Jahresrückblick: Internationale Singles

Jahresrückblick 2024: Die 10 besten internationalen Singles

Es ist wieder Zeit für den Mostdope-Jahresrückblick. Jeden Adventssonntag blicken wir auf das Jahr 2024 zurück und stellen euch unsere Bestenlisten in verschiedenen Kategorien vor. Welche Künstler*innen haben das zurückliegende Jahr mit ihren Songs, EPs oder Alben am meisten geprägt für uns?

Zum 1. Advent stellen wir euch hier unsere Top 10 der internationalen Singles vor. Welche Tracks aus diesem Jahr hat die Redaktion am meisten gefeiert?

Honorable Mentions

Bevor die vordersten zehn Plätze kommen, gibt es hier noch einmal eine Auswahl an Tracks, die das Ranking nur ganz knapp verpasst haben. Unter den über 80 zur Auswahl stehenden Songs bei unserer Bestenliste haben es diese Tracks zwar nicht ganz nach oben geschafft, aber unser Jahr 2024 stark geprägt.

• A$AP Rocky & Jessica Pratt – HIGHJACK
• Rapsody & Erykah Badu – 3AM
• FKA twigs – Eusexua
• Future, Travis Scott & Playboi Carti – Type Shit
• ScHoolboy Q – tHank god 4 me
• Pale Jay & jev – Simple Days


Platz 10: Little Simz – Mood Swings (VÖ: 09.02.)

Little Simz war dieses Jahr musikalisch etwas ruhiger, hat sich aber dennoch nicht auf den Lorbeeren ihres letzten Albums »NO THANK YOU« ausgeruht. Im Februar veröffentlichte sie die EP »Drop 7«, auf der sie gemeinsam mit dem britischen Produzenten und Komponisten Jakwob einen neuen Sound ausprobiert. Der Sound steht Simz hervorragend, und die Single »Mood Swings« sticht aus dem Projekt besonders hervor.

Neben der Musik hat Little Simz in diesem Jahr endlich die Aufmerksamkeit erhalten, die ihr schon lange zusteht. Sie lief während der Paris Fashion Week den Laufsteg für das Modelabel Miu Miu und war außerdem das Gesicht von Vans Europe. Zusätzlich ist Simz weltweit auf Plakaten und Anzeigen für die legendäre britische Modemarke Burberry zu sehen. Ganz nebenbei lieferte sie im Sommer auch noch ein beeindruckendes Set auf dem Glastonbury Festival ab. Gibt es eigentlich noch etwas, das International Simbi nicht kann?

Platz 9: Lola Young – Big Brown Eyes (VÖ: 05.04.)

Vom UK-Geheimtipp zu Features mit Lil Yachty und Tyler, The Creator. Lola Young hat 2024 einen beachtlichen Aufstieg hingelegt. Und das völlig zurecht, denn die Vielseitigkeit ihrer Stimme und die Menge an Emotionen, die sie mit voller Wucht verkörpern kann, machen sie zum absoluten Ausnahmetalent. Auf »Big Brown Eyes« präsentiert sie diese Qualität wütend und sarkastisch in einem verwirrenden Spannungsfeld zwischen Ablehnung und Anziehung. Wie natürlich sie Beleidigungen und Komplimente, Zuneigung und tiefste Feindseligkeit in eingängigen Melodien verknüpft, ist einmalig. „You can eat shit…“ klang noch nie besser.

Platz 8: RAYE – Genesis. (VÖ: 07.06.)

Ein Song, sieben intensive Minuten, die sowohl als Ganzes als auch in drei Teilen gehört werden können. Die britische Künstlerin RAYE hat mit »Genesis.« ein Projekt veröffentlicht, das uns – ähnlich wie der Teufelskreis aus Selbstzweifel und Sucht – erst mit nach unten zieht, nur um uns am Ende das Licht erblicken zu lassen. Spannend an der Single sind jedoch nicht nur die Lyrics, die eine sehr dunkle, aber leider auch alltägliche Geschichte erzählen. Vielmehr gelingt es RAYE, in drei Parts vollkommen unterschiedliche Genres flüssig miteinander zu verknüpfen. Dabei sitzt jede Note perfekt. Neben einer großartigen Live-Version gibt es auch ein Musikvideo, das uns ebenso beeindruckt und die Message noch klarer vermittelt. Ein großartiger Track mit ebenso großartigen Visuals.

Platz 7: Tommy Richman – MILLION DOLLAR BABY (VÖ: 26.04.)

Urplötzlich war dieser Song im Frühling da – und wollte überhaupt nicht mehr aus den Playlists, TikToks und Ohren rausgehen. Wer ist dieser Tommy Richman und was ist das überhaupt für eine Musikrichtung, die da in einer bewusst retro gehaltenen Soundästhetik präsentiert wird? Aufmerksame R’n’B-Kenner*innen werden Richman schon durch seine Zusammenarbeit mit Brent Faiyaz kennengelernt haben, doch so extravagant eigen wie auf seiner Durchbruchssingle »MILLION DOLLAR BABY« war er nicht davor und nicht mehr danach. Die Vintage-Melange aus R’n’B, Rap und Funk hat auf diesem Song beinahe Lightning in a Bottle-Charakter – alles hat für einen Moment gestimmt.

Platz 6: Niko B – it’s not litter if you bin it (VÖ: 04.04.)

