Next Up: 3LNA
Foto via www.instagram.com/llucanalogue

3LNA – Futuristische Nostalgie

Musik irgendwo zwischen Sommer in Berlin und »Das Schloss im Himmel«. Auf ihrer neuen EP »AMORE HARDTUNE« schafft 3LNA es mit ihrer Produktion und ihren Texten ein futuristisches Klangbild zu kreieren, das zugleich nostalgische Gefühle an vergangene Liebe wach werden lässt.

Erst im Februar diesen Jahres veröffentlichte die Newcomerin aus Berlin ihre erste offizielle Single »kann nicht schlafen (ich lieg wach)«, eine melancholische Ballade, die mit ihrer dumpfen Kick, den hypnotisierenden Synths und den simplen, sich wiederholenden Lyrics, das betäubende Gefühl des Verliebtseins perfekt transportiert. Die Einflüsse der Soundcloud/New Wave sind in 3LNA‘s musikalischen Schaffen deutlich spürbar – Eine Wave, die maßgeblich von Yung Hurn ins Rollen gebracht wurde. Repetitive Hooks auf elektronischen Beats, die immer und immer wieder wiederholt werden und die Hörer*innen in eine Art Trancezustand versetzen. Man erinnere sich an Yung Hurns Song »Popo« aus dem Jahr 2017. So stumpf, dass es schon wieder gut ist.

Das genau diese Art von Musik den Nerv der aktuellen Zeit trifft, haben Viko63 und Penglord, für deren Tour 3LNA als Support Act aufgetreten ist, mit ihrem viralen Hit »Mucho Gusto« erst kürzlich wieder unter Beweis gestellt.

Foto via instagram.com/berlinangst

Es geht bei 3LNA, ähnlich wie beim Rest der Soundcloud Generation, nicht um das technisch saubere Rappen oder Singen. Vielmehr liegt im Imperfekten die Perfektion – das Gefühl eines unfertigen, skizzenhaften Songs, der den Produktionsprozess wunderbar widerspiegelt. Keine High End Produktion im Studio eines Majors, sondern zuhause, in der WG am Laptop mit Ableton und einem Mic werden Emotionen ungefiltert und frei heraus auf Liedern vermittelt. Das sorgt für Nahbarkeit, ehrliche Transparenz, Authentizität und Identifikationsfläche bei den Hörer*innen.

3LNA’s Texte sind persönlich, aber nicht privat. Einblick in ihre Gefühle und Gedanken festgehalten in Strophen wie Tagebucheinträge, vor denen sie nicht scheut, ihre Hörer*innen zu fordern, an die Hand zu nehmen und vielleicht auch ein bisschen zu schubsen. Aufnahmen in denen die Sehnsucht nach einer bestimmten Person besungen und in Erinnerungen an die gemeinsam verbrachten Momente geschwelgt wird. Vom gemeinsamen Herumtreiben, auf dem Gepäckträger um die Häuser ziehen, bis hin zur kollektiven Fahrt in den Supermarkt. Es ist irrelevant wohin es geht oder was passieren wird, solange die richtige Begleitung an ihrer Seite ist.

70 km/h, blaue Gauloises im Handschuhfach/
Und wir hören dasselbe Tape nochmal, auf dem Weg zum Supermarkt

A24 (für einen Freund)

Die Produktionen auf ihrer letzte Woche Freitag erschienenen zweiten EP »AMORE HARDTUNE« stammt von Text bis Beat komplett aus eigener Feder und trägt eine unverwechselbare Handschrift: Sanfte Synth Melodien treffen auf Drum’n’Bass Elemente und kreieren einen Raum im Zeitgeist und der Ästhetik der 80er – insbesondere weckt es Erinnerungen an japanische Animes aus dieser Zeit. Wie so viele ist auch 3LNA aufgewachsen mit der speziell von Manga und Anime geprägten Popkultur und einer Wertschätzung für diese kulturellen Einflüsse, worauf auch der Titel des Introtracks »Akira« schließen lässt.

Ähnlich wie in den Filmen, gelingt es der jungen Künstlerin mit ihrem Soundbild eine neue, futuristische doch im gleichen Maße retro-anmutende Klangwelt zu erschaffen, die wie ein imaginärer Zufluchtsort wirkt.

Uns hält nichts mehr ab, uns hält nichts mehr an/
Fahren geradeaus Richtung irgendwo und irgendwann

Cabrio

Doch die Nichterfüllung dieses illusionären Rückzugsorts scheint wie ihre flüchtigen Momentaufnahmen auf den ersten Blick unglaublich profan jedoch nie trivial zu sein. So erzählt 3LNA auf ihrer EP zwar eine mit vielen Details gespickte (Liebes-)Geschichte, in der alle 7 Songs nahtlos ineinander übergehen, doch werden ihre Avancen am Ende dem mangelnden Handyempfang zum Verhängnis.

Baby ich hab dich nicht ignoriert, hab nur E-Netz auf meinem iPhone, das nicht funktioniert

Kein Empfang (es tut mir leid)

Ohne vernünftige Kommunikation endet eben selbst die schönste Liebesgeschichte irgendwann in Funkstille.