Nur wenige Rapper in Deutschland verfügen über eine solche Arbeitsmoral wie Lugatti & 9ine. Das Duo hat seit 2017 ganze neun Alben und acht EPs veröffentlicht, ohne dabei an Qualität einbüßen zu müssen. Dieser Run sollte auch 2023 nicht abbrechen. Seit Monaten releasen die beiden fleißig weiter Musik, mal einzeln und mal gemeinsam. Nun erschien am letzten Freitag ihr zehntes Album »Bis Hierher«.
Traya weg, neuer Sound ist unabdinglich
Mit »Bis Hierher« machen sich die Kinder der Küste definitiv auf zu neuen Ufern. So hebt sich bereits das Cover der Platte im Schwarz-Weiß-Collagen-Stil von den bisherigen Releases ab. Nach der Trennung von ihrem langjährigen Weggefährten und Hausproduzenten Traya haben sich Lugatti & 9ine natürlich auch soundtechnisch verändert. So bietet »Bis Hierher« einiges mehr an Variation als es bisherige Releases taten. Von lupenreinem Boom Bap auf »Selbe Ecken« bis hin zu beinahe poppigen Sounds auf »Sorgen« finden sich viele verschiedene Einflüsse auf dem Release. Natürlich findet sich auch der gewohnte Dirty South inspirierte Lugatti & 9ine-Sound auf »Bis Hierher«, allerdings um einiges seltener. Für die Produktionen waren insgesamt fünf verschiedene Produzenten verantwortlich, zum größten Teil jeoch Cato und Snice1.
Reflektiertere Inhalte
Abseits vom Sound haben sich die beiden auch inhaltlich verändert. So klingt »Bis Hierher« um einiges reflektierter als die vorherigen Releases. Beispielsweise werden auf »Bis Hierher« nicht mehr nur die positiven Seiten des Cannabiskonsums beleuchtet. So heisst es in der Hook „Yeah, obwohl ich Rauchen gar nicht mag rauch’ ich wieder zwanzig Gramm am Tag. Zeit rennt weg, immer dann, wenn ich sie jag’. Bitte leg mir eine Knolle in mein Grab“. Glücklicherweise hat sich die Dynamik zwischen den beiden Protagonisten nur wenig verändert, sodass sie sich nach wie vor optimal ergänzen.
Alles in allem scheint »Bis Hierher« – passend zum Titel – einen Wendepunkt in den Karrieren von Lugatti & 9ine zu markieren. Sowohl inhaltlich als auch soundtechnisch werden neue Wege beschritten. Das dürfte zwar dem ein oder anderem Fan, der sein Hauptaugenmerk auf finstere Dirty-South-Banger legt, missfallen, könnte aber für das Kölner Duo ein breiteres Publikum bedeuten.
Tracklist: Lugatti & 9ine – Bis Hierher
01. Heimspiel
02. Selbe Ecken
03. Versager
04. erste/letzte Mal
05. Roadman (feat. RAPK)
06. Philippinen
07. MoneyOnMyMind
08. Rauchfrei
09. Kein Student
10. No Time
11. Sorgen