Profilaufnahme von Escape draußen
Foto via Maxime Schubert

Escape über »Die or Die Tryin’«, persönliche Ansprüche und rappen mit Vollzeitjob

Aus Meck.-Pomm. nach Berlin, aus Drogensucht und Kriminalität über Entzug und Therapie in die geregelte 40-Stunden-Woche. Escape hat einen mühevollen Weg hinter sich. Doch aus Leben auf Minus wird Leben auf Null, mit Perspektive auf Plus. Der jüngste Werdegang trägt Zuversicht, auch dank fruchtbarer musikalischer Kooperationen und steigender Streamingzahlen.

Escape hat einiges zu erzählen und er tut das, wie kaum ein anderer in Deutschland. Mal attackiert er sperrige Trap-Beats mit passgenauen Flows, mal rappt er lässig über organische Instrumentals. Witzige Punshlines folgen auf todernste Parts, Flex auf Therapie, Verherrlichung auf Reflektion. Escape ist ein Meister des Drahtseilakts, er spielt mit den Schwankungen und behält dabei stets stabilen Kontakt zur Mitte, zum Beat, zu sich selbst. Escape ist authentisch, keine Kunstfigur, sondern Sprachrohr, Tagebuch, narrative Instanz einer echten Person mit echten Problemen.

Mostdope hat ihn im Friedrichshainer Burgeramt getroffen und ein paar Fragen loswerden dürfen. Welche Einflüsse die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Produzenten wie DeLaurin und Ikarus auf seinen Stil hat, wie sich sein neuer Lebensalltag mit dem Dasein als Rapper verträgt und was man in Zukunft von ihm erwarten darf, erfahrt Ihr nun im folgenden Interview.

Escape im Mostdope Interview
Foto via Maxime Schubert

Du befindest dich ja gerade mitten in einem ordentlichen Release-Flow. Auf der einen Seite eine Konzeptreihe als Trilogie gemeinsam mit Ikarus, auf der anderen Seite quasi zwischendurch das »Die Or Die Tryin« Tape mit DeLaurin. Was genau ist das Konzpt hinter dieser Trilogie und wie fügt sich das aktuelle Tape da rein?
Die Trilogie besteht aus »Leben auf Minus«, »Leben auf Null« und »Leben auf Plus«. Die Idee kam mir, als wir »Leben auf Minus« gedroppt haben, dass wir auch eine Trilogie draus machen könnten und ich diese harte Zeit verarbeite. »Leben auf Minus« ist straight das illegale Leben, »Leben auf Null« soll nochmal die Zeit kurz vor der Therapie Revue passieren lassen und »Leben auf Plus« soll dann aus der Zeit entstehen, wo ich nicht mehr von meinem Dispo lebe. Geplant hatten wir eigentlich, dass es im Sommer kommt, aber ich denke, dass wir es erst 2024 liefern können, weil ich noch ein bisschen Zeit brauche, bis »Leben auf Plus«. Es hat sich zwar viel getan, aber noch ist es nicht so weit und deswegen habe ich das Album jetzt nachgeschoben. Ursprünglich wollte ich das erst danach veröffentlichen, aber jetzt ist es fertig und es ist geil und ich denke nicht, dass das irgendwie den Plan überwirft.

Aber was würdest du sagen, welchen Platz es in diesem Trilogie-Rhythmus für einnimmt? Also bist du da auch bei »Leben auf Null« oder nimmt das den ganzen Prozess mit?

Escape im Mostdope Interview
Foto via Maxime Schubert

Nee, also eigentlich ist es so ähnlich wie »Leben auf Null« weil weil es diesen Mix aus Verherrlichung und Consciousness hat. Es ist von der Message fast gleich, nur nicht so depressiv. Bei »Leben auf Null« ist alles ein bisschen langsamer und bei »Die Or Die Tryin’« gibt es halt einfach das ganze Album lang krass auf die Fresse. Wir haben auch zwei ruhige Songs dabei, die dann für das Reflektieren sprechen. Und der Abschluss vom Album ist auch so ein sehr ruhiger, langgezogener Track und deswegen passt das schon sehr gut rein, finde ich. Ich denke das sogar vor »Leben auf Plus« noch noch ein anderes Album kommen wird und das ich mir für die Arbeit mit Ikarus ein bisschen Zeit lasse, weil wir ja bei »Leben auf Minus« und »Leben auf Null« beattechnisch fast gleich sind. Es hat sich nur viel im Prozess an der Stimme geändert, aber diese Trap-Phonk Beats sind ja so ziemlich gleich geblieben und wir wollen das bei »Leben auf Plus« auf jeden Fall aufbrechen und etwas anderes machen. Vielleicht ein bisschen in die G-Funk/Trap-Schiene, so Shoreline-Mafia mäßig.

Würdest du sagen, dass du vielleicht auch durch die die Arbeit mit DeLaurin Blut geleckt hast, was neue Sounds angeht? Weil da höre ich auf jeden Fall vielfältigere Einflüsse heraus. Oder was macht für dich persönlich die Zusammenarbeit mit DeLaurin aus?
Bei DeLaurin habe ich den Spaß dran gefunden, dass ich im Entstehungsprozess der Beats komplett mit drin bin. Bei Ikarus ist es so, dass der weiß, was ich für Beats mag und dann schickt er mir auch die Richtigen. Aber das ist was komplett anderes, ob ich auf einen fertigen Beat schreibe oder von Beginn an mit im Studio sitze und sage: „Diese BPM-Zahl, diese Snare, diese Hi-Hat, da will ich den Rhythmuswechsel haben.“ Deswegen habe ich dahingehend bei DeLaurin mehr Blut geleckt. Wenn ich mich jetzt für einen Produzenten entscheiden müsste, mit dem ich zukünftig nur noch zusammenarbeite, dann wäre das auf jeden Fall er. Ohne jetzt was schlechtes gegen Ikarus zu sagen, aber das ist halt ein anderer Prozess. Jeder Beat von DeLaurin ist eigentlich zu 50% auch ich. Es war deshalb aber auch der längste Entstehungs-Prozess. Zwischen dem ältesten Track auf dem Album und dem letzten Song, der entstanden ist, liegen ungefähr zwei Jahre Arbeit an dem Album.

