Soundcheck: Amewu - Haben oder Sein
Foto via Amewuga

Amewu – Haben oder Sein // REVIEW

Amewu ist für viele Deutschrap-Hörer*innen bisher noch ein Unbekannter – und dass, obwohl der Berliner bereits seit über 13 Jahren im Rapgeschäft ist und unter Kennern sehr geschätzt wird. Seine Alben »Entwicklungshilfe« und »Leidkultur« erhielten fast durchweg gute Rezensionen. Leider blieb der „Live-MC“ seit dem Jahr 2012 ohne richtiges Release. Umso größer war dann die Freude als Amewu im November letzten Jahres endlich sein neues Album »Haben oder Sein« ankündigte, das nun letzten Freitag erschien.

Amewu Pressefoto
Foto via Janick Zebrowski

Amewu macht seinem Ruf als exzellenter Rapper auf dem Album alle Ehre. Technisch versiert und stets sehr nachdenklich kämpft er sich durch seinen eigenen Kopf, die deutsche Gesellschaft und die Rap-Szene – manchmal sogar gefühlt zeitgleich, denn hier und dort wirken die Songs thematisch ein wenig sprunghaft. Flowtechnisch hat Amewu natürlich ebenfalls viel zu bieten. So rappt er mal eher locker und erzählerisch wie beispielsweise auf »Fliegen« und liefert dann zwei Tracks später schnelle Flowabfahrten auf »Kenne meine Fehler«. Entsprechend zu den Flows sind auch die Beats breit gefächert. »Haben oder Sein« erstreckt sich soundtechnisch von klassischem Boom Bap bis hin zu modernem Trap – und allem dazwischen. Zu einem großen Teil stammen die Instrumentals aus der Feder von Amewu selbst. Des Weiteren finden sich Beats von unter anderem Ghanaian Stallion, Megaloh oder Dramadigs.

Abschließend lässt sich sagen, dass »Haben oder Sein« ein tiefgründiges Machwerk ist, das viele alte Fans glücklich gemacht haben dürfte. Dennoch wirken sowohl die einzelnen Songs als auch die Platte an sich nur wenig stringent. Dies kann durchaus ein wenig diffus wirken, zwingt die Zuhörer*innen aber dazu jeder Zeile genaustens zu folgen. Auch betont Amewu immer wieder, dass er seine Musik nur für sich mache, weshalb auf »Haben oder Sein« offensichtlich eher Emotionalität und Ausdruck im Vordergrund standen als ein übergeordnetes Konzept. Nun bleibt zu hoffen, dass nicht wieder zehn Jahre bis zur nächsten Veröffentlichung vergehen.