Die letzten zwei Jahre waren für FRISO wie ein endlos wirkender Marathon. Neben einer englischen EP, diversen Singles auf Deutsch, einem kürzlichen erschienen Tape mit dem Tooloudfortheroom-Kollektiv und seinem (mittlerweile ehemaligen) Amt als Live-DJ von Paula Hartmann hat er zusammen mit SOMA fleißig an seinem neuem Projekt »10qm« getüftelt. Kein Wunder, dass man da »Seitenstechen« bekommt.
An einem sonnigen Spätsommermittag haben wir uns mit FRISO in Hamburg-St. Pauli getroffen, um über seine musikalischen Anfänge, Inspirationen und die jüngste EP zu sprechen. Auf »10qm« verarbeitet er irgendwo zwischen Synth-Pop und Hip-Hop-Drums die turbulente Zeit der letzten Jahre. Große Bühnen vor Festivalmengen, die in logischer Konsequenz ihr Gegenstück fordern: Einen geschützten Rückzugsort zum Verschnaufen, der für jeden anders aussieht. Für manche ist es das vertraute WG-Zimmer, für die anderen eine Person oder die geliebte Heimatstadt.
Erinnerst du dich noch an die »Nie Verliebt« Releaseshow hier im Häkken, Anfang 2022?
Mhm. Safe!
Durch deinen Voract-Slot bin ich das erste Mal auf dich und deine Musik aufmerksam geworden. Du hattest auch erst ein, zwei Monate vorher deine Debüt-Single als FRISO veröffentlicht. Wie kam es dazu, dass du dich entschlossen hast, dieses Soloprojekt zu starten? Was war die Intention dahinter?
Das war eigentlich die ganze Zeit schon da. Es war nie so, dass es aus einem gewissen Antrieb kam. Also quasi: „Ich bin jetzt mit Paula und mache deswegen jetzt mein eigenes Projekt.“ Es war irgendwie schon die ganze Zeit da. Ich habe auch immer zu Hause viel gemacht und hatte den Wunsch, dass es unter einem eigenen Ding laufen soll. Dass es dann parallel mit Paula passiert ist, kam eigentlich sehr organisch. Ich hab, glaub ich schon, seitdem ich jugendlich war, immer Bock gehabt auf Mucke machen. Mich nach außen zu tragen und Gefühle zu vermitteln, die ich selbst empfinde, wenn ich Musik höre. Und seitdem war das so drin.
Ich hatte noch ein anderes Projekt mit einem Freund zusammen und mir dabei das Produzieren beibringen lassen und gelernt, wie man eigenständig Musik macht. Das ging 2018 los und 2020 war ich dann irgendwie auch wegen Corona so richtig auf mich alleine gestellt und habe dann zuhause richtig losgelegt. Paula und ich kannten uns zwar schon vorher, haben dann aber auch begonnen, gemeinsam Musik zu machen. Es war immer ein sehr leidenschaftliches Ding, einfach anzufangen und machen und gucken zu wollen, wie weit man damit gehen kann und ob das irgendwie funktioniert.
Gab es irgendwas, was dir bei deinem früheren Projekt (FILO) gefehlt hat?
Es war gar nicht mal so, dass mir etwas gefehlt hat. Ich glaube, das war einfach eine coole Sache zum Ausprobieren, die in eine spannende Richtung ging. Es hat sich dann einfach ganz organisch auseinander gelebt, weil der eine in eine andere Stadt weg musste oder gerade private Sachen zu tun hatte.
Wir hatten damit aber auch gar nicht den Ansporn, in zwei Jahren die größten Festivals zu spielen, sondern uns einfach ohne Druck mit einer coolen Ästhetik auszuprobieren. Und dann hat sich das einfach ein bisschen auseinander gelebt. Ich war auch im Ausland und hab’ danach alleine weitergemacht.
