Es ist nahezu unmöglich, Rapper zu finden, die wenig bis zero Hater haben – aber es gibt ein paar, die alle feiern und es schaffen, wirklich jeden abzuholen. Manche pushen den Underground, andere dominieren die großen Playlists. Statt den obvious Picks wie OG Keemo, Souly oder Apsilon haben wir uns fünf Artists rausgesucht, die ihr unbedingt auf dem Schirm haben solltet.
Jassin
Berlin, Hamburg, Frankfurt, Heidelberg… die Liste der Deutschrap-Hochburgen ist lang, doch Lutherstadt Wittenberg wird man darin vergeblich suchen. Die Kleinstadt in Sachsen-Anhalt ist nun wirklich nicht für ihren Hip-Hop-Flair bekannt, doch seit März und spätestens seit diesem Sommer ist der Name auf der Karte. Grund dafür ist ein junger Rapper, der die Rapszene momentan im Schnelldurchlauf durchwandert. Jassin rappt und singt über sein Aufwachsen in genau dieser Umgebung, und wie das mit einem Nachnamen wie Awadallah abläuft, kann man sich beim Blick auf das Wahlverhalten in ostdeutschen Kleinstädten gut vorstellen.
Doch Jassin nutzt seine Zeilen, um nicht länger nur Ahnungen aufkommen zu lassen, sondern direkt aus der Betroffenenperspektive zu berichten – und das geht unter die Haut. Von erlebten rassistischen Denkmustern schon im Kindesalter über Reichsflaggen im Kleingarten bis hin zu einem breiteren Blick auf gesamtgesellschaftliche Verschiebungen: Mit einer beinahe nüchternen Klarheit erzählt der 19-Jährige von seinen Erfahrungen und schwingt sich so schon jetzt zu einer wichtigen Stimme im deutschen Rap auf.
Yosho
„Also zieh’ ich in ‘ne andere Stadt, ja, lass mal schauen, was mir da alles passiert“, singt Yosho beiläufig auf »Andere Stadt« über seinen Umzug nach Wien, obwohl sich für ihn seit diesem Schritt vieles bewegt hat. Mit der Veröffentlichung seiner langersehnten ersten EP »Lärm« im Frühjahr hat sich der junge Künstler schnell in der Indie-Rap-Szene etabliert und bringt frischen Wind in das Genre. Für alle, die eine raue Stimme und tiefgründige Texte lieben, ist Yosho daher ein echter Geheimtipp.
Seine melancholischen Lyrics über Gefühle von Veränderung und Selbstfindung, kombiniert mit ruhigen Klavierakkorden oder sanften Gitarrenklängen, verleihen seinen Tracks eine ganz besondere Atmosphäre. Neben seinen ersten Solo-Projekten hat Yosho bereits mit anderen Künstlern wie Ansu und Cato zusammengearbeitet. Der Song »Du« zeigt, wie gut er in gemeinsamen Projekten performt und wie harmonisch sein Stil zu dem seiner Kollegen passt.
Boondawg
Alle, die ihn vorher nicht auf dem Schirm hatten, wissen spätestens seit seinem Smash-Hit »GANGSIGNS« aus diesem März, Bescheid. Angefangen mit englischen Songs wechselte Boondawg 2022 zu deutschen Releases und machte es sich zur Aufgabe, die musikalischen Trends und Bewegungen aus den Vereinigten Staaten stilvoll bei uns zu etablieren. Zusammen mit Produktionen der Wunder-Zwillinge Waterboutus aus Hamburg ist ihm dies insbesondere auf seinem kürzlich erschienenen Tape »KULT« erfolgreich gelungen. Songs wie »HOMERUN« könnten zweifellos straight von der UTOPIA-Tracklist kommen.
RAPK
Egal ob in Berlin, in Paris oder in Marseille, im 10. Stock, an der Aral oder dem Gare du Nord – jeder weiß, RAPK ist real. Tief verwurzelt und gut vernetzt kennen Victor und Tariq keine Feinde. Das unterstreichen Features und Props einmal quer durch die ganze Szene, von BANGS über BHZ bis zu Berq. Kein Wunder, denn die beiden lassen kein Jahr vergehen ohne mindestens einen Hit gedroppt zu haben und bleiben sich und ihrer Gegend trotzdem unverändert treu. Wenn dann am 1. Mai wieder die Sonne auf Kreuzberg scheint und die Straße brennt, darf diese Crew einfach nicht fehlen.
Eli Preiss
Tiefreichende Texte, Hip-Hop mit starkem RnB Einfluss und Melodien, die einem einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. Seit ihrem zweiten Album »b.a.d.« (hier geht’s zur Review) inklusive dem viralen Hit »wein in wien« hat die Wienerin Eli Preiss fest in der deutschsprachigen Hip-Hop und Indie Welt Fuß gefasst. Der Mut anzuecken und sich stilistisch stets neu zu erfinden, zählt zu ihren größten Stärken. Eli’s Repertoire reicht von gefühlvollen Balladen wie »Alles (und nichts)« über bedrohliche Bässe auf »was ist der prei$$« zu Garage-Hymnen wie »Ich such«.