Soundcheck: Russ - Chomp 2
Cover via Russ My Way Inc.

Russ – Chomp 2 // REVIEW

Russ gehörte eine lange Zeit zu den meistdiskutierten – um nicht zu sagen gehassten – Figuren der Internationalen Hip-Hop-Szene. Obwohl einige seiner Aussagen durchaus fragwürdig wirken, kann man dem 29-Jährigen auf keinen Fall sein Talent absprechen. So hat er seit 2011 einige Alben und unzählige Singles im Alleingang produziert, aufgenommen, gemixt und gemastert. Nach seinem Durchbruch im Jahr 2016 konnte Russ unter Columbia Records einige Erfolge feiern. Nun erschien mit »Chomp 2« – dem Nachfolger der 2020 erschienenen EP – das erste Independent-Werk von Russ seit knapp fünf Jahren.

Auf den knapp 51 Minuten Spielzeit ist deutlich zu hören, dass Russ nun nicht mehr bei einem Majorlabel unter Vertrag steht. Denn auf der Platte finden sich im Vergleich zu den vorherigen Alben wesentlich weniger Popeinflüsse. Des Weiteren besinnt sich Russ hier auf das Kernelement seiner Musik – den Rap. Dies zeigt sich bereits in der Gästeliste. Hier geben sich alte Legenden wie Styles P, Papoose oder Snoop Dogg zusammen mit aktuell gefeierten Rappern wie Westside Gunn, Wale oder Big Sean die Klinke in die Hand. Insgesamt scharrt Russ damit 17 weitere MCs um sich, die allesamt vornehmlich für ihre Lyrics bekannt sind. Auch die Liste an Produzenten kann sich durchaus sehen lassen. Hier finden sich Namen wie The Alchemist, Statik Selektah und 9th Wonder. Sogar DJ Premier hat einen Beat zu »Chomp 2« beigesteuert. Dem gegenüber haben sich auch Produzenten am Album beteiligt, welche eher für aktuelleren Sound bekannt sind wie zum Beispiel Jake One, Hit-Boy oder Harry Fraud. Beim Song »Faith« zusammen mit Jadakiss hat Russ sogar wieder einmal selbst Hand angelegt.

Russ selber performt raptechnisch extrem gut auf der Platte und könnte hier sogar sein bisher stärkstes Werk geliefert haben. Offensichtlich befreit von großartigem Verkaufsdruck und beflügelt von seinen Gästen rappt er präzise Zeile für Zeile und droppt dabei sowohl Ansagen als auch Knowledge. Auch zeigt er in den Hooks deutlich, dass er nach wie vor ein hervorragender Sänger ist, der es versteht eingängige, aber unaufdringliche Melodien zu finden. So beispielsweise auf »Distance« featuring Griselda-Rapper Conway The Machine und Wu-Tang Clanmember Ghostface Killah.

Alles in allem ist »Chomp 2« ein unglaublich gutes Album, mit dem Russ zum Ende des Jahres noch einen Kandidaten für das AOTY ins Rennen schickt. Dies liegt nicht nur an den großen Namen, welche die Platte begleiten, sondern vornehmlich an Russ selbst. Wie bereits erwähnt wirkt er deutlich befreiter und macht anscheinend nun künstlerisch genau das, was er selbst will – ohne dass ihm dabei jemand etwas vorschreiben kann.