Ein kleiner zeitlicher Sprung. »Sekunde« war letztes Jahr im Februar dein erster Release auf Deutsch. Was genau hat dich zum Wechsel gebracht, auf Deutsch Musik zu veröffentlichen?
Der Song tatsächlich. Ich saß während der Corona-Zeit bei mir zu Hause und hab’ aus Jux Type-Beats durchgehört. Irgendwann bin ich auf den Beat von »Sekunde« gestoßen und es hat direkt gefunkt. Der hatte irgendetwas Einzigartiges an sich. Das Erste, was beim Freestylen dazu rauskam auf Deutsch und ich hab’ den Song einfach so fertig gemacht und allen Homies geschickt. Die haben’s direkt gefeiert.
Natürlich musste ich mir vorher schon oft anhören: „Ey, warum machst du nicht mal Musik auf Deutsch?“, aber ich habe mich immer sehr dagegen gesträubt. Ich wollte nicht dieser klassische Typ Künstler sein, bei dem das Label sagt „Mach mal auf Deutsch“ und es dann so funktioniert. Mir war sehr wichtig, dass das aus eigener Intention heraus geschieht. Natürlich ist es besser im deutschen Markt, deutsche Musik zu machen, aber ich mochte diese englischen Sachen eben, weil man da gefühlt viel mehr Freiraum zum Ausprobieren hat. Man kann auch instrumental verrückter werden, ohne Angst zu haben, dass man aneckt.
Als ich »Sekunde« gemacht habe, war ich aber sowieso mit meinem englischen Projekt ein bisschen am kriseln und hab’ durch diesen deutschen Moment wieder neue Energie zum Musikmachen bekommen. Das war rückblickend die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können.
Hat ja auch funktioniert.
Stimmt. (lacht). Vielleicht.
Wie würdest du sagen, hat sich der Wechsel von englischer zu deutscher Musik auf deinen Ausdruck und deine Kunst ausgewirkt?
Ich habe das Gefühl, dass es deutlich rappiger geworden ist. Zwar nicht nur, aber auf »10qm« gibt es inklusive »Kopfsache« zwei Songs, die deutlich raplastiger sind. Die Instrumentals heben sich auch ein bisschen von den anderen ab, im Sinne, dass sie außerhalb meiner eigentlichen Komfortzone liegen. Auf »Lost Tapes« hatte ich zum Beispiel viele liegende Flächen, Pads und Synthies gehabt, die dich gefühlt irgendwohin getragen haben. Bei dieser EP ist es echt gut und gerne mal ein bisschen straight in die Fresse. »Kopfsache« ist das beste Beispiel, weil es ohne groß herumerzählen direkt losgeht. Dieses textliche „Eier auf den Tisch legen“ habe ich noch nie gemacht. Sowas traut man sich als kleiner Künstler manchmal auch gar nicht.
Ich mach’ Mucke, wenn ich mir zu viel Kopf mache / Du machst Mucke, dass sich meine Homies fragend an den Kopf fassen
»Kopfsache«
Im Deutschen kann man natürlich direkter und konkreter sein. Außerdem versuche ich mich nicht zu scheuen, meinen eigenen Slang zu benutzen, den zum Beispiel Leute in Freiburg nicht nachvollziehen können, weil sie nicht „Ahn mal“ oder „Ich hab ‘nen Knacks“ sagen. Das hab ich mir vor allem durch die Tooloud (Tooloudfortheroom) Kreise angeeignet. Den Mut zum Anecken. Beim Prozess von »10qm« hatten wir seit Ewigkeiten keine Musik mehr gemacht und irgendwann meinte Jakob (SOMA), „Wo sind die Eier hin?“ Dann haben wir uns »Lost Tapes« noch einmal angehört, weil es einfach sehr viel verspielter war und uns gesagt, dass wir da wieder hin wollen, halt nur auf einem viel besseren Level. Der Ansporn war, wieder außerhalb der Schubladen zu denken.
