Die Ruhe und gegebenenfalls ein leichter Kater am Sonntag bieten eine ideale Gelegenheit, zurückzublicken auf die vergangene Woche und einige interessante Releases, von denen wir euch einige wie gewohnt vorstellen möchten. Alle Tracks und noch mehr neue Musik findet ihr in unserer Release Radar-Playlist auf Spotify.
102 Boyz – Action Pt. 2
Die 102 Boyz sind zurück und zwar mit einem Knall. Knapp zwei Jahre nach dem dritten Teil der »Asozial Allstars« Reihe und einigen Projekten der Mitglieder der Gruppe liefern sie mit »Action Pt. 2« den Auftakt zu ihrem im Oktober erscheinenden Crewalbum.
Auf einem rumpelnden Beat aus dem Hause von THEHASHCLIQUE knüpfen die Parts von Chapo und die Hook von Addikt an den brachialen Sound an, der ihre gemeinsamen Projekte auszeichnet. Das Video mit beeindruckenden Aufnahmen vom Bootkonzert auf der Spree zeigt zudem, wie groß die Hörerschaft, die sich die Jungs aus Leer mittlerweile aufbauen konnten, und vor allem die Erleichterung über neue Musik ist.
DieZelle – SAFT PUR
Saft pur, Haut straff, Locken offen
DieZelle lässt es sich auf »SAFT PUR« sichtlich gut gehen. Das eine Drittel der Frankfurter Crew PZK liefert mit seinem gleichnamigen Debütalbum von Freitag unangepasst unbeschwerten Sound aus der Mainmetropole.
Neben dem leichtfüßigen Instrumental zeichnet sich der Titeltrack vor allem durch kreative Flows und Zeilen aus, die wie immer mit Augenzwinkern und einer gehörigen Portion Lässigkeit vorgetragen werden. Wer Frankfurt bisher nur mit hartem Straßenrap verbunden hatte, sollte hier unbedingt mal reinhören.
Ilhan44 – Dämmerung
Während ein großer Teil der Szene in ihren Videos im Park den Sommer genießt, bringt Ilhan44 einen Song, der sich klar davon abhebt und vor allem durch Kontraste überzeugt. Mit »Dämmerung« widmet der Neuköllner der einbrechenden Dunkelheit und dem Widerspruch seines zwischen Szene und Armut gespaltenen Bezirks einen Track.
Die dritte Auskopplung von Ilhans im Oktober erscheinender EP »110« macht seine Stärken erneut deutlich. In seinen wie immer souverän geflowten Zeilen bringt Ilhan den Hörenden seine Realität nahe und führt ihnen schonungslos die eigenen Privilegien vor Augen ohne aber den Zeigefinger zu hoch zu heben.
Pajel – 10von10
Was Soundcloud vor ein paar Jahren noch als Plattform für Newcomer geleistet hat, können längst auch Videos auf Social Media bewerkstelligen. Pajel ist das jüngste Beispiel von einem Youngstar, der durch kurze Clips auf Instagram in kürzester Zeit einen beispiellosen Hype auslösen konnte.
Nach seinem Feature auf »Nie gesehen« releast Pajel nun seine erste offizielle Single, deren Mischung aus einem atmosphärischen Drill-Beat und melodischen Parts im Stile von Größen wie Lil Tjay oder M Huncho noch etwas sehr an die vermeintlichen Vorbilder erinnert, aber schon deutlich macht, welches Potenzial in dem Newcomer steckt.
Shindy – Im Schatten der Feigenbäume
Ich hab’ gelernt, ich darf nicht mit euch Mi**geburten streiten / Denn Außenstehende können uns dann nicht mehr unterscheiden
Mit diesem JAY-Z Zitat lässt Shindy auf seinem sehnsüchtig erwarteten neuen Song keine Zweifel an seinem Standing aufkommen und beweist erneut sein Talent als Songwriter.
Die märchenhafte Produktion von OZ mit einem Sample aus dem 1991er Film »Schöne und das Biest« liefert Shindy die perfekte Inszenierung als Heilsbringer der hiesigen Szene. »Im Schatten der Feigenbäume« legt die Latte für kommende Releases, die der Song wohl einläutet, zwar sehr hoch, doch nach der langen Pause scheint der Hunger wieder da zu sein, auch nachzuliefern.