiges Album fertigstellen können!