In dem Moment, wo ich auf Deutsch Musik gemacht habe, bin ich automatisch diesen Regeln gefolgt und habe Strophe-Hook-Strophe-Hook-Songs geschrieben. Das gefällt mir zwar auch, aber ich finde es trotzdem erfrischend, wenn man sich auch mal was traut. Wir haben uns nach langer Zeit wieder an »Lost Tapes« bedient. Sound-technisch ist es auch von dieser Schublade weggekommen „Ich mache nur Synth Sounds“ hin zu „wir bedienen uns an Gitarren, bisschen mehr Hip-Hop Beats und doch wieder sehr poppige Sachen und Hip Hop-Beats“, aber auch wieder sehr verspielt.
Dann lass uns doch über deine neue EP »10qm« sprechen. Wenn man sich ein bisschen mit dir beschäftigt, taucht dieser Begriff im Laufe deiner Diskografie erstaunlich oft auf, sei es in einzelnen Lines oder Songtiteln. Was für eine Bedeutung hat er für dich?
Gute Frage (lacht).
Mir ist selbst aufgefallen, dass ich den Namen oft unbewusst erwähnt habe und hab mir das ganze dann Mal durch den Kopf gehen lassen. Irgendwann hat es für mich Sinn ergeben. Mein damaliges WG-Zimmer war um die zehn Quadratmeter groß. Im Vertrag stand zwar eine größere Zahl, aber das ist Cap gewesen. Ich habe das als einen Schutzraum interpretiert. Diese zehn Quadratmeter, wo du halt komplett das sein kannst, was du bist und wo das auch niemand so richtig angreifen kann. Sobald diese Tür zu den Quadratmetern zufällt, bist du komplett für dich alleine und kannst alles machen, aber auch irgendwie nichts und es ist in Ordnung.
Zehn Quadratmeter werden zum Heim
»Damals«
Außerdem sind alle Grundsteine zu dieser EP in diesen zehn Quadratmetern gefallen. Auch schon bei »Lost Tapes«, hatte ich mir im Keller meiner Eltern ein kleines Studio gebaut, das ungefähr zehn Quadratmeter groß war. Generell alles, was mit Musik zu tun hatte, geschah immer in kleinen Räumen, die ungefähr so groß waren. Dadurch, dass Musik einfach etwas sehr persönliches ist, habe ich das als meinen Titel genommen.
Fun Fact: Ich bin ein Mensch, der merkt, wenn eine Tür offen ist, selbst wenn ich es nicht sehe. Schon seit ich klein bin, war das ein Ding. Ich finde, das ist sehr passend in Bezug auf den Titel: Türen müssen immer verschlossen sein.
Dient das dann quasi auch als Rückzugsort für dich, wenn du z.B. von einem Festival zurückkommst?
Auf jeden Fall. Wenn wir von Festivals reden, war das letztes Jahr sehr viel aufregender und eine ganz neue Erfahrung. Dieses Jahr ist es recht routiniert geworden und fühlt sich mehr an wie ein Job. Es ist trotzdem ein sehr, sehr schöner Job und macht sehr viel Spaß, aber man merkt auf jeden Fall auch die Schattenseiten auf einmal. Wenn man nach Hause kommt und irgendwie energielos ist, dann sind die zehn Quadratmeter auf jeden Fall ein Schutzraum, so ein kleiner Bunker.
Du hast das Thema eben schon angerissen. Es hat sich im Vergleich zu »Lost Tapes« 2021/22 sehr viel verändert. Von Englisch zu Deutsch, damals im Elternhaus, jetzt geht es mit Paula und Tooloudfortheroom langsam nach oben. Was würdest du sagen, ist gleich geblieben und verbindet die beiden Projekte?
Die Person, mit der sie gemacht wurden. SOMA halt. Das ist auf jeden Fall einer der wichtigsten Faktoren daran, weil es mir unfassbar einfach fällt, mit ihm Musik zu machen. Vor allem, weil er auch sehr unverkopft ist. Wenn wir an etwas nicht weiterkommen, dann ist es so. Andererseits weiß er innerhalb dieser kurzen Zeit, die wir uns jetzt kennen, so vier Jahre, komplett zu verstehen, was ich feiere und was er noch ergänzen kann an dem, was ich schon gemacht habe. Von daher ist SOMA ein sehr, sehr wichtiger Bestandteil, der gleich geblieben ist.
