Shogoon über Berlin, Songs produzieren und Shindy

Letzten Freitag hat Shogoon die neue Single »Snake 2 & Bling Bling« gemeinsam mit Weekend veröffentlicht. Wie auch bei diesem Song wieder hörbar, legt Shogoon großen Wert auf die Rückbesinnung auf alte Zeiten. Zeilen wie “Baue Beats so wie Timbo” lassen unschwer erkennen, dass er eine Schiene fährt, die stark von den Sounds alter Ären inspiriert ist.

Der Rapper aus Minden mit Wohnsitz in Berlin steht seit Anfang/Mitte der 2010er auf der Bildfläche und produziert fleißig Output. Produzieren ist hier das Stichwort, denn Shogoon ist ein jack of all trades und übernimmt alle Schritte bei der Entstehung eines Songs selber. Alle Skills zum Produzieren, Mixen und Mastern hat er sich autodidaktisch beigebracht.

Momentan stehen vor allem ein konstanter Flow an Singles (u.a. mit Eko Fresh-Feature) sowie eine EP-Trilogie an, von der bisher »Akt 1: 32425« und »Akt 2: Poster & Platin« erschienen sind.

Wir haben Shogoon um ein Kurzinterview gebeten und wollten u.a. wissen: Wer hat für ihn in Deutschland den stärksten Einfluss auf die Kultur, wie entsteht typischerweise ein Song bei ihm und was ist eigentlich für die Zeit nach der »Akt«-Reihe geplant? Die Antworten darauf und mehr hier im MOSTDOPE-Interview.

Foto via Nadel

Du machst Rap mit klarem Bezug zu alten Ären. Was catcht dich so am Oldschool-Sound?
Wirklich catchen tuen mich die Ab-Mitte-2000er Sachen, wo mit elektronischen Drummachines durch die Neptunes oder Timbaland die 808 wieder in den Vordergrund gerückt sind, was wir vorher nur in den 80s hatten.

Curse wirst du als Mindener sicher auch als Einfluss nennen, aber was sind andere Artist mit großem Impact auf dich?
Curse hat nicht nur die erste Rap-CD gemacht, die ich hatte, sondern er hat auch gefühlt mir und Deutschrap sehr früh das Flowen beigebracht. Ansonsten hört man’s wahrscheinlich auch raus: Ich finde nach wie vor, dass Shindy momentan so wichtig in der Hip-Hop Kultur für Deutschland ist wie kaum einer. Er schafft es einfach Respekt zu zollen vor der alten Garde und einen Kniefall vorzuführen, der so stilvoll und elegant ist – und irgendwie kriegt er da seine Credits nicht.
Der ist wahrscheinlich Hip-Hop-kulturell in Deutschland der wichtigste Mensch in den letzten zehn Jahren. Ansonsten ist Sido einer der krassesten Songwriter, Casper ist einer der krassesten Songwriter auf einem ganz anderen Level und Tua ist für mich ein riesiges Vorbild, weil der als erstes für mich so der Typ war, der alles konnte und gemixt und produziert hat.

Er schafft es einfach Respekt zu zollen vor der alten Grade und einen Kniefall vorzuführen, der so stilvoll und elegant ist – und irgendwie kriegt er da seine Credits nicht.

Shogoon über Shindy

Du hast lange in deiner Geburtsstadt Minden Musik gemacht, bis du vor wenigen Jahren nach Berlin gezogen bist. Was hat sich mit dem Umzug für dich als Künstler geändert?
Tatsächlich hat sich relativ wenig geändert mich dem Umzug. Dadurch, dass ich vorher auch schon alles selbst gemacht hab saß ich in Minden in meinem kleinen Zimmer mit meinen Geräten und hab Songs gemacht. Da ich von niemanden abhängig bin, um meine Songs fertigzustellen sitz ich in Berlin genauso in meiner Wohnung und mach einen Song fertig – und entweder er ist gut oder er ist nicht gut.
Durch den Lockdown hat sich das Ganze natürlich so ein bisschen extremisiert. Jetzt fang ich so langsam an mit anderen Künstlern zu produzieren, mit anderen Künstlern Musik zu machen, andere Künstler kennenzulernen, was super gut ist, aber es ist alles natürlich auch ein bisschen schleppender durch den ganzen Lockdown. Aber das ist das erste was sich angefangen hat zu ändern. Nach zwei Jahren, die ich jetzt in Berlin bin, fängt das langsam an.

