Die Alben des Monats | Mai 2025

Bangerfabrique, Softboy Ivo, *maliiik, OVE, Friso, Hanna Noir, Majan, FRISO, LEX.. der Mai hatte eine Vielzahl an starken Releases zu bieten. Doch für die Top 3 ist die Wahl in diesem Monat auf drei andere Artists gefallen, die in ihrem Stil unterschiedlicher nicht sein könnten: Pashanims neues Tape kommt so unverkopft wie immer, während Audio88s neues Album »Böse Wörter« genau das Gegenteil abbildet. Abgerundet wird die Auswahl vom Hamburger Rapper Ansu, der mit einer kurzen aber umso kräftigeren EP nochmal einen ganz anderen Style verkörpert.

Pashanim – grünewürfelflow

»grünewürfelflow«-EP Cover

Dass jeder neue Sommer auch mindestens einen neuen Pashanim-Hit bedeutet, ist spätestens seit 2020 absolute Deutschrap-Gewohnheit. Mit ganzen sieben Songs, gewohnt knapp um die zwei Minuten, erwies sich der Rapper in diesem Jahr pünktlich vor dem 1. Mai allerdings besonders spendabel. 

»grünewürfelflow«, dem Atrium Tower in Berlin-Tiergarten gewidmet, hat für fast jeden Typus Pashanim-Fan etwas zu bieten. Es gibt die obligatorischen Sommer-Banger (»2 Sitza«, »Shabab(e)s im VIP«), diesmal mit einer auffälligen Note von Y2K-Clubsound, dazu Straßentrap auf wummernden 808s (»intro efendi«, »Niketown«), eine kleine Autotune-Ballade (»Babymilo«), einen Liebessong (»who do you love«) und mit »Minimum Prozente« einen Song der in gewisser Weise alle Facetten vereint. Produziert wurden die Songs hauptsächlich von coolpacc, sebo, nilly und Speckman.

Inhaltlich hat sich nicht viel verändert bei Pashanim. Das kündigt Selim61 wie schon beim letzten Mixtape (»Himmel über Berlin«) auch diesmal bereits im Intro an. Aber warum sollte er auch groß etwas ändern? Mit genau diesem Selbstverständnis liefert Pashanim einen weiteren Release, der ganz unverkopft und ohne wilde Experimente seinen Zweck erfüllt. 7 kurzweilige Songs mit hohem Re(- und Car)play-Value, die einen am Lebensgefühl des Berliners teilhaben lassen und den lang ersehnten Startschuss für den Sommer geben.

Ganz nebenbei verschafft er (mit seinem übrigens allerersten Female-Feature) auch der Newcomerin Ceren ihr hochverdientes Spotlight!

Magnus Menzer

Audio88 – Böse Wörter

»Böse Wörter« Albumcover

Manche machen Fick deine Mutter-Rap seit 20 Jahren, andere wettern eben seit ebenso langer Zeit ihre schlechte Laune in die Welt hinaus. Audio88 ist das vielleicht prominenteste und in jedem Fall konsequenteste Beispiel dafür, dass es immer genug Stoff auf der Welt und unmittelbar vor der Haustür gibt, über den man sich auf Albumlänge auslassen kann.

Abgenutzt ist das aber auch auf dem achten Soloalbum »Böse Wörter« nicht. Selbst mit 16 Songs hängt man dem in Cottbus aufgewachsenen Rapper wieder gebannt an den Lippen, wenn er seine Zeilen voll mit Abgrund, Schwermut und Siech durchzieht. Bitterbös und zynisch beobachtet er seine Umwelt, sieht Krebsdiagnosen nach dem zweiten Kind bei Freunden, stellt die Kunst seiner Rapperkolleg*innen in Frage und verteilt Panzerfäuste statt Highfives.

Ein Feature von dem einen Menschen, den er nicht hasst, sonder noch ganz okay findet bleibt diesmal aus, Yassin setzt für dieses Album aus. Stattdessen sind die augenscheinlich ebenfalls ganz okayen und bestens aufgelegten Tarek K.I.Z, Shelter Boy, Karate Andi und der Leipziger Lokalmatador Dando vertreten, die mal mit einer Hook, mal mit einem Part Audio in seiner misanthropischen Mission begleiten.

“Das ist keine Platte, die ich nur mal eben so hingerotzt habe” heißt es auf »Leichtes Ziel« und das ist wirklich kaum zu überhören. Audio kommt in Topform, hat sich mit Hilfe von Torky Tork ein bedrohliches Soundbild gebaut und poltert über die Beats, dass man nach den 31 Minuten nur mit ebenfalls schlechter Laune da rausgehen kann. Mit der besten Art von schlechter Laune allerdings.

Matthi Hilge

Ansu – Radau EP

»Radau« EP-Cover

„Ups, sorry, wenn ich euch geweckt hab“ – Ansu macht mit seinem neuesten Tape wieder richtig Lärm.

Mit insgesamt sechs Tracks kehrt der Hamburger Rapper auf »RADAU« nach seiner eher ruhigeren, fast schon melancholischen EP »WOHIN?« zurück zu seiner In-Your-Face-Attitude.
Wie beinahe alle Ansu-Projekte produzierte Wegbegleiter Cato auch diese EP, großen Anteil hat darüberhinaus auch 2Sick gehabt.

Wut hat sich angestaut und es werden Ansagen gemacht: Die Lyrics sind eindringlich, die Beats düster und Ansus Stimme kraftvoll. Getragen wird das Tape von Geschichten und Bildern der Straßen seiner Heimatstadt, die er gewohnt kompromisslos und ungeschönt zeichnet. Ansus Frust ist laut und unbequem, aber nie unbegründet oder beliebig. Auf Tracks wie »WECKER« oder »FATAL« macht er unmissverständlich klar, dass dieses Projekt nichts mit Zufall zu tun hat und Stillstand keine Option für ihn ist.

11 Minuten »RADAU« reichen aus, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Und wir beschweren uns nicht, dass wir geweckt wurden.

Lara Binge