Alben des Monats: Cover

Die Alben des Monats | Februar 2024

Für diesen Artikel haben wir unsere drei Lieblingsalben ausgewählt, die diesen Februar veröffentlicht wurden. Haben wir irgendwelche Alben übersehen, von denen ihr meint, dass sie erwähnt werden müssen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

Neromun – Miss U / Ms. U

Cover via Lauter Lauter

Das neue Album von Neromun klingt wie ein gelungener Nachfolger von »Blass« und schmeckt wie … „neues Geld“? Das Mainzer Untergrund-Talent war schon immer ungewöhnlichen Vergleichen und klanglichen Collagen zugetan. In einer Szene, der von vielen vorgeworfen wird, immer homogener zu werden, schafft Neromun ganz eigene Kunst.

»Miss U / Ms. U« nimmt uns mit in eine Klangwelt, die sich nur in Ansätzen mit anderen Artists vergleichen lässt. Zugegebenermaßen drängen sich Parallelen zu Frank Ocean auf und im Video zum Standout-Track »

« findet sich mit den Basquiat-Anspielungen eine bekannte Muse vieler Rapper*innen. Aber allein das Cover von Album und Singles schmückt ein Zitat vom irischen Schriftsteller Samuel Beckett, das sich mit bekannter Metaphorik aus Hip-Hop oder R’n’B kaum einordnen lässt.

Überhaupt sind die 25 Minuten Laufzeit nur schwer zu fassen. Der gefühlige, weiche Sound und Neromuns meist sanft vorgetragenen Zeilen laden dazu ein, sich von Synths und Autotune tragen zu lassen. Momente wie das Break auf »Cheeky« oder der Bazzazian-Beat von »Brandneues Geld« setzen an den richtigen Stellen auflockernde Akzente.

Diejenigen, die Neromun sowieso schon verfolgen, werden auf »Miss U / Ms. U« durch die vielen Auskopplungen wenig Neues finden. Alle anderen, die Lust haben, sich auf unkonventionellen Sound und Lines einzulassen, wird hier aber einiges geboten.

– Roman Zingel

makko – Lieb mich oder lass es Pt. 2

Obwohl sich Trends am laufenden Band ändern, bleibt Makko sich und seiner Musik treu. Der Skater mit der Zahnlücke und den Trap Beats punktet vor allem bei seinen Fans durch typisch unverkopftes und lockeres Auftreten. Seinen unverkennbaren Stil kann man auch auf dem neusten Album »Lieb mich oder lass es Pt. 2« wiederfinden.

Cover via makko / BMG Rights

Ja, ‘ne Menge ist jetzt anders, aber ich änder’ mich nicht.

makko – Nochmal

Fast ein Jahr nach dem Release des ersten Teils veröffentlicht Makko dessen Nachfolger. Sowohl die Texte als auch das Cover fungieren makellos als Anschluss und setzen direkt an das Puzzle an. Das Doppelalbum »Lieb mich oder lass es Pt. 1+2« dreht sich wieder rund um Liebe, Heartbreak und alles was dazu gehört. Den Ehrenplatz des einzigen Feature hat sich das Produzenten-Duo Miksu/ Macloud verdient, welches zuvor bereits beim Charthit »Nachts wach« mitgewirkt hatte.

Trotz seines Erfolgs mit »Nachts wach« entschied sich Makko gegen die poppigen Beats. Stattdessen veröffentlicht er ein weiteres Album im Cloudtrap-Style. Viele der Songs mögen im ersten Moment eintönig wirken, letztendlich ist es aber genau dieser Vibe, der den jungen Künstler auszeichnet und Millionen von Menschen begeistert. Die Kombination aus sphärischen Synthesizer-Klängen, der tiefen, sanften Stimme und den melancholischen Texten erzeugt eine vernebelte Atmosphäre. 

Im Song »Drunktexts« ist der junge Berliner noch bereit auf seine Liebe zu warten. In »Nochmal« zeigt er sich dagegen ungeduldig und ist der Meinung, er hätte „viel zu lang gewartet“ und »Bigboy« versetzt einen in die Lage, wie es sich anfühlt, jemanden zu lieben, der bereits in einer Beziehung ist. Generell präsentiert Makko sich reflektiert und stellt bewusst auch die toxischen Seiten von Liebe und Partnerschaft dar. Dass es darüber hinaus durchaus auch andere  Themen gibt, die ihn nachts wach halten, gab Makko bereits in früheren Werken preis. Dazu gehören beispielsweise die Probleme der Selbstakzeptanz und der fehlenden Selbstliebe in »makkohatjedenliebaussersichselbst«. 

In »Lieb mich oder lass es Pt. 2« durchbricht er die thematische Monotonie mit »Peoplepleasing« und »Reiche Eltern«. Themen wie die Suche nach Anerkennung in der heutigen Gesellschaft, das Erwachsenwerden und der Weg zum Erfolg bringen so etwas inhaltliche Abwechslung in seine Diskografie. 

Makko hat über die Jahre sein persönliches Erfolgsrezept für sich entdeckt und hält weiterhin daran fest. Entsprechend gibt es auf»Lieb mich oder lass es Pt. 2« keine ausgefallenen Überraschungen. Der Berliner spielt einfach nach seinen ganz eigenen Regeln und „scheiß[t] mal kurz auf alle Peeps hier, […] die pleased schon irgendwer.“

– Diana Braun

Vega – Wieso Sie Stürme Nach Menschen Benennen

Cover via Freunde von Niemand

Im letzten Jahr ist ein Song erschienen, der nicht nur in den Mostdope-Jahrescharts zu mindestens den Top 3 gezählt wurde: Vegas »WSSNMB«. Das 3:25 Min Epos zog in den Bann, ließ den Atem anhalten und sorgte vor allem für große Vorfreude auf das gleichnamige Album, das im selben Moment angekündigt wurde.

An das bewegende Intro kam im Februar kein Track des Albums mehr ran, trotzdessen hat das Freunde von Niemand-Zugpferd mit seinem mittlerweile achten Album wieder ein Projekt vorgelegt, das zu überzeugen weiß.

Wie bei Vega-Releases so üblich, dominieren vor allem zwei Grundpole das gesamte Album: Pathos und ganz viel Frankfurt-Representer. Die daraus entstehende Atmossphäre gerät düster (»Teil von mir«), nachdenklich (»In den Himmel hoch«), mal laut ausbrechend (»Frankfurt ist rau«) und mal ganz leise Töne anschlagend (»Teleskop«). Er muss es nicht auf Konzerten in den Ansprachen erwähnen, damit man merkt: Es ist merklich viel passiert bei Vega in den letzten Jahren. Viele seiner Zeilen handeln von Auseinandersetzungen, sowohl in seinem Kopf als auch in seiner Umgebung. Das schlägt sich auch in den Songs und ihren Strukturen nieder: Es gibt eine ganze Reihe an Gesangshooks, viel Aufarbeitung in den Zeilen und aber immer wieder auch ein Aufbrechen dieser Schwere durch musikalische Befreiungsschläge, die sich immer wieder druch das Album verteilt entladen.

– Matthi Hilge