Ich glaube, der Anspruch an die Musik ist auch weiterhin gleich. Ich bin immer noch sehr bedacht, was Texte angeht und mag es nicht, etwas zu schreiben, wo ich mir dann denke „ah, die Line ist ein bisschen kitschig oder irgendwie nicht das, was es sein soll oder nur ein Zweckreim.“ Dann möchte ich mich eher noch einmal reinfuchsen und gucken, ob etwas besseres bei rumkommt.
Und ja, das Umfeld generell. Es hat sich natürlich viel verändert, aber das Umfeld ist von Anfang an immer das gleiche geblieben. Mit Tooloud und mit Paula hat sich wenig verändert, außer die Strukturen im Hintergrund. Man ist jetzt mit einem Label gesignt und irgendwie sind da professionellere Personen mit involviert.

Wie hast du SOMA eigentlich kennengelernt?
Sehr Hamburg-mäßig irgendwie. Ich kannte jemanden, der ihn auch kannte und war abends unterwegs mit dem und er meinte so: „Hey, hast du Bock auf einen Sit-in?“ Wir sind dann hin, aber ich kannte niemanden. Ich hab mich dann mit moé, SOMA und ELEF, die ja schon ihre Gang waren, ein bisschen über Musik ausgetauscht und meine schlecht aufgenommenen, alten, englischen Demos gezeigt. SOMA hat da schon, trotz all dem, meine Vision gecheckt. Eine Woche später haben wir uns dann getroffen und sind zusammen ins Studio gegangen. Ab da lief alles sehr organisch.
Es gab dieses Lager in Altona mit moé, ELEF und SOMA und ich hatte kurz vorher die ganzen Harburger Jungs kennengelernt: Sant, lenzy, Lawin und so. Ich hab mir dann gedacht, dass wir irgendwie alle denselben Humor haben und es doch passen würde, wenn mir mal zusammen chillen. Dann haben wir uns date-mäßig verkuppelt, woraus dann das größere Tooloudfortheroom entstanden ist. Das gab es vorher schon auf der Harburg Seite und wir haben das dann zusammengeführt. Ist alles ganz organisch passiert. Voll geil!
Lass uns mal direkt bei Tooloudfortheroom bleiben. Du rappst zwar ein bisschen auf »10qm«, aber ich würde sagen, dass das bei deinen Parts von Tooloud mehr im Vordergrund steht. Trennst du diese Stile bewusst?
Ja, ich glaube schon, weil es eine Möglichkeit bietet, das mal in einem Kontext auszuprobieren, der eh schon raplastig ist, wohingegen sowas im eigenen Projekt vielleicht ein bisschen fehl am Platz wäre.
Als wir das Tooloud-Album gemacht haben, gab es diese Skizze zu »Wolkenträume« und alle meinten so: „Irgendwie haben wir Bock, dass Friso auch einen Rap-Part hat.“ Vorher hat es nie richtig funktioniert, aber bei »Wolkenträume« ging alles sehr fix und das war geil. Das war das erste Mal, dass ich mich wirklich getraut habe zu rappen und auch cool damit war. Ich glaube, man bietet sehr viel Angriffsfläche, wenn man als Nicht-Rapper anfängt zu rappen, aber im Rahmen von »lemvig« konnte ich da sehr unverkopft rangehen.
Und ich rede nicht mit dir, weil ich verpack’ alles in Songs. Das ist ein bisschen wie entkomm’n
»Wolkenträume«
Trotzdem vermischt es sich teilweise mit dem eigenen Projekt, wie man jetzt zum Beispiel auf »Kopfsache« und »Seitenstechen« hört. Ich würde mich aber nie als Rapper bezeichnen, sondern eher als Sänger, der sich ab und zu daran bedient. Ich bin auch einfach mit Rap aufgewachsen, und deswegen findet sich das teilweise in meiner Musik wieder.
