Nach seinem Erfolg mit Der Plot und seinem Neubeginn als Solo-Künstler unter dem Pseudonym Elmäx wagt Maximilian Bohl einen weiteren Restart. Als BOHL leitet er ein neues, emotionaleres Kapitel in seiner Musikkarriere ein und tauscht die Rap Parts durch Pop Songs mit tiefgründigen Lyrics. Mit seinem neuen Album »GET WELL SOON« nimmt er die Hörer mit auf seine bisher persönlichste Reise.
Bevor BOHL als Solo-Künstler durchstartete, war er gemeinsam mit CONNY Teil von Der Plot. Die vier gemeinsamen Studioalben des Duos zeichnen eine große Genrevielfalt, von Jazz über Rock bis Elektro, und ausdrucksstarke Punchlines aus. Doch nach ihrem politischen Konzeptalbum breitete sich ein starkes Bedürfnis nach Selbstständigkeit aus und er wollte einen anderen Weg gehen. Im Jahr 2021 wird der Schritt gewagt und er veröffentlicht unter dem Namen Elmäx das Soloalbum »NAÏVE«. Trotzdem fühlt er sich zunehmend entfremdet von seiner eigenen Musik, also wird der Nachname zum Künstlernamen und unter BOHL veröffentlicht er seit letztem Herbst Musik mit Tracks, die seine künstlerische Neuausrichtung widerspiegeln.
Einen Ausblick auf das musikalische Konzept von »GET WELL SOON« gibt bereits der Titeltrack und verspricht elektronische Upbeats kombiniert mit tanzbarem Pop. Vergleichsweise fallen »Erst wenn ich fall« und auch die beiden letzten Tracks der Platte »Jeden Sonntag« und »Kreis« dadurch auf, dass sie melodischer und sanfter sind. Besonders hervorzuheben ist die Produktion des Albums für welche Andre Moghimi, Mitglied der Indie Pop Band Fewjar, verantwortlich war. Dieser fährt ein breites Instrumentarium von Streichern bis atmosphärischen Synthies auf und verschafft den 8 Tracks ein abwechslungsreiches Klangbild, das BOHLs Aussagen effektiv unterstreicht.
Nichts bleibt verborgen
Der Musiker und Filmemacher zeigte sich in der Vergangenheit, sowohl bei seiner Musik als auch seinen Filmen, oft verkopft und von seinen Gedanken geleitet. Talent für Visuelles zeigen die Videos insbesondere zur ersten Auskopplung »Falls du dich fragst«. Auf seinem neuen Album präsentiert sich BOHL von seiner verletzlichsten Seite und gewährt seinen Zuhörer*innen einen Einblick in ein von Unsicherheit und Überforderung geplagtes Leben.
Das Album spiegelt die ehrliche Selbstreflexion und Selbstkritik BOHLs wider und schafft dadurch eine besondere Nähe zwischen Künstler und Hörenden. Neben Depressionen, Therapie und Bindungsunfähigkeit nimmt »GET WELL SOON« uns mit auf den Prozess der Heilung und die Verarbeitung seiner Emotionen. Während die erste Hälfte geprägt von Gefühlen der Verlorenheit und Verzweiflung ist, weist »Radikale Akzeptanz« einen Wendepunkt in der Geschichte auf und zeigt erstmals einen Widerstand gegen die negativen Emotionen auf. Dabei zeigt sich BOHL überaus nahbar und erzählt von Momenten, die einigen bekannt sein dürften:
Der Kleiderschrank quillt über, aber nichts ist gut genug / Erstmal eine rauchen, in meinen Augen brennt die Glut / Wippe immer mit dem Fuß, denn ich finde keine Ruh
»Radikale Akzeptanz«
Ohne sich aber damit zu begnügen, düstere Momente darzustellen, ist »GET WELL SOON« spätestens auf dem Track klar darum bemüht, einen Ausweg aus immer gleichen Gedankenschleifen zu zeigen. Ohne doppelten Boden trägt BOHL ganz offen seine Probleme aus und weicht die Grenze zwischen Kunst und Realität auf. An wen sich das Mantra “radikale Akzeptanz, du bist nicht die Emotion” richtet, wird bewusst offen gelassen. Diese Offenheit ist durchaus mutig, aber an manchen Stellen wie auf »Immer dann, wenn du mich brauchst« sind manche Gedanken so unverschmückt verpackt, dass sie etwas an Plattitüden grenzen.
BOHL weiß, seine Fans immer wieder mit einer neuen Überraschung auf Trapp zu halten – sei es ein neues Album, ein neuer musikalischer Stil oder gleich ein vollkommen neuer Künstlername. Wenn »GET WELL SOON« auch an manchen Stellen etwas ausdrucksstärker sein könnte, ist ihm mit dem neuen Soundbild die Neuausrichtung gelungen. Man darf daher gespannt sein, inwiefern er die hier eingeschlagene Richtung auf kommenden Releases beibehält oder ob er sich nicht doch wieder etwas Neues überlegt.