Jahresrueckblick 2023: Die Top 10 deutschen Singles

Jahresrückblick 2023: Die zehn besten deutschsprachigen Singles

Es ist wieder Zeit für den Mostdope-Jahresrückblick. Jeden Adventssonntag blicken wir auf das Jahr 2023 zurück und stellen euch unsere Bestenlisten in verschiedenen Kategorien vor. Welche Künstler*innen haben das zurückliegende Jahr mit ihren Songs, EPs oder Alben am meisten geprägt für uns?

Zum 3. Advent stellen wir euch hier unsere Top 10 der deutschen Singles vor. Welche Tracks aus diesem Jahr hat die Redaktion am meisten gefeiert?

Honorable Mentions

Bevor die vordersten zehn Plätze kommen, gibt es hier noch einmal eine Auswahl an Tracks, die das Ranking nur ganz knapp verpasst haben. Unter den über 80 zur Auswahl stehenden Songs bei unserer Bestenliste haben es diese Tracks zwar nicht ganz nach oben geschafft, aber unser Jahr 2023 stark geprägt.

• Wa22ermann – Maybachufer
• nikan – pink
• Ansu – Vision
• Bibiza – Regen
• Levin Liam – Niemals Hatten


Platz 10: Verifiziert – Stadtlabyrinth (VÖ: 17.08.23)

Als mittlerweile beinahe Stammgästin in unserer Jahresendliste ist Verifiziert auch in diesem Jahr wieder mit dabei. In einem Jahr, wo sie ihr Debütalbum inkl. einiger sehr guten Singles releast hat, ist es aber trotzdem ein Song, der nichts mit diesem Album zu tun hat und erst ein halbes Jahr nach ihrem Debüt erschienen ist: »Stadtlabyrinth« aus dem August diesen Jahres. Aber zu viel lief der Song bei uns on repeat in den letzten Monaten, als dass er es nicht noch knapp ins Ranking geschafft hätte. Auf dem Instrumental von Hausproduzent Florida Juicy lässt Veri wieder gewohnt verträumt und sphärisch urbane Märchen vor dem inneren Augen entstehen – nur dieses Mal auch noch mit dem Y2K Vibe á la Juli in der Hook.

Platz 9: Souly & Gianni Suave – Ok Ok (VÖ: 09.03.23)

Wer im letzten Jahr schon den »Taylor Swift Freestyle« gefeiert hat wird genau verstehen, warum die neue gemeinsame Zusammenarbeit von Souly und Gianni Suave bei uns in der Bestenliste auftaucht: Lange hat man nicht mehr zwei so unverkrampft an ihre Features herangehende Künstler gehört, wo man den Spaß im Studio quasi live vorgeführt bekommt. Auf »Ok Ok« wechseln sich die beiden mit jeweils noch den anderen an Trockenheit übertrumpfenden Parts ab und vermitteln diese Leichtigkeit, die die New Wave seit einigen Jahren auf Deutschland abschießt.

Platz 8: GlenGang 030 – Sommer23 (VÖ: 16.06.2023)

Schon der Titel hat es drauf angelegt und vielleicht auch in die Existenz gesprochen: Dieser Song wird noch für lange Zeit unabdingbar mit einem tollen Sommer 2023 verknüpft sein. Die GlenGang 030 aus dem Prenzlauer Berg um Julio, Kilian, Joey, Jonzon und ODG haben eine kleine Sommerhymne geschaffen, die nicht nur Berliner Kids zu hundert Prozent fühlen können. Den Song jetzt im tiefen Dezember zu hören ruft bereits jetzt schon wieder endlos viele Erinnerungen auf und lässt vor allem den einen prägenden Satz des Songs ganz besonders treffend erscheinen: Für immer war jetzt doch nicht lang. Eine Line, die noch lange nachhallt und sich ins Bewusstsein ruft, jeden Moment auszukosten:

Platz 7: Eli Preiss – wein in wien (VÖ: 25.11.23)

Eli Preiss’ erste Singleauskopplung ihres in diesem Jahr erschienenden Albums »b.a.d.« ist eigentlich bereits Ende November des letzten Jahres erschienen, doch wie so oft knapp aus dem Zeitraum geflogen, aus dem wir unsere Songs zur Auswahl ziehen. Kein Problem, dafür ist er ja das ganze Jahr über weiter im Loop gelaufen und hat sich spielend leicht auch in unser 2023er Songauswahl geschlichen. Und das ist kein Wunder, denn auf dem treibend-lässigen Drum & Bass Instrumental aus der Feder von suki fühlt sich die Wienerin anscheinend so wohl, dass der ganze Song zu einem einzigen Ohrwurm wird und nicht umsonst seit Monaten auf Platz 1 ihrer meistgehörten Spotify-Songs steht.

Platz 6: Trettmann & Levin Liam – Für dich da (VÖ: 03.03.2023)

Am 03. März, als Trettmann seine nächste Singleausklopplung »Für dich da« für sein letztes KitschKrieg Album veröffentlichte, stahl ihm darauf ein Künstler fast ein bisschen die Show, der bis dahin noch eher unter der Hand gehandelt wurde und mit diesem Song seinen nächsten großen Karriereschritt gehen sollte: Levin Liam durfte den Sprung auf die größere Bühne machen – und hätte seine Chance kaum besser nutzen können. Die Hook nistet sich geradezu im Ohr ein und hat es auch in neun Monaten noch nicht so richtig geschafft, da raus zu kommen.
Auf »Insomnia« ist »Für dich da« recht mittig in der Tracklist aufzufinden und damit chronologisch in der Zeit angesiedelt, wo Tretti bereits wieder aus den Trennungsdepressionen der ersten drei, vier Songs herausgekommen ist und sich nach und nach wieder in die Clubs dieses Landes wagt um die ersten neuen Begegnungen zu erleben. Diese Vibes bringen die beiden enorm gekonnt rüber!

