Unter dem Radar: 5 UK-Artists, die du unbedingt kennen solltest

Die britische Insel ist schon seit Beginn der Pop-Musik bekannt für innovative Musik, die ihr Zentrum vor allem in London gefunden hat. Dass es heute neben Grime, Indie-Rock und R&B noch viele musikalische Zwischendimensionen gibt, die hierzulande gerne untergehen, zeigen diese fünf Künstler*innen. Alle von ihnen sind innerhalb ihres eigenen musikalischen Kosmos eigentlich zu groß, um noch wirklich als „Newcomer“ bezeichnet zu werden. Die Realität sieht aber leider anders aus. Die fünf sind ein Beispiel dafür, dass internationale Acts, abseits des Mainstreams und großer Labels, in Deutschland Schwierigkeiten haben, gehört zu werden. Es gibt zu wenige Plattformen und öffentlichen Raum dafür.

Zum anderen zeigt es aber auch die Arroganz der Musikliebhaber*innen. Lieblingsartists werden wie seltene Perlen behandelt. Man gönnt ihnen zwar Erfolg, aber auch nicht zu großen, damit die Nische eben Nische bleibt. Wir nutzen die Gelegenheit, unsere Plattform für diese fünf Artists zu öffnen, die UK-Fans vermutlich ohnehin längst kennen und die alle inner- und außerhalb unserer Mostdope-Bubble unbedingt kennenlernen sollten.

Nia Archives

Spätestens durch ihr neues Album »Silence is loud« ist die Wahl-Londonerin komplett durchgestartet. Mit dem Blick aus der eigenen Musik-Bubble hinaus merkt man allerdings schnell, dass der Hype in Deutschland deutlich geringer ist als verdient. Dabei überzeugt Nia nicht nur durch ihren Gesang, als erfolgreiche DJ, Produzentin und Singer-Songwriterin hat sie sich fest in der Garage- und Rave Szene etabliert. Mit Blick auf die immer noch männlich dominierte Producer-Szene in der Musikwelt sticht sie als Frau in den Credits schonmal deutlich hervor. Zusätzlich gibt ihr Background als DJ ihren Sound sehr vielseitige und spannende Einflüsse, die musikalisch die britische Gesellschaft spiegeln. Zwischen Brexit, Post-Corona und der Pirate-Radio-Vergangenheit gibt es zwar starke Herausforderungen aber halt immer auch Künstler*innen die sich davon nicht abhalten lassen und ihr Ding durchkämpfen. Nia Archives ist eines der größten Aushängeschilder dafür.

Rachel Chinouriri

Gerade veröffentlichte Rachel Chinouriri ihr Debütalbum »What A Devastating Turn of Events« und schon das Cover zeigt, dass sich die Künstlerin nicht so einfach in eine musikalische Schublade stecken lässt. Das Outfit erinnert an Looks von SZA (irgendwie Hippi und bunt durcheinander, aber es funktioniert einfach), dabei lehnt sie sich lässig mit der rechten Hand an ihre Gitarre. Im Hintergrund ein sehr britischer Council Estate. Ihre Texte sind Auszüge aus dem normalen britischen Alltag: so normal wie dieser heutzutage eben sein kann. Musikalisch geht es eher Richtung Indie Rock, allerdings mit spannenden Twists durch relevante Thematiken wie Herzschmerz, Trauma und persönliche Grenzen. Einige Fans haben daher schon angemerkt, dass ihre neuen Songs eigentlich in den Soundtrack der Netflix-Serie Heartstopper stattfinden müssten. Das macht Rachel Chinouriri nicht nur schon länger zu einem Geheimtipp von Mahalia (zum Interview geht es hier.) oder The Last Dinner Party, sondern auch von uns.

LAVA LA RUE

„Honey this world is madness“ singt LAVA LA RUE auf dem Track »Humanity«. So viele Menschen, aber wo bleibt die Menschlichkeit? Wichtige Fragen, mit denen sich LAVA befasst. Die musikalischen Wurzeln bilden West-London und das Stichwort ist Fusion von Kulturen, Sound und Genres. Während der eine Track noch eine Pop-Hymne zum lauten mitsingen ist, wird auf dem nächsten gekonnt zum Rap gewechselt. Genau darin liegt Lavas Stärke, quasi eine musikalische eierlegende Wollmilchsau. DIY ist dabei ein wichtiges Thema. Alles, was geht, wird selbstgemacht und selbst produziert, ohne sich abhängig von großen Labels und deren Agenda zu machen. Neben dem Kollektiv NINE8 steckt LAVA LA RUE eigentlich immer im nächsten künstlerischen Projekt. Als Resultat soll diesen Juli das Debütalbum »STARFACE« erscheinen und unbedingt von uns vorgemerkt werden.

Greentea Peng

Etwas spiritueller mit leicht psychedelischem Unterton, aber auch immer mit starker politischer Message, das ist Greentea Peng. Sie selbst bezeichnet es als psychedelischen R&B und das passt ziemlich perfekt. Stark beeinflusst durch jamaikanische Musik, aber auch durch die Erfahrungen, die sie auf ihren Weltreisen gemacht hat. Wer die Chance hatte, Greentea Peng schon mal live zu sehen, wird schnell wissen, was gemeint ist. Die Bühne wird von einer Frau betreten, die von Kopf bis Fuß mit vielen buddhistischen und spirituellen Symbolen tätowiert ist. Sobald die Musik erklingt, hat sie alle Aufmerksamkeit. Mit ihrer Stimme und den oft hypnotischen Beats schafft sie es, einen in den Bann zu versetzen. Nach ihrem Debütalbum »MAN MADE«, welches 2021 erschien, sind die Arbeiten an dem neuen Werk nun endlich beendet und mit etwas Glück werden wir dieses Jahr durch neue Musik in musikalische Trance-Zustände versetzt.

Lola Young

Bereits von SZA bemerkt und deren Stories hochgelobt, sollte Lola Young auf keiner Liste an UK-Artists to watch fehlen. „Nicht auf den Mund gefallen“ passt eigentlich perfekt, um ihre Texte zu beschreiben. Direkt, offen und ehrlich erfasst die Sängerin aus Croydon damit ziemlich perfekt die Probleme, die emotional an der Oberfläche brodeln. Explizit, aber auch sehr smart bringt sie damit nicht nur die Gefühlswelt von Anfang Zwanzigjährigen perfekt auf den Punkt. Young ist fast eine Art Anti-Hero der aktuellen UK Szene. Mit Elektro-Pop-Rock à la Billie Eilish aber eben doch ein bisschen mehr dirty und UK wird die (excuse our French) extrem geile Attitüde von Lola Young nur noch unterstrichen. Bestes Beispiel der Track »Fuck«. Da dieser leider eine Altersbeschränkung hat und für unser Website gesperrt ist, die genauso gute Alternative: »Wish You Were Dead«.