Kleiner Themenwechsel jetzt. Lorde – »Melodrama«.
Geil!
Ich finde ihren Einfluss auf »Lost Tapes« sehr auffällig. Deine Musik ist mittlerweile erwachsener geworden und entfernt sich damit teilweise von diesem jugendlichen, euphorischen Gefühl, was sowohl »Lost Tapes« als auch »Melodrama« vermitteln. Hat sie dich bei dieser EP trotzdem noch inspiriert und wenn ja, wo?
Immer. »Melodrama«, das Album, inspiriert mich gefühlt jeden Tag, weil die Produktion unfassbar spannend ist und das auch immer noch ein Ansporn beziehungsweise ein Maßstab ist, den ich für mich setze.
Bei »Lost Tapes« habe ich eher versucht, Gefühle nachzustellen von bestimmten Songs, die ich selbst feier, wohingegen das Album bei »10qm« mehr in die Details eingeflossen ist. Mir ist bei »Melodrama« aufgefallen, dass es ganz viele Ebenen und Details hat, die man vielleicht erst beim achten Mal durchhören erkennt. Das findet sich zum Beispiel auch im Intro der EP »Alles« wieder, was recht verspielt ist und viele kleine Details enthält, die irgendwo in den Vocals stattfinden.
Für mich fängt vor allem (die Pre-Hook von) »Ampullen« diese Leichtigkeit von »Melodrama« sehr gut ein. Was genau meinst du damit, dass du „die Lichter in Ampullen abfüllst“?
Das ist eher metaphorisch gemeint. Es geht darum, die Energie dieser Stadt zu speichern und dann immer darauf zugreifen zu können, wenn ich woanders bin. Ich war, glaube ich, den ganzen Sommer, wenn es hochkommt, eine Woche in Hamburg und dann direkt wieder weg. Mir ist es wichtig, wenn ich dann hier bin, mich aufzusaugen und neue Energie zu sammeln.
Hast du noch andere Künstler*innen, die dich im Allgemeinen, aber insbesondere bei der EP inspiriert haben?
Ich muss das ein bisschen rekapitulieren, weil die Songs teilweise entweder anderthalb Jahre alt sind oder halt erst vor kurzem entstanden sind. Deswegen ist es eine sehr breite Zeitspanne. Lorde ist auf jeden Fall immer mit dabei. Ich habe, glaube ich, zu dem Zeitpunkt, an dem die ganzen Songs entstanden sind, viel von The 1975 gehört. Gerade was die poppigen Sachen angeht, finde ich die einfach sehr, sehr, sehr spannend. Die haben auf jedem Album mindestens einen Track, der komplett mit Autotune und Trap ist, was gar nicht zu denen passt, aber es ist irgendwie geil. Auch eine 070 Shake ist auf jeden Fall mit dabei!
Es sind weniger einzelne Künstler*innen, sondern wirklich mehr so ein Mischmasch aus einzelnen Songs. The Blaze ist auf jeden Fall auch immer noch eine starke Referenz, auf die ich immer wieder zurückgreife, weil die sehr krasse Gefühle vermitteln können. Ich glaube, Frank Ocean hört man auch. Er ist immer ein guter Verweis, immer eine gute Sache, zu der man aufschauen kann.
Vielleicht auch »tru.«?
Ja, das wollte ich gerade sagen! »tru.« ist ein Album, das ist auch goated. Das sind so Sachen, die sehr spannend von der Produktion sind. Gesangsmäßig und topline-mäßig lasse ich mich gar nicht so inspirieren, sondern finde eher Momente cool von irgendwelchen Songs. Das meiste, von dem ich mich viel inspirieren lasse, sind die Instrumentals. Da ist halt »tru.« krass und »Melodrama«, »Blonde« und The Blaze auch. Ich glaube, diese Inspirationen haben sich seit vielen Jahren wenig verändert.
