Masego ist einer dieser besonderen Künstler*innen unserer Zeit, der sich durch seine vielseitigen Talente–Produzent, Sänger, Songwriter, begnadeter Saxofonist einen ganz eigenen Sound geschaffen hat. Ein Sound, der sowohl in der Mainstream-Radiowelt überzeugt, aber auch abstrakte Tiefen für Indie-Liebhaber*innen enthält. Und was tut man, wenn es noch kein Genre gibt, das so wirklich auf die eigene Musik zutrifft? Man erschafft einfach sein eigenes:
Er selber bezeichnet seine Musik als „Trap House Jazz“. Passend dazu erschien sein selbstbetiteltes neues Album »MASEGO« letzten Freitag, auf dem er dem Begriff eine Sounddefinition verleiht.
In seiner Karriere steht Masego gerade an einem komischen Ort. Er ist nicht mehr unbekannt genug, um im Untergrund zu agieren. Jedoch auch noch nicht so bekannt, wie man es als langjähriger Fan von ihm erwarten würde. Es ist ein bisschen wie in einer Blase zu leben. Sobald man mit Menschen außerhalb dieser spricht, ist man immer wieder verwundert, dass gewisse Künstler*innen nicht allen sofort ein Begriff ist.
Ob Masegos neuestes Album etwas an diesem Status ändert, wird sich zeigen, verdient wäre es allemal. Besonders ist an dem Album auch, dass es das erste Mal ist, dass Masego auf einem Album oder einer EP keine Features hat. Dennoch steckt ein großes Team an Künstler*innen hinter den Kulissen. Vor allem der Produzent Wu10 taucht neben Masego selbst häufiger auf. Wu10 hat in letzter Zeit an einigen großartigen Liedern mitgewirkt. So erschien er unter anderem als Producer auf einigen persönlichen Favoriten, namentlich J.Coles »l e t . g o . m y . h a n d«, SiRs »The Recipe« und »On It« von Jazmine Sullivan & Ari Lennox.
WER IST MASEGO?
Zuletzt erschien die Singleauskopplung »Two Sides« mit zugehörigem Musikvideo, in dem zu Anfang die Frage gestellt wird: „WHO IS MASEGO?“. Als Antwort bekommen wir nicht nur zwei Seiten sondern deutlich mehr zu sehen. Denn er ist ein Double Dater, Teacher, Island King, Stargazer und heutzutage am allerwichtigsten: ein Gemini (Sternzeichen Zwilling). Auch wenn der Song die richtige Frage aufwirft, um in das Album einzusteigen, ist der eigentliche Intro Track des Albums »Black Anime«. Cha Cha trifft auf Saxophon und House Beats. Ein gutes Beispiel, um unvertrauten Hörer*innen einen ersten Eindruck von Trap House Jazz zu geben.
Ab dem dritten Track bekommen wir dann den Masego zu hören, den ich mir erhofft hatte. »What You Wanna Try« hat mich persönlich fast in den Wahnsinn getrieben. Die Melodie der ersten Strophe lief auf Dauerschleife im Kopf ohne auf den Namen des originalen Tracks zu kommen. Um anderen die Suche zu erleichtern, es ist eine Anlehnungen an den 80s Track »Tom’s Diner« von Suzanne Vega. Auch der Refrain ist eine weitere Hommage an Craig David’s »What’s Your Flava?«. Ein schönes Sinnbild für das ganze Album. Es ist ein bisschen so, als ob Masego damit auch die kommenden Lieder anpreist–für jeden Geschmack ist was dabei.
Darauf folgt »Afraid of Water«, ein Track in dem Masego sehr lässig über eine Frau singt die shallow ist und dadurch Angst hat vorm tiefen Wasser. Lustige und clevere Metapher, ein Lied das bestimmt auch live Spaß machen wird. Der Song geht dann smooth über zu einem meiner Lieblingsmomente auf dem Album: wenn der Track übergeht zu »Down In The Dumps«. Der Ton ändert sich und der Sound wird etwas mystischer.
TANZBARE MELANCHOLIE & VIEL ATTITÜDE
Weitere Highlights sind: »Remembering Sundays«, ein Song in dem Masego genau die Nostalgie erzeugt, um in fröhlicher Melancholie in Kindheitserinnerungen einzutauchen. Aus der Traumwelt geht es dann über zu »Who Cares Anyway«, auf dem Masego seinen Status als Auserwählter und culture changer unterstreicht. Gleichzeitig macht er aber auch deutlich, wie unwichtig ihm Status an sich ist.
They wanna see my in my darkest light / They wanna take away my attitude / They wanna navigate where I can move / Let’s go back to Africa / I don’t see the point of being famous / Don’t think I wanna be famous no more / Dave Chapelle vibes, move to Africa
Masego auf Who Cares Anyway
Er muss sich nicht beweisen, seine Musik spricht für sich. Ein Track, der in jedem Fall zum Tanzen anregt und ordentlich Attitüde in sich trägt. Schön ist auch, dass Masego insgesamt nicht nur mit dem Beat sondern auch mit seiner Stimme selbst experimentiert. Von klaren einfachen Tönen zu verwobenen Layering seiner Stimme. Das erlaubt ihm geschmeidig zwischen Rap, Gesang und Sprechgesang zu wechseln und uns am Ende trotz vielem hin und her zum Tanzen zu animieren.
Eines der stärksten Lieder ist die bereits veröffentlichte Single »You Never Visit Me«. Fast schon sirenenartig zieht uns Masego mit seiner Stimme in den Bann. Wie das Saxofon selbst ist Masego’s Gesang eines der schönsten Instrumente, sehr verführerisch.
Dann gibt es noch »In Style«. Ein grandioser Song, auf dem wir erst vom Saxophon betört werden, bevor dann die Marching Band einsetzt und uns vom Stuhl aufspringen lässt. Ein grandioses High bevor die Geschichte dann leider zu Ende geht. Als Outro für das Album dient der Song »Eternal Sunshine (Fire Pit)«, der sich tatsächlich nach Knistern vom Feuer anhört und die perfekte intime Atmosphäre schafft. Damit schließt sich sehr passend dieser scheinbare private Einblick in die musikalische Welt von Masego.
Abschließende Worte
Insgesamt fühlt sich »MASEGO« nicht nach einem Album an, auf dem Masego zwanghaft versucht einem bestimmten Genre zu gefallen oder möglichst viele Hit-Songs zu produzieren. Vielmehr ist »Masego« ein Album, auf dem er seiner Kreativität freien Lauf lässt und weiter ausprobiert, wie sich Trap House Jazz anhören kann.
Das mag nicht unbedingt etwas für alle Hörer*innen sein, es ist fast schon eher etwas das man besonders zu schätzen weiß wenn man Masego schon länger verfolgt. Es ist kein Album, das man im Hintergrund hören sollte. Wenn man sich einmal wirklich die Zeit nimmt und es mit voller Aufmerksamkeit von vorne bis hinten anhört, eröffnen sich diverse Ebenen und Soundlandschaften. Genau das ist ja auch das größte Geschenk an den Künstler und eigener Luxus: sich die Zeit für ein Album zu nehmen und versuchen zu verstehen, wo ein Artist uns mit der Musik hinführen möchte. Masego dankt genau das auch seinen langjährigen Fans in einem sehr schönen, offenen Brief auf Instagram: