AL Kareem ist wohl einer der komplettesten MCs in Deutschland. So schafft er es neben Deutschrap Urgestein Lakmann bei Witten Untouchable genauso eine glänzende Figur abzugeben, wie neben New-School Vertreter Marvin Game bei IMMER.READY. Auf seinem neuen Album »453 Blues« stellt der Renaissance Mann erneut sein Können unter Beweis und zeigt, dass moderner Trap-Sound, Inhalt nicht unbedingt ausschließen muss.
Der Titel des Albums könnte kaum treffender sein. Auf den gerade mal 24 Minuten Spielzeit führt AL Kareem den Hörer durch das triste leben in seiner Heimat 58453 Witten-Annen. Dabei zeigt er eben die innere Zerrissenheit, welche schon das Cover andeutet. Er liefert melancholische Lyrics mit messerscharfen Flows, welche allerdings nie auch nur ansatzweise hektisch klingen. Reimtechnisch zeigt AL Kareem wie auf dem Vorgänger »AL on Earth«, dass er nicht nur in der Lage ist Atmosphären durch Melodien zu erschaffen, sondern auch Rap als Handwerk beherrscht.
Die Beats auf der Platte stammen hauptsächlich von Carlifornia und IMMER.READY Hausproduzent morten. Sie alle haben einen finsteren, sentimentalen Sound welcher sich stringent durch das Projekt zieht, sodass es sich anfühlt wie aus einem Guss. Mit Feature Gästen wie ziry oder rojas zieht AL Kareem vielversprechende Newcomer, großen Namen vor. Auch vertreten ist The Voice Teilnehmerin Maria Nicolaides, welche ebenfalls aus Witten stammt. Sie leiht AL Kareem ihre Stimme auf dem Titelsong »453«.
Abschließend lässt sich sagen, dass »453 Blues« ein äußerst gelungenes Werk und AL Kareems bisher bestes Album ist. Der einzige Kritikpunkt, den man anführen könnte, wäre die Kompaktheit. Denn zum einen ist die Platte leider viel zu schnell wieder vorbei, zum anderen ist AL Kareem ein sehr vielseitiger Künstler, welcher auf einem längeren Projekt vielleicht sein ganzes Spektrum hätte zeigen können.