Ich hatte bei der EP das Gefühl, wenn du über den schnellen Verlauf der letzten zwei, drei Jahre sprichst, passiert das meistens mit einem negativen Beigeschmack. Worauf, würdest du sagen, bist du besonders stolz?
Ich bin schon sehr stolz darauf, wie schnell sich das alles entwickelt hat, weil es nicht selbstverständlich ist. Es gibt Leute, die das seit 8 Jahren oder 10 Jahren machen und entweder noch nicht an dem Punkt sind oder erst nach 8 Jahren an dem Punkt waren.
Ich bin auch sehr stolz darauf, das alles mit meinen Freunden machen zu dürfen und dabei sehr uneingeschränkt agieren zu können. Mir war es jetzt zum Beispiel bei dem Vertrag, den ich unterschrieben habe, auch wichtig, dass da nichts mit Tooloud clasht, weil ich das einfach als eine sehr hohe Prio sehe, da mitmachen zu dürfen und meinen Senf dazugeben zu können.
Vor allem auf Tooloudfortheroom bin ich sehr stolz, weil es nochmal einen anderen Kosmos aufgemacht hat. Ich muss nicht meinen Kopf 100% reinstecken, um geile Sachen zu machen. Es reicht, wenn ich 10% dazugebe und die restlichen 90% werden von den anderen gemacht. Außerdem hat sich das alles organisch entwickelt, aus eigener Kraft heraus.
Es ist ganz schwer eine klare Sache auszumachen, weil dieses Jahr alles voll zur Normalität geworden ist. Ich würde, glaub ich, einfach dieses Jahr sagen. Das war sehr augenöffnend. Vor allem die Paula-Tour, auch wenn es gar nicht um mich da geht, sondern einfach nur darum, dass man dabei ist, das war sehr krass. Und dann zu sehen, dass da Freunde die halbe Tour als Voract begleiten. Auch geil!

Bisschen off topic, aber ich habe Anfang des Jahres eine Ausbildung abgeschlossen.
Glückwunsch!
Danke. (lacht). Es war absolut nicht das, was ich machen wollte. Es war ein Feld, das interessant war, aber trotzdem auf lange Sicht ein ziemlich standardmäßiger Bürojob. Ich habe immer gedacht, nach einem Jahr breche ich da ab, wenn es mit Musik laufen sollte, aber ich habe es zweieinhalb Jahre durchgezogen. Ich bin im Nachhinein sehr dankbar, dass ich da gepusht wurde!
Ich bin auch sehr stolz auf die EP, die wir gemacht haben. Wir haben gestern nochmal kleine Feinarbeiten gemacht und irgendwie ist es sehr schön, ein Projekt zu haben, bei dem man sagen kann, „wir haben wirklich das Beste rausgeholt“. Das ist ein schönes, geschaffenes Stück Kunst, was ich sehr gerne präsentieren will.
Jakob ist an gewesen (Anm. d. Red.: “an” wie eine Maschine). Er hat wirklich Sachen da gemacht, von denen ich noch nie vorher gehört habe
Man merkt vor allem bei »Lost Tapes« sehr, dass du ein Fan von Konzeptprojekten bist. Die ganze EP wird verbunden durch Geräusche eines Kassettenspielers und bei »10qm« gibt es auch klassisch Intro, Outro und Interlude. Ist ein Album etwas, was dich aktuell reizt?
Voll. Es ist so, dass diese EP, die wir jetzt gemacht haben, immer noch konzeptionell ist, es sich aber auf eine andere Art und Weise äußert. Man merkt das mehr im generellen Konzept der EP und in den Visuals. Mit dem Namen wird einfach ein bisschen rumgespielt. Ich kann gerade noch nicht mehr verraten, aber das Projekt »10qm« ist auf jeden Fall noch nicht beendet.