Rewind | KW50 (mit LUVRE47, Paula Hartmann u.v.m.)

Am letzten Release-Freitag vor Weihnachten hat uns Deutschrap noch einiges an hörenswerter Musik beschert. Hier erfahrt ihr, welche Songs bei Roman am Freitag besonders hängen geblieben sind. Alle Tracks und noch mehr neue Musik findet ihr in unserer Release Radar-Playlist auf Spotify. 

Disarstar & Jugglerz – Microdose

Schon kurz nachdem Disarstar im März mit »Deutscher Oktober« sein bisher erfolgreichstes Album veröffentlichte, begann der Hamburger mit der Arbeit an neuer Musik. »Microdose« ist bereits die zweite Single, die in Zusammenarbeit mit dem Producer-Team Jugglerz entstand und Disarstar soundtechnisch in ganz ungewohnte Sphären bringt.

Der atmosphärische Beat mit gewissem Mainstream-Appeal ergibt spätestens mit dem Einsatz der Strophen Sinn, in denen Disarstar unterschiedlichste Ausprägungen von Sucht beleuchtet und diese auch mit anderen Themenkomplexen wie Kapitalismuskritik in Verbindung bringt.

Disarstar & Jugglerz – Microdose
7.5

Score

Kool Savas & Alies – King

Hab keine Ländereien, regier’ kein Königreich / Wuchs zum Rapper, mein Zepter ist jetzt ein Röhren-Mic

Zeilen wie diese retten zwar die neue Single von Kool Savas nicht, vermögen aber ein klein wenig darüber hinweg zu trösten, dass »King« die vielleicht schmerzlichste Neuauflage eines poppigen Radiotracks ist, den wir schon viel zu oft gehört haben.

Mit seinem generischen Instrumental und dem vor Pathos triefenden Chor im Refrain liefert »King« kaum etwas, was positiv hängen bleibt. Alies’ Stimme ist zwar immer noch unglaublich ausdrucksstark, in einer Reihe von Songs wie »AMG« und »Rapkiller« wirkt aber auch ihr Part allenfalls austauschbar.

Kool Savas & Alies – King
2.5

Score

3Plusss – DANKE

Auf die Frage, wie es einem geht, bekommt man nur in seltenen Fällen eine wirklich ehrliche Antwort. Auf der zweiten Auskopplung seines neuen Albums zeigt 3Plusss eindrücklich, welche Abgründe sich hinter einer Floskel wie „Danke, gut“ verbergen können.

»DANKE« kommt trotz des düsteren Inhalts erstaunlich eingängig daher. Auf dem lebendigen Instrumental von Peet experimentiert der Essener mit zahlreichen Stimmeffekten und erzeugt einen ungewöhnlichen und einnehmenden Klangteppich. In Kombination mit den einprägsamen Bildern aus dem Video entsteht eine Welt, von der man nur hoffen kann, dass er sie im Februar auch auf Albumlänge aufrecht erhalten kann.

Wer braucht schon Urlaub, wenn man dissoziieren kann?

3Plusss – DANKE
8

Score

BRKN – henny

Kurz vor dem Ende eines sehr produktiven Jahres veröffentlicht BRKN noch eine letzte Single und erinnert uns daran, wie konsequent er 2021 abgeliefert hat. »henny« kommt zwar ohne die soulige Instrumentierung von »Drama« aus, nimmt sich in Sachen Emotionen aber keineswegs zurück.

Über einen eingängigen Beat sagt BRKN einer gescheiterten Beziehung ab und erinnert mit einem Audioschnipsel von Cashmiri daran, wie wichtig Selbstliebe tatsächlich ist. Mit diesem versöhnlichen Reminder findet der Track dann auch einen Abschluss, der am Ende eines weiteren Corona-Jahres kaum treffender sein könnte.

BRKN – henny
7

Score

LUVRE47 & Paula Hartmann – KEIN BOCK

LUVRE47 und Paula Hartmann haben keinen Bock. Auf einer überraschenden Kollabo verbinden die beiden nachdenkliche Zeilen und harmonischen Gesang und schaffen somit eine Brücke zwischen ihren Bezirken Gropiusstadt und Westend.

»KEIN BOCK« bringt sowohl Luvres als auch Paulas Stärken wunderbar unaufgeregt zur Geltung. Neben der harmonischen Hook, die beide in Teilen gemeinsam singen, ergänzen sich ihre Zeilen über das nächtliche Berlin und die eigene Abgedroschenheit über das Treiben der Großstadt perfekt:

Die kleinen Kids vor der Tür wild wie Straßenhunde / Von den dreckigen Worten haben sie ‘ne schwarze Zunge

LUVRE47 & Paula Hartmann – KEIN BOCK
8.5

Score