Nachdem Haftbefehl seine Fans in den letzten zwei Jahren mit »Das Schwarze Album« & »Das Weiße Album« glücklich machen konnte, war der Offenbacher über die letzten Monate eher wegen seiner Exzesse als wegen seiner Musik in den Medien, woraufhin er sich erst einmal eine Auszeit nahm. Am 27. November meldete sich Baba Haft aber wieder zurück und kündigte gleich ein neues Album an. Nur eine Woche später – am letzten Freitag – erschien sein siebtes Studioalbum »Mainpark Baby«.
Die Platte beginnt mit dem Song »Geruch von Koks«, auf dem Paula Hartmann als Featurepartnerin vertreten ist. Zwar mag diese Kombination auf den ersten Blick recht interessant erscheinen, fühlt sich dann aber doch etwas erzwungen an. Eben dieses Gefühl zieht sich fast gänzlich über die 37 Minuten Spielzeit. Haftbefehl klingt so als hätte er einen großen Teil seines einstigen Hungers mittlerweile gestillt. Zwar bleibt er natürlich seinem Stil treu, jedoch fehlt es auf »Mainpark Baby« an jener Kompromisslosigkeit und Unberechenbarkeit, für die man Haftbefehl als Fan liebt. So erweckt das Album sehr den Anschein, mehr am Reißbrett als im Studio entstanden zu sein. Das schlägt sich auch in den Produktionen von Bazzazian nieder, die um einiges an Härte eingebüßt haben und dafür Einflüsse aus aktuellen Trends gewonnen haben.
Auch die Gästeliste auf »Mainpark Baby« klingt erst einmal vielversprechend. So vereint Haftbefehl die einstigen Sparringspartner Kool Savas und Azad auf »Dann mit der Pumpgun 2.0« – eigentlich ein Garant für nostalgisches Feeling – aber leider schafft es keiner der Protagonisten einen wirklich starken Part zu liefern. Darüber hinaus finden sich recht durchschnittliche Gastauftritte von Trap-Superstar Ufo361 auf »Dünner Kanack« und Azzlack-Nachwuchs Soufian auf »Chevignon & Classics«. Auch die Streaming-Schwergewichte Kalim und Nimo sind auf dem Song »PIMP« vertreten, der aber leider den Tiefpunkt des Albums markiert. Einzig OG Keemo schafft es, eine wirklich gute Figur auf »Kein Respekt« abzugeben.
Nichtsdestotrotz hat »Mainpark Baby« natürlich auch Glanzpunkte. Beispielsweise der eben genannte Song »Kein Respekt«, »Die braune Tasche« und »Letzter Track« stellen die Highlights des Albums dar. Auf letzterem hat Haftbefehl darüber hinaus sein vermeintliches Karriereende bekanntgegeben. So heisst es auf dem Song:
Russisch Roulette, hab mich auf den Thron gesetzt. Heute geb’ ich meine Krone weg [..] Alles fing an im Wettbüro in O-F. Ich hab’ die Sprache verändert, hier mein letzter Track [..] Zu lange hab ich getanzt mit Dschinn und Geistern. Ich schmeiß’ das Mic hin und nimm für meine Kinder Zeit.
Haftbefehl auf Letzter Track
Alles in allem ist »Mainpark Baby« immer noch ein Haftbefehl Album und bewegt sich allein deshalb schon auf einem hohen Level. Nichtsdestotrotz bleibt wenig aus seinem – hoffentlich nicht – letzten Album beim Hörer hängen. Der Musikexpress schrieb zum Album sehr passend: „Er verwaltet sein Erbe, fügt dem aber wenig hinzu.“