Am Ende von »Die or Die Tryin’« rappst du ja: „Ab heute lebe ich mit dem Schmerz.“ Das wirkt für mich schon wie ein versöhnlicher Ausblick, als hättest du da einen Frieden gefunden. Ist dann das Ziel oder die Zukunftsperspektive gar kein Schmerz mehr?
Ich würde sagen, die Perspektive ist es eher so, den Schmerz nicht mehr wegzumachen, sondern einfach damit klarzukommen. Es ist ja nicht jeden Tag Schmerz. Ich habe schlimme Tage zwischendurch, sag ich dir ganz ehrlich, wo die Depression, wenn man es so nennen möchte, ziemlich kickt, aber es ist nicht mehr so extrem. Vorher war das immer so ein Up and Down durch die Substanzen, die man sich gegeben hat, hoch und runter, hoch und runter. Und jetzt ist es eher so eine gleichbleibende Kälte, in der man die besseren Momente auf jeden Fall mehr zu schätzen weiß. Außerdem erlebt man einfach alles mehr und nimmt das alles auch klarer wahr. Und deswegen hat der Abschluss auf dem Album schon was versöhnliches. Es gibt viele Sachen, die noch auf mich zukommen werden und auch schon auf mich zugekommen sind. Aber es ergibt ja keinen Sinn, das alles immer nur zu verdrängen, sondern irgendwo muss man lernen, damit umzugehen. Spätestens wenn es an die eigene Gesundheit geht, so wie bei mir letztes Jahr, dann wird es unverweigerlich klar, dass sich was ändern muss. Und deswegen musste alles dazu kommen, wie es jetzt ist.

Also kann man schon sagen, dass du dich aktuell in einer besseren Phase deines Lebens befindest. Würdest du meinen, dass du in schlechten Zeiten kreativer bist?
Die letzten sechs, sieben Monate hatte ich gar nicht mehr die Möglichkeit, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen, wie ich es früher gemacht habe, weil ich halt 40 Stunden arbeite. Dazu bin ich auch nicht unbedingt der liquideste Typ. Ich bin schon immer am Limit mit meiner Kohle. Dann ein Studio zu mieten, Produzenten zu bezahlen, das ganze Promo Material… – das kostet alles Geld und ich kann mir nicht immer nur Leute suchen, die mir aus Liebe alles geben. Ich will ihnen auch was zurückgeben. Die machen ja auch einen extrem wichtigen Job. Deswegen sind die Momente, wo ich gerade mal ins Studio kann, eher spontane Aktionen. Und dann bist du im Studio und bist dabei, wie der Beat gebaut wird und dann kommt halt alles, was sich so angestaut hat raus. Die letzten zwei Wochen, wo du keine Musik machen konntest oder auch gar keinen Kopf dafür hattest. Wenn ich nach Hause komme nach einer neun Stunden Schicht, dann gucke ich zwei Folgen Naruto und penne.

Escape im Mostdope Interview
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Das heißt, die Texte kommen dann auch im Studio auf den Beat oder schreibst du schon vorher so ein paar Lines zusammen?
Ne! Das ist alles on scratch. Ich wüsste nicht, wann ich das letzte Mal ins Studio gegangen bin und den Text schon hatte. Ich glaube, der Song »Marcel«, der ist so entstanden. Da hatte ich mit DeLaurin nochmal, kurz bevor das Förderungsgeld kam für das Album, auf Druck was machen müssen. Also wir hatten eine krasse Mixing Session, wo wir alles nochmal neu aufgenommen haben und neu gemixt haben und so, damit wir das dann ins Mastering geben können. Und da habe ich auf dem Hinweg ins Studio den Text geschrieben, ohne Beat. Aber lass mich lügen, vielleicht zwölf Zeilen oder so, keine Hook, gar nichts. Wir haben dann zusammen Song den gebaut und da hat es einfach gepasst. Das war aber wirklich das einzige Mal, wo ich mich jetzt bewusst dran erinnern kann, dass ich schon was vorgeschrieben habe. Ansonsten baue ich halt, während der Beat entsteht und bin meistens durch Zufall echt genau dann mit dem Text fertig, wenn der Beat im Arrangement so steht, dass man aufnehmen kann. Im Hintergrund passiert dann noch mal was. Vielleicht schreibt man am nächsten Tag nochmal eine Zeile um oder vielleicht auch ein, zwei Monate später. Aber im Großen und Ganzen ändert sich da nicht mehr viel.

Ja, ich finde, wie du das beschreibst, passt voll darauf, wie ich die Songs wahrnehme. Dass Song für Song jeweils für sich aus einer bestimmten Energie entsteht, kann ich mir gut vorstellen. Was ist dann dein Anspruch? Ab wann holt dich ein Song wirklich ab? Was erwartest du auch von dir selber?
Es gibt eigentlich bei jeder Session diese starken Momente. Beim Beatbauen ist es so, dass ich ab einem bestimmten Punkt richtig Bock habe auf den Beat draufzugehen, weil der bounced, in einer bestimmten BPM Zahl ist oder wie auch immer. Und beim Schreiben ist es dann manchmal so, dass ich über meine eigenen Punchlines lache. Mein einziger Anspruch ist dann wirklich, ich muss den Song gut