Platz 5: BRKN – Therapie (VÖ: 10.03.23)

»Therapie« is wirklich ein kranker Song Dicka auf was war ich als ich diese ‚trotzdeeeeem’ aufgenommen habe“ – so reflektiert BRKN seinen eigenen Song gut einen Monat nach Veröffentlichung via Twitter. Wir werden ihm an diesers Stelle keinesfalls widersprechen. Die damalige Fokus-Single seiner »Rahat«-EP ist ebenso wie das ganze Tape enorm gut gealtert. Der Refrain mit der hypnotischen Kopfstimme geht nach wie vor direkt ins Ohr, der Text direkt ins Herz. BRKN hat es 2023 ein weiteres Mal geschafft, den Sweetspot zwischen Gefühl und Groove zu treffen und hat sich seinen Top5 Platz damit absolut verdient!

Platz 4: RAPK & Xaver – 10. Stock (VÖ: 15.06.2023)

Zugegeben: Die Original Version mit Sample von Amadou & Mariam (im Übrigen auch 2010 von Nas & Damian Marley zur Perfektion eingesetzt), der leider nach kurzer Zeit wieder wegen fehlender Clearance aus den Streamingdiensten genommen werden musste und in einer veränderten Form neuveröffentlicht werden musste, hat noch einmal etwas stärker gehitted. Das ändert aber nichts an dem Vibe von RAPKS & Xavers »10. Stock« (der auch nach wie vor zumindest auf SoundCloud in seiner Originalfassung zu hören ist), der die euphorische Grundstimmung eines heranwachsenden Großstadtkindes einfängt und auch aus dem Alter herausgewachsene Menschen für 3:16 Minuten in diese Stimmung zurück transportiert.

Und: Kaum jemand ist in 2023 so heftig in einen Part eingesteigen wie Tariq auf seinem Verse. Facts!

Platz 3: Vega – WSSNMB (VÖ: 12.10.23)

»WSSNMB« als Comebacksong schürft selbst für Vega-Verhältnisse nochmal besonders tief und legt ihm selbst als Intro & Titelsong seines im kommenden Jahr erscheinenden neuen Albums eine ziemlich hohe Messlatte auf. V lässt auf 3:10 Minuten, die sich durch ihre Dringlichkeit allerdings deutlich länger anfühlen, die letzten Jahre Revue passieren lassen, spricht über Todesfälle im engsten Umfeld, eigene Suizidgedanken und eine Verletzlichkeit bei gleichzeitiger Stärke, die wohl nur wenige in Deutschland so vermitteln können.

Ein Song wie ein Psychiatergespräch, der wahnsinnige Vorfreude aufs neue Album und gleichzeitig eine tiefe Betroffenheit mitbringt – Vega ist sowas von zurück.

Platz 2: Apsilon – Baba (VÖ: 09.11.2023)

Angeteast auf der Wa22ermann & Apsilon Kieztour ist »Baba« ein Song, der Apsilons eh schon häufig gezeigten lyrischen Qualitäten noch einmal auf ein anderes Level hebt – und ihm durch den Böhmermann Auftritt & die TikTok Vitalität noch einmal den Sprung gibt, der ihm seit 2021 eigentlich dauerhaft prognostiziert wurde. Bei all den vibigen Songs, die unser Ranking sonst aufweist, ist dieser Track das genaue Gegenteil: Lines über generationale Päckchen, über Ausländerfeindlichkeit, über Rückzugsorte und eine tiefe Verbundenheit, die einem so nur die Familie geben kann – das alles schafft Apsilon mit einfachen und doch so durchdringenden Worten in einzelnes Gefühl zu verpacken, dass man sich immer wieder verwundert fragt, wie man in so jungen Jahren schon so wahnsinnig bedeutend schreiben kann.

Platz 1: CÉLINE & Paula Hartmann – 3 Sekunden (VÖ: 06.04.23)

Unser erster Platz kommt von zwei Künstlerinnen, die es geschafft haben, uns bereits im April diesen Jahres keine andere Wahl gelassen haben, als den Song des Jahres schon dort festzulegen: CÉLINE & Paula Hartmanns »3 Sekunden« hat uns wirklich sprachlos zurückgelassen. Schon lange hat es nicht mehr einen derart ergreifenden Song gegeben hat, der mit seiner Message so unmissverständlich und gerade heraus aufgezeigt hat, was alles falsch läuft. Jeder, aber auch wirklich jeder Mann sollte bei dem Lied mal ganz schnell sich selber & seinen Freundeskreis reflektieren und überlegen, wie man sich begegnet.
Auf einem reduzierten Beat von den Beatgees erzählen die beiden aus alltäglichen Situationen, die so oder so ähnlich wohl schon jede Frau erleben musste. Schlüssel in der Hand auf dem Nachhauseweg, nicht lockerlassende Typen im Club oder Tropfen in unbeaufsichtigten Gläsern – was für viele Männer vermutlich unverständlich ist, ist für so gut wie jede Frau Realität und auch in einer vermeintlich immer progressiveren werdenden Welt noch lange kein Relikt der Vergangenheit.

Es sind Songs wie diese, die einem zumindest die Hoffnung darauf geben, dass sich etwas ändern könnte – aber es ist nach wie vor ein langer Weg.