Soundcheck zu Souly's neuem Album
Foto via Michael Anthony Baumann / Carbonara Studios

Soulys erstes Album zeigt: Der junge Künstler hat das Zeug zum Großen

Souly ist einer der aufstrebendsten Künstler im Moment. Am 31.3. veröffentlichte er sein erstes Album »Ich wünschte, es würd’ mich kümmern«. Aufgewachsen in Neuenkirchen, weitergezogen nach Osnabrück bis er schließlich am Puls der Zeit landete. Berlin, wo sonst. Nachdem sein Track »9PM Frankfurter Tor« im Frühjahr 2020 in Underground-Kreisen für Aufsehen sorgte, folgte im März 2021 das Tape »Engel fliegen« und im Februar 2022 dann der Nachfolger »Teufel fallen«. Mit stabiler musikalischer Weiterentwicklung und stetig wachsenden Klickzahlen kann man durchaus von einem natürlichen Wachstum sprechen. Daher ist es auch nur folgerichtig, dass Souly diesen Frühling den nächsten Step macht. Mit einer eigenen Tour und einem eigenem Album.

Der Einstieg ins Album

Album des Monats: Souly - IWEWMK
Cover via Souly/Groove Attack

Souly‘s erstes Album »Ich wünschte, es würd’ mich kümmern« beginnt mit dem passenden Opener »Das erste Mal«. Die sanften Klänge des Synthesizers nehmen die Zuhörer*innen mit auf eine Reise in Soulys musikalischen Kosmos. Schallbelegte Adlibs fliegen vorbei, während seine ersten Worte “Ich bin zu weit weg, ich bin nichts mehr” verschwommen durch den Raum hallen. Mit jedem Ton steigt die Stimmung und die Hörerinnen werden in die Welt von Soulys Musik entführt.

Und die Bitches lieben Souly/
Marihuana Codeine/
Du warst immer lowkey/
Mehr als nur ein Homie/
Ich kann nicht mehr ohne dich/
Shawty, you’re my only/
Ich komm’ nie zurück, ich komm’ nie zurück

Souly – Das erste Mal

Für Kenner*innen eine Hommage an Chief Keef”s »Love Sosa«, für die Unwissenden eine passende Pre-Hook. Dann droppt der Beat und man kommt an. Eine sanfte, doch drückende 808, konstante Snares überdeckt von den sphärischen Synthies. Souly fügt sich ein wie ein Instrument. Der Rapper performt regelrecht und flowt mit Echo auf der Stimme über den perfekt inszenierten Einstieg. Auch Producerduo Waterboutus hat ganze Arbeit geleistet.

Aus einem Guss

»Ich wünschte, es würd’ mich kümmern« ist auch insofern ein Album, als dass sich die einzelnen Tracks die Klinke in die Hand geben. Trotz gegensätzlicher Stimmungen zwischen Turn Up-Songs und ruhigeren Passagen wird man am Ende eines Tracks abgeholt und an den Nächsten übergeben. Dies liegt auch an den gut platzierten Brücken wie »Nebel« oder »Style und das Geld«, die fast schon einem Skit ähneln.

Die flüssigste Überleitung findet sich zwischen Track Nummer vier und fünf. »Matt Mendo Interlude« ist ein melancholisches Klavierstück von Soulys langjährigem Freund und Producer, welches im darauffolgenden Lied in einen Loop übergeht und zur Grundlage von »Bunte Bündel« wird. Dieses hält auch eine Überraschung parat.

Der Mehrwert der anderen

Mit ”Hallelujah” steigt OG Keemo in seinen Part ein und segnet das Lied mit ein paar Bars über die Jagd nach Geld. Die anderen Features, LAYLA und Gianni Suave, reihen sich ebenso gut in die Tracklist mit ein. Im schwärmerischen Duett singen Souly und LAYLA auf »Chrysanthemen« über wilde Liebe und durch »Ok Ok« laden Souly und Gianni zum Bouncen ein. Symbiosen, die sich thematisch in seine Diskographie einreihen.

Neben den drei Featuregästen sind mit Matt Mendo, Waterboutus, Neveroldben und Stoopid Lou auch vier Producer am Start. Sie kreieren kontrastreichen Sound und schaffen eine Balance zwischen verträumten Samples und scheppernden 808s. Soulys Gäste machen das Projekt bunter, professioneller und abwechslungsreicher. Definitiv ein Mehrwert.

Die Leidenschaft der Lines

Liebe und Geld sind allgegenwärtige Themen in Soulys Musik. Durch sie entsteht eine thematische Welt, in der das Album stattfindet.

Sag, warum bist du so schön?/
Ja, das ist Yves Saint Laurent/
Babe, ja, das ist Jean Paul Gaultier/
Ja, das ist Christian Dior

Souly – Style und das Geld

Es ist eine Attitüde, die sich durchzieht. Hier ein Diamantstein, da eine Shawty. Was zugegeben ein wenig banal klingt, wird durch Darbietung wett gemacht. Seine Leidenschaft, Mühe und die Dramatik seiner Stimme geben jedem Wort ein Gefühl. Das lässt selbst ein fragwürdiges ”Bitch” in einem eher schönem Setting dastehen.

Auch wenn Reime manchmal zugunsten von Delivery weniger sitzen und Stories nicht zu Ende erzählt werden: Überall tauchen einzelne Passagen auf, die herausstechen.

Du stehst in deinem Garten so wie Chrysanthemen/
Du kommst raus, wir reden über Themen

Souly – Chrysanthemen (feat. LAYLA)

Solcherlei Textfragmente bieten Orientierung und erzeugen Bilder. Manchmal begründet eine Line-Idee die Mood des ganzen Stücks und manchmal stehen sie kontextlos dazwischen und regen zum Denken an. Als Impuls sozusagen.

Ja, Sex ist cool – doch warum mussten’s meine Eltern tun?

Souly – Diamantstein

Genauso verhält es sich mit dem Albumtitel. Ebenfalls eine quotable Line und ein Gedanke, der die Grundstimmung des Albums begründet. Zusammen mit dem zerknüllten Hunnis auf dem Cover kommt man bereits auf die Grundthemen.

Fazit

Soulys Name fasst es schon ganz gut zusammen, wie er seine Mucke macht und wie man sie am besten hört. Durch die Seele, durch das Innerstes, durch Fühlen. Fühlt man die Lieder, versteht man sie. Genau so ist es mit diesem Album. Mit »Ich wünschte, es würd’ mich kümmern« hat Souly einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Gefühlt wurde an jeder Stellschraube einmal gedreht um ein authentisches Werk zu produzieren mit dem man viben kann. Die Gesamtperformance ist rund und von Leidenschaft geprägt, die alles zusammenhält.

Tracklist: Souly – Ich wünschte, es würd’ mich kümmern

01. Das erste Mal
02. Nebel
03. Diamantstein
04. Matt Mendo Interlude
05. Bunte Bündel (feat. OG Keemo)
06. Chrysanthemen (feat. LAYLA)
07. Ok Ok (feat. Gianni Suave)
08. Style und das Geld
09. Bloody Rain
10. Woah
11. Heute nicht
12. Herbst
13. Wie fühlt sich sterben an?
14. Für immer