Soundcheck: Daniel Caesar - Never Enough
Foto via Cassanova Cabrera

Daniel Caesar’s »Never Enough« – ein hypnotisches Neo-Soul-Erlebnis

Daniel Caesar ist zurück und besser als je zuvor. Sein neues Album »Never Enough« ist ein hypnotischer Neo-Soul-Trip, der einen mit melancholischen Texten und beeindruckenden Produktionen in seinen Bann zieht. Mit einer Stimme, die sich sanft und gefühlvoll über die Songs legt, präsentiert der kanadische Künstler sein bisher stärkstes Werk.

Minimalismus mit maximaler Wirkung

Cover via Hollace Inc. / UMG)

Das Album startet mit dem Track »Ocho Rios«, der direkt die entspannte Atmosphäre des Albums einfängt. Der Beat wird von sanften Gitarrenklängen und einem unaufdringlichem Schlagzeug getragen, während Daniel Caesar über vergangene Beziehungen singt. Diese Stimmung wird auch in anderen Songs des Albums wie »Valentina« und »Always« fortgesetzt.

»Always« ist dabei einer der stärksten Tracks auf »Never Enough«. Caesar hat den Song auf vorherigen Konzerten gespielt und ihn jetzt als eine komplett neu aufgenommene Version auf das Album gebracht. Der Track besticht durch seine minimalistische Instrumentierung, die sich auf Caesar’s sanfte Stimme konzentriert und einen Moment der Ruhe und Besinnung bietet, inmitten der intensiven und oft schmerzhaften Emotionen, die auf dem Album zum Ausdruck kommen. Der Text handelt von der unbeschreiblichen Intensität und Endlichkeit von Beziehungen und der Schwierigkeit, loszulassen, wenn sie zu Ende gehen.

And I’ll be here / ‘Cause we both know how it goes / I don’t want things to change / I pray they stay the same, always / And I don’t care / If you’re with somebody else / I’ll give you time and space / Just know I’m not a phase.

Daniel Caesar – Always

Caesar’s Stimme klingt hier besonders zerbrechlich und verletzlich, was dem Song eine zusätzliche emotionale Tiefe verleiht und einmal mehr die Fähigkeit des 28-Jährigen unterstreicht, auch mit einfachen Mitteln eine beeindruckende Wirkung zu erzielen.

Neuer Sound und künstlerische Entwicklung

Insgesamt zeigt das Album »Never Enough« eine bemerkenswerte Entwicklung von Daniel Caesar, sowohl musikalisch als auch textlich. Der bereits erwähnte Track »Valentina« ist ein Beispiel dafür, wie Caesar erfolgreich neue Wege geht. Mit karibischen Rhythmen verbindet er gekonnt seine R&B-Wurzeln und kreiert so einen einzigartigen Sound. Textlich erzählt der Song von einer Liebe, die unerreichbar zu sein scheint, aber dennoch stark genug ist, um die Protagonisten durchzutragen.

Der Kanadier bewegt sich weg von seinen früheren Gospel- und Soul-Einflüssen und wagt sich in neue musikalische Gefilde. Dies wird besonders deutlich durch die verschiedenen Kollaborationen auf dem Album, die einen breiteren Sound und Stil präsentieren.

Kreativer Austausch

Ein weiteres Highlight des Albums ist der Song »Toronto 2014«, eine Zusammenarbeit mit dem aufstrebenden ebenfalls kanadischen Künstler Mustafa. Der Song erzählt von den persönlichen Erfahrungen der beiden Künstler in ihrer Heimatstadt und erzeugt eine starke emotionale Verbindung zu den Hörer*innen.

Auf dem Album gibt es weitere interessante Kollaborationen, darunter »Disillusioned« mit Avantgarde-Künstler serpentwithfeet und »Buyer’s Remorse« mit dem herausragenden R&B-Talent Omar Apollo. Beide Songs heben sich von den anderen Tracks auf dem Album ab und bringen einen neuen Sound in das Gesamtkonzept ein.

Ein nicht unbedingt vorteilhaft benannter, aber dennoch hervorzuhebender Song auf »Never Enough« ist »Homiesexual«, der zusammen mit Ty Dolla $ign entstanden ist. Hier zeigt sich Daniel Caesars Fähigkeit, auch über schwierige Themen zu sprechen und diese musikalisch umzusetzen. Der Song erzählt von einer emotionalen Beziehung zwischen Freunden und der Unsicherheit, die damit einhergeht. Schafft man es über den unglimpflich gewählten Namen hinwegzuschauen, so hält der Song doch eine überraschend tiefere Bedeutung inne, die es lohnt genauer hinzuhören.

Neo-Soul at its Best

Insgesamt ist Daniel Caesars »Never Enough« ein sehr gelungenes Album, das einen Mix aus entspannten und emotionalen Songs bietet. Die Produktion ist durchaus beeindruckend und zeigt, dass Daniel Caesar auch als Produzent überzeugen kann. Die teilweise minimalen Arrangements erzeugen eine beeindruckende emotionale Tiefe, während die Produktionen perfekt auf Caesar’s Gesang abgestimmt sind. Einige der stärksten Momente auf »Never Enough« sind die Momente, in denen er seine Stimme in den Vordergrund stellt und seine beeindruckenden Gesangsfähigkeiten demonstriert. Allerdings muss auch angemerkt werden, dass Caesars Qualität nicht unbedingt in seinen Lyrics, sondern in seiner Stimme und seiner Musikalität liegt. Während seine Texte oft tiefgründige Themen behandeln, fehlt es ihnen manchmal an Originalität und tatsächlicher Tiefe. Nichtsdestotrotz ist »Never Enough« ein Album, das Fans von Daniel Caesar sicherlich zu schätzen wissen werden und es ist eine willkommene Rückkehr des Künstlers, der mit diesem Werk zeigt, dass er trotz einer längeren Pause nichts von seinem Talent verloren hat.

Tracklist: Daniel Caesar – Never Enough

01. Ocho Rios
02. Valentina
03. Toronto 2014 (with Mustafa)
04. Let Me Go
05. Do You Like Me?
06. Always
07. Cool
08. Disillusioned (feat. serpentwithfeet)
09. Buyer’s Remorse (feat. Omar Apollo)
10. Shot My Baby
11. Pain Is Inevitable
12. Homiesexual (feat. Ty Dolla $ign)
13. Vince Van Gogh
14. Superpowers
15. Unstoppable

Bonus Version

16. Please Do Not Lean (feat. BADBADNOTGOOD)
17. Always (feat. Summer Walker)
18. Valentina (feat. Rick Ross)