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lex! – Welcher Mensch stirbt schon durch einen Stein?

Jeder kennt das Gefühl, vor einer unbezwingbaren Herausforderung zu stehen und am Druck zu zermürben. Ähnlich ging es David im Alten Testament und auch lex! bei seinem Debütalbum. Er ist ein junger Künstler aus Hamburg-West, der sich mit seinem besonderen Stil von der Masse abheben möchte. Inspirationen wie Albert Camus, Kanye West, Jamie xx und die Musik der Romantik bilden die Grundlage für das Werk „Goliath“ auf dem lex! jedem, der bereit ist zuzuhören, seine eigene Geschichte erzählt

Julian Lex Hergert, wie lex! mit bürgerlichem Namen heißt, ist quasi seit seiner Kindheit für eine Karriere als Musiker prädestiniert. Aufgewachsen in einem kreativen Haushalt, hatte er früh Gitarren- und Saxophonunterricht und spielte daraufhin erfolgreich in Jazz-Combos. Gleichzeitig begann er aber schon mit 12 seine eigenen Beats zu produzieren, was immer mehr zu seiner Priorität wurde. Nach einer längeren Phase des Ausprobierens, mit zwei Singles (»Weg Von Hier« und »Action«), die eher eine kommerzielle Agenda verfolgten, festigte sich seine Vision im kürzlich erschienenen Debütalbum »Goliath« zu einem individuellen Stil.

Ambition vs. Selbstzweifel

Die Grundidee des Albums entstand letztes Jahr im Sommer bei einem Besuch im Kunsthistorischen Museum Wien. Inspiriert vom Gemälde des italienischen Barockkünstlers Caravaggio „David mit dem Haupt des Goliath“, begann er, gerade fertig mit der Schule, seine eigenen Erfolge zu überdenken. Das Kunstwerk zeigt einen David, der trotz vollbrachter Heldentat nicht ganz zufrieden scheint.

Michelangelo Merisi da Caravaggio, „David mit dem Haupt des Goliath“, um 1600

Dieses Bild spiegelt sich im Album wider: Es ergründet, insbesondere auf Songs wie »David«, den Konflikt zwischen hoher Ambition und Selbsthass, der oft Erfüllung den Weg versperrt. Der hohe Anspruch ist ein zweischneidiges Schwert, das den Prozess der Selbstoptimierung vorantreibt, gelegentlich aber auch zu überheblichen Passagen wie auf »Ich Dich Auch« führt.

Das Album soll dennoch Mut machen. Obwohl Goliath, der (unter anderem) die beschriebenen Ängste und Selbstzweifel verkörpert, wie ein unbezwingbarer Riese wirkt, wird er durch Davids Steinwurf, menschlich und verletzlich. Derartige Gefühle können also bekämpft werden.

Darüber hinaus schildert lex! ehrlich und ungeschönt die Geschichte einer Trennung. Songs wie »Wann« und »Geh« sind ein Auf und Ab zwischen Wut, Trauer, Einsamkeit und der Hoffnung auf Besserung, die im Outro »Weiterleben« still und resignativ versiegt. 

Zwischen Musiktheorie und Jersey Club

Musikalisch folgt »Goliath« ebenfalls einem roten Faden. Zwischen Jersey Club, Trap und Akustik-Gitarren verbindet lex!, der fast komplett für Produktion und Texte verantwortlich ist, die Tracks durch passende Kadenzen so, dass sie tonal ineinander übergehen. 

Inspiriert von Vorbildern wie Fredo und Souly, spielt lex! in seinen Vocals mit Betonung und Stimmfarbe und bringt mit dieser erweiterten Ausdrucksform eine gewisse Fragilität in seine Musik.

Das Neue Hamburg

Das Gesamtwerk des Albums schließt auch den visuellen Bereich mit ein. Im Laufe der hochwertigen Musikvideos erzählt lex! die Geschichte von »Goliath« stilvoll weiter.

Hierbei greift er Caravaggio‘ Stil gekonnt auf und verwendet eine innovative Infrarot-Filmtechnik, um atmosphärische Schwarz-Weiß Bilder zu erschaffen.

Verantwortlich für die Visuals ist das Team des Hamburger Kreativkollektivs „Das Neue Hamburg“, die das gesamte Albumprojekt begleitet haben.

Ihr Ziel ist es, langfristig einen Rahmen zu kreieren, in dem sich eine klare Hamburger Szene und Identität bilden kann.

Wie geht es weiter?

Mit »Goliath« hat lex! es geschafft, der allgegenwärtigen Schnelllebigkeit einen eigenen Entwurf entgegenzusetzen. Konträr zum Zeitgeist, in dem Songs mehr und mehr für Tiktok Snippets optimiert werden, hat er ein komplexes Album mit dem Fokus auf das künstlerische Gesamtprodukt erschaffen. In Hinblick darauf, dass er vor diesem Projekt nur zwei losgelöste Songs veröffentlicht hat, legt er die Messlatte für zukünftige Releases damit hoch an. Es bleibt zum einen gespannt zu warten, ob es wieder ein Konzeptalbum wird oder ob er sich, ähnlich wie OG Keemo und Funkvater Frank mit »Fieber«, nach diesem vielschichtigen Projekt ein wenig austobt. Fakt ist: lex! hat sich mit diesem Album als vielversprechender Künstler bewiesen, den man definitiv im Auge behalten sollte.