Soundcheck: slowthai - TYRON
Label: Method Records

slowthai – TYRON // REVIEW

Schon seit der ersten Sekunde seiner Karriere ist Tyron Frampton aka slowthai ein Unruhestifter. Ein Auftritt mit einem abgetrennten Plastikkopf des UK-Premierministers Boris Johnson und wüste Beleidigungen in Richtung der Queen sind dabei nur zwei Beispiele.


Doch bei den NME-Awards im Jahr 2020, brachte er das Fass zum Überlaufen: Als er den Preis als »Hero of the Year« entgegennahm; war er sturzbetrunken, pöbelte Zuschauer an und belästigte die Moderatorin Katherine Ryan. Daraufhin erntete er – zu Recht – einen riesigen Shitstorm. Nachdem es eine Zeit lang still um ihn geworden war, will slowthai nun mit seinem neuen Album »TYRON« zeigen, dass er sich weiterentwickelt hat und das nicht nur musikalisch.


Die Platte ist unterteilt in eine A- und B-Seite. Auf der A-Seite findet sich der alte, wilde slowthai. Brachiale Grime- und Trap-inspirierte Beats, ausgeprägte Sozialkritik, schnelle Flows und Features von Skepta und A$AP Rocky machen die erste Hälfte von »TYRON« zu einem echten Banger. Die einzige Ausnahme stellt lediglich der letzte Track »PLAY WITH FIRE« dar, welcher unerwartet ruhig und nachdenklich daherkommt. Damit leitet er die B-Seite ein, welche sich inhaltlich und soundtechnisch stark von der ersten Hälfte unterscheidet. Anstatt provozierende Sprüche zu klopfen, beginnt slowthai damit sich und sein Verhalten auf wesentlich ruhigeren Beats zu reflektieren. Dabei wirkt er geläutert und fast schon erwachsen, ebenso wie seine Featurepartner. Zwar finden sich hier auch Gastparts von Denzel Curry und Dominic Fike, allerdings stehen mit James Blake und Mount Kimbie auch angesehene Mainstream-Musiker auf der Liste.


Alles in allem ist »TYRON« ein sehr gutes und vielseitiges Album. Darüber hinaus gibt es slowthai als Künstler selbst mehr Profil und Tiefe. Nun, da er sein wildes Verhalten reflektiert und erklärt, wirkt es schlicht menschlich – ohne es dabei gutheißen zu wollen.