Staff Pick: Trettmann - #DIY
Label: SoulForce Records

Trettmann – #DIY

Über die ungewöhnliche Geschichte von Trettmann und seinen langen Weg zum Erfolg ist im Prinzip alles schon geschrieben worden. In einem Alter, in dem andere Rapper ihre erfolgreiche Karriere bereits lange an den Nagel gehangen haben oder zumindest ihrer Coolness von früher schon lange hinterherrennen, ist der Chemnitzer erst so richtig angekommen in der Szene. Der Grund dafür: Das 2017 erschienene »#DIY«. Sein gefühltes Albumdebüt markierte einen Wendepunkt und manifestierte Trettmann endgültig im deutschen Hip-Hop. Der lang gehegte Traum war endlich Wirklichkeit geworden.


Schon der titelgebende Opener zeigt auf, worauf Trettmann bei all dem am stolzesten ist: Das alles, der ganze Weg bis hierhin, das ist alles selbst erkämpft. Über die mittlerweile landesweit bekannten wabernden Klänge vom Künstlerkollektiv KitschKrieg lässt er den alten Trettmann zurück. Von nun an ist das alles Vergangenheit.

Staff Pick: Trettmann - #DIY
Backcover von #DIY


»#DIY« ist aber bei weitem nicht nur eine Aufarbeitung von allem, was vorher passiert ist. Häufig richtet sich der Blick auf das Hier und Jetzt. Ob es »Nur Noch Einen« an der Bar mit Haiyti und Joey Bargeld gibt, oder der Erfolg zusammen mit Gzuz »Knöcheltief« im türkisblauen Wasser gefeiert wird: Es wurd lang genug gehustlet, jetzt ist für einen Augenblick mal das Zelebrieren dran. Da können auch die noch so schwarz-weiß gezeichneten Visuals, die ihn stets begleiten, nicht viel trüben – vor dem inneren Auge entstehen farbenfrohe Bilder von Sandstränden, Wellen und Früchten.


Bei den eher melancholischen Songs des Albums wirkt das schwarz-weiße Motiv aber schon wieder ganz anders. Tracks wie »Billie Holiday«, »New York« oder »Geh ran« berichten mit eindrucksvollen lyrischen Bildern von Verlusten jedweder Art. Über allem steht aber »Grauer Beton«: Mit einfachen aber umso aussagekräftigeren Worten á la Peter Fox auf ebenso unaufgeregten Instrumentals wird das Aufwachsen in den Hochhaussiedlungen des Ostens gezeichnet. Aus ganz wenig ganz viel machen, das ist seit jeher Trettmanns Spezialität.


Nicht nur die JUICE fand: Das war das beste Deutschrap-Album 2017.