Soundcheck: Westside Gunn - And Then You Pray For Me
Cover via Griselda Records / Empire

Westside Gunn releast mit »And Then You Pray For Me« den Nachfolger seines Magnum Opus

Westside Gunn aus Buffalo wurde Jahre lang als Geheimtipp gehandelt. Dies änderte sich mit seinem Album »Pray For Paris« (lies hier unseren Staff Pick) vor knapp drei Jahren. Seitdem konnte er sich Co-Signs von Legenden wie Jay-Z oder Diddy und Featureparts auf den Alben von Größen wie Travis Scott und Kanye West in die Vita schreiben. Nun erschien am letzten Freitag mit »And Then You Pray For Me« der Nachfolger des bisher kommerziell erfolgreichsten Albums von Westside Gunn.

Holprige Schritte auf neuen Wegen

Soundcheck: Westside Gunn - And Then You Pray For Me
Cover via Griselda Records / Empire

Der klassische Griselda-Sound findet sich nur selten auf der Platte – dafür aber umso mehr Trapbeats. Leider sind diese Gehversuche auf neuen Wegen mehr als wackelig. Westside Gunns Laid-Back-Flow und seine leiernde Stimme wollen einfach nicht mit Instrumentals jenseits der 90BPM harmonieren. Hinzu kommt, dass die ausgewählten Instrumentals unglücklicherweise völlig aus der Zeit fallen, ohne dabei ein positives Retrogefühl beim Hörer hervorrufen zu können. Insgesamt erinnert der Sound ein wenig an diverse billig produzierte Dat-Piff Mixtapes aus den frühen 2010er Jahren. So wird Gunn auch von seinen Featuregästen Denzel Curry auf »Ultra GriZelda«, Rick Ross auf »DunnHill« und Giggs auf »Disgusting« regelrecht degradiert. Darüber hinaus ist das Projekt mit Gästen überlagert, welche recht wahllos platziert scheinen. Mehr als 15 Gastmusiker*innen und unnötigerweise gleich fünf Stove God Cooks Parts verteilen sich über die 21 Anspielstationen der Platte.

Leider kein würdiger Nachfolger

Die meisten Hörer*innen dürften als Nachfolger für »Pray For Paris« ein Gesamtkunstwerk voller Drumless-Beats, Kunstreferenzen und viele, aber gut gesetzte Features erwarten.  All das kann »And Then You Pray For Me« leider nicht liefern. Westside Gunn klingt auf dem neuen Release schlicht und ergreifend verloren. Leider finden sich auf dem Album – abseits des von Virgil Abloh designten Covers – so gut wie keine Parallelen zum Vorgänger, welcher Westside Gunn seinen internationalen Durchbruch beschert hat und bis heute für einige Fans sein Opus Magnum darstellt. Während auf dem Vorgänger der Sound wie aus einem Guss erschien, wirken die Songs auf »And Then You Pray For Me« zusammengewürfelt. Lediglich wenige Songs wie »KITCHEN LIGHTS« oder »The Revenge Of Flips Legs« lassen Griselda-Fans noch aufhorchen.

Sein schlechtestes Album

Alles in allem lässt sich sagen, dass »And Then You Pray For Me« das schlechteste der fünf Studioalben von Westside Gunn ist – wenn nicht sogar sein bisher schlechtestes Release. Weder schafft er es den Hörer mit der immer gleichen Mischung aus Straßengeschichten und High-Fashion-Referenzen einzufangen, noch schafft er es sich neu zu erfinden. Es scheint als ob der Griselda-Leader in einer kreativen Krise steckt. So bleibt zu hoffen, dass er in Zukunft noch einmal an die Qualität von »Pray For Paris« anknüpfen kann.

Tracklist: Westside Gunn – And Then You Pray For Me

01. FLYGOD DiD (feat. AA Rashid)
02. Mamas PrimeTime (feat. J.I.D, Conway the Machine & Cartier A Williams)
03. Kostas (feat. Conway the Machine & Benny the Butcher)
04. 1989 (feat. DJ Drama & Stove God Cooks)
05. Suicide in Selfridges (feat. DJ Drama)
06. KITCHEN LIGHTS (feat. Stove God Cooks)
07. FLYGOD 2X
08. DunnHill (feat. Rick Ross)
09. House Of Glory (feat. Stove God Cooks)
10. JD Wrist (feat. Estee Nack, Trap-A-Holics & Stove God Cooks)
11. Disgusting (feat. Giggs)
12. Chloe (feat. Ty Dolla $ign)
13. LL BOOL GUNN
14. Babylon Bis (Feat. Stove God Cooks)
15. Ultra GriZelda (feat. Denzel Curry)
16. Jalen Rose (feat. Boldy James)
17. Steve and Jony (feat. EST Gee)
18. MR EVERYTHING (feat. Jeezy)
19. Freddy Js (feat. Peezy & DJ Holiday)
20. The Revenge Of Flips Legs (feat. Rome Streetz)
21. AND THEN YOU PRAY FOR ME (feat. KayCyy)

Fazit
And Then You Pray For Me" von Westside Gunn markiert einen holprigen Schritt weg vom klassischen Griselda-Sound hin zu experimentelleren Trapbeats, die jedoch nicht überzeugen. Das Album wirkt zusammengewürfelt und verliert sich in unpassenden Features und Stilbrüchen. Es fehlt an der künstlerischen Kohärenz und Stärke seines Vorgängers 'Pray For Paris', was es zu seinem bisher schwächsten Werk macht.
6.5