Soundcheck: Dave - We're All Alone In This Together
Foto via Neighbourhood Recordings

Dave – We’re All Alone In This Together // REVIEW

Mehrere Awards und auf Anhieb Platz 1 in den UK-Charts: Das Debütalbum »Psychodrama« von Dave aus dem Süden Londons ist eines DER Alben 2019 gewesen und hat dem damals gerade mal 20-Jährigen nach einigen erfolgreichen EPs und Singles endgültig zum Superstar-Status in der Heimat verholfen.

Am 23. Juli ist Dave‘s zweites Album »We’re All Alone In This Together« erschienen, das in die großen Fußstapfen des Vorgängers tritt. Die Frage ist bei derart erfolgreichen Debüts aber immer: Wie schafft man es einen ähnlich guten Nachfolger hinzulegen, ohne den Vorgänger einfach nur zu kopieren?

Relativ schnell wird klar, dass Dave sich auch dieses Mal auf die Grundbausteine seines bisherigen Schaffens verlässt: Sein Faible für Pianobeats hat der selbst Klavier spielende Rapper nicht abgelegt und seine Vorliebe für eine drückende, fast düstere Atmosphäre zeichnet auch dieses Album aus. Was sich aber geändert hat, ist die Fokussierung innerhalb der Lyrics. Ist »Psychodrama« noch zu großen Teilen eine Therapiestunde gewesen, greift »We’re All Alone In This Together« noch größer und behandelt den kulturellen und historischen Rahmen seiner Herkunft, seines Aufwachsens und seiner Familie.

Soundcheck: Dave - We're All Alone In This Together
Foto via Setor Tsikudo

Das hat zur Folge, dass auch dieses Mal wieder Unmengen an Verses zusammenkommen. 12 Tracks mit insgesamt 60 Min. Spielzeit, im Schnitt lässt sich Dave also fünf Min. pro Song Zeit. »Heart Attack« gerät mit 9:55 Min. dabei am längsten. Der Nachfolger vom 2016er Track »Panic Attack« lässt Dave auf sanften Harfenklängen (und später Acapella) u.a. über seine nigerianischen Wurzeln rappen und wird so zum Herzstück des Albums. Songs wie »We‘re All Alone« oder »Survivor’s Guilt« schlagen in dieselbe Kerbe und behandeln entweder sein Innerstes oder äußere Umstände wie Jugendgewalt und Perspektivlosigkeit. Auflockerung schaffen dagegen die Dancehall-Tracks mit den Nigerianern WizKid und Boj oder der Flex-Track »Clash« mit Stormzy.

Nachdem die Stunde des Albums durch ist, steht fest: Dave hat kein »Psychodrama 2.0« hingelegt, sondern seine Themenbereiche und Sounds noch breiter aufgestellt. Das Grundrezept des Vorgängers wird zwar weiter verfolgt, aber mit deutlichen Unterschieden und anderen Ansätzen. Der Mix aus introspektiven und nachdenklichen Fragen ans Leben und an die Gesellschaft wird immer wieder aufgelockert durch tanzbare Sommerhits. Für jedes »Psycho« und »Streatham« auf »Psychodrama« kommen auf »We’re All Alone In This Together« Tracks wie »We’re All Alone« und »Verdansk« – nur mit dem Unterschied. Und was auf »Psychodrama« noch »Location« (feat. Burna Boy) war, sind jetzt die beiden lockerleichten »System« (feat. WizKid) und »Lazarus« (feat. Boj).