Wer einmal die Hook von »it’s not litter if you bin it« gehört hat, bekommt sie seitdem wahrscheinlich nicht mehr aus dem Kopf. Nach seinem steilen Durchbruch im Jahr 2020 hat sich der erst 23-Jährige Niko B in diesem Jahr mit seinem Debütalbum »dog eat dog food world« endgültig in der britischen Hip-Hop-Szene etabliert. Mit einer Mischung aus elektronischen und jazzigen Beats kreiert er seit Jahren seinen ganz eigenen Sound. In seiner Single »it’s not litter if you bin it« stellt er seine unterhaltsame Art unter Beweis und erzählt persönliche Anekdoten, die sich um die kleinen, chaotischen Momente seines Lebens drehen. Das dazugehörige Musikvideo spiegelt dabei die schräge, aber gleichzeitig humorvolle Atmosphäre wider und fängt die Stimmung des Tracks perfekt ein.

Platz 5: Ghetts & Sampha – Double Standards (VÖ: 08.02.)

Wenn der Name Ghetts fällt, wissen viele außerhalb vom UK eher wenig damit anzufangen. Doch mit seiner Single »Double Standards« mit Landsmann Sampha hat der 40-jährige Rapper erneut gezeigt, dass er zu den bedeutendsten Stimmen der britischen Rap-Szene gehört. Ghetts liefert eine kraftvolle Botschaft über Rassismus, die Ungleichbehandlung von Minderheiten und die Heuchelei in der Gesellschaft, besonders in Bezug auf die britische Regierung. Sampha macht das, wofür wir ihn alle am meisten lieben, und ergänzt den Song mit seiner einzigartigen Stimme, die dafür sorgt, dass der Track noch lange im Gedächtnis bleibt und in unserem Ranking den 5. Platz belegt.

Platz 4: Fred again.., Anderson .Paak & CHIKA – places to be (VÖ: 31.05.)

Fred again.. hat mal wieder abgeliefert – und wir fragen uns langsam, ob es überhaupt jemanden gibt, mit dem er nicht harmoniert. Zusammen mit CHIKA, die mit ihrem Vocal-Sample die Basis legt, und Anderson .Paak, der neben den fast schon obligatorischen Drums eine unfassbare, ansteckende Energie mitbringt, haben die drei den perfekten Startschuss für den Sommer geliefert. »places to be« reißt uns aus dem Sitz und vermittelt dabei das Gefühl, live mittendrin zu sein. Noch näher kommt man dem in der Videoversion der Jam-Session.

I don’t know, there’s something about that song /
That just make you wanna get up and bust a motherfuckin’ move

Platz 3: Childish Gambino – Lithonia (VÖ: 02.07.)

Seit jeher ist Childish Gambino, das musikalische Alter Ego von Schauspieler Donald Glover, nicht festzuzurren auf einen Sound: bereits auf ewig hat das Multitalent Soul genauso wie Frat-Rap oder R’n’B in seinem Portfolio stehen. Auf seinem letzten Album unter dem Moniker treibt Gambino die Genrelosigkeit noch einmal in die Höhe und versucht sich an dutzenden Stimmungen innerhalb eines Album. Sinnbildich dafür steht »Lithonia«. Beinahe rockhymnenartig bauen sich die Gitarren auf und entladen sich in einem Mantra, das über dem gesamten Song (und eigentlich auch seinem gesamten Schaffen) steht: „Nobody gives a fuck“.

Platz 2: Doechii – NISSAN ALTIMA (VÖ: 02.08.)

Auch wenn dieses Jahr offiziell vom Brat Summer geprägt war, gab es in Hip Hop-Kreisen noch eine andere Bewegung: Die Welt ist Doechiis „Swamp“ und wir sind die „Bitches“, die darin schwimmen. Mit ihrem Album »Alligator Bites Never Heals« hat Doechii ein Konzeptalbum veröffentlicht, das eine Boom Bap-Hommage darstellt – allerdings mit einem Southern Swamp-Spin. Neben ihren vier Grammy-Nominierungen steht die TDE-Künstlerin damit dieses Jahr an der Spitze der Bestenlisten. Für uns begann alles mit der Single »NISSAN ALTIMA«. Harte, schnelle Lyrics, in denen sich Doechii selbst zur „Hip Hop-Madonna“ und „Trap Grace-Jones“ kürt. Eine klare Ansage an alle anderen Artists der Szene.

Platz 1: Kendrick Lamar – Not Like Us (VÖ: 04.05.)

Gab es einen Song, der dieses Jahr mehr repräsentiert hat als »Not Like Us«? Ganz gleich, wie überspielt Kendrick Lamars finaler Streich im größten Beef der jüngeren Rapgeschichte auch sein mag, ganz gleich wie viel an den schweren Pädophilie-Vorwürfen, die der Compton-Rapper seinem Kontrahenten Drake auf den 4:33 Minuten macht: Dieser Disstrack ist für immer untrennbar mit 2024 verbunden. Der Zeitpunkt seiner Veröffentlichung, die viralen Catchphrases in den Zeilen, der sich im Gehörgang einnistende Westcoast-Bounce-Beat von Mustard, die Beanspruchung der ganzen Kultur für sich: »Not Like Us« ist mehr als nur ein Disstrack gewesen.