Du bist seit ca. einem Jahr wieder independent unterwegs, nachdem du für einige Zeit auch mal bei einem Label unter Vertrag standst. Was ist für dich der Vorteil, dein ganz eigenes Ding zu machen?
Ich glaube, dass muss jeder Künstler für sich selber rausfinden. Also wenn du selber produzierst, mixt und masterst – was ja ein seltener Fall ist – dann bist du von keinem Vorschuss oder Produktionsbudget für die Musik abhängig. Das heißt, du brauchst diesen Vorschuss nicht und ein Vorschuss ist erstmal nicht mehr als ein Kredit. Den zahlst du mit deinen Prozenten, die du vom Label bekommst, zurück. Oder du gehst halt in die Vorkasse oder machst es auf Low-Budget und bekommst 100% deiner Einnahmen. Ich glaube, dass ein Label durchaus Sinn macht, aber erst ab einem bestimmten Punkt. Diesen Punkt zu erreichen, dass du vernünftige Deals bekommst, an dem bin ich halt noch nicht.

Du produzierst, rappst, mixt und masterst alles selber. Wie sieht der typische
Entstehungsprozess eines Songs bei dir aus? Ist der Beat oder Text zuerst da?

Also als allererstes kommt in der Regel die Stimmung. Ich spiele irgendwelche Akkorde, das ist dann ein Vibe. Da bau ich skizzenhaft Drums drunter, dass ich irgendwie sowas wie ein Beatskelett habe. Und dann wird der gesamte Song gemumbled –es gibt jeden Song, den ich gemacht habe in einer Lil Uzi Vert-esquen
Mumble-Version. Wenn die Melodie in der Hook cool ist oder der Flow cool ist, dann setze ich mich hin und schreibe das Ding. Ab dem Punkt steht der Song auch für mich, dann ist es nur noch Feintuning. Da werden die Drums und der Beat ausproduziert, ich guck nochmal über den Text drüber und dann ist der Song fertig.

Es gibt jeden Song, den ich gemacht in einer Lil Uzi Vert-esquen Mumble Version

Shogoon über seine Herangehensweise beim Songs produzieren

Die ersten beiden Teile der »Akt« EP-Reihe sind draußen, »Akt 3« wird kommen und die Trilogie abschließen. Was ist für danach geplant?
Ich habe von einem befreundeten Musiker den Tipp bekommen, nach der »Akt«-Reihe mal ein Projekt zu machen auf andere Beats, die nicht von mir sind – um auch mal als Rapper weiterreifen zu können und nicht nur als Produzent. Da hat sich vor ein paar Wochen was sehr, sehr gutes gefügt: Es wird danach ein auch in sich geschlossenes, kleines Projekt auf anderen Beats geben, das wird sehr, sehr spannend. Freu mich auf jeden Fall euch davon erzählen zu dürfen, wenn es soweit ist!

Im Video zu »Poster« rappst du neben vielen eingefügten Hip-Hop Legenden. Ganz utopisch, wen hättest du am liebsten tatsächlich mit dir gemeinsam auf einem Song?
Also von den Protagonisten aus dem »Poster« Video wären es safe Missy Elliott, Jay-Z und 50 Cent. Einfach weil das Leute sind, die das Game jeder für sich auf ein neues Level gehoben haben: Missy melodisch, Jay-Z im Pen-Game und 50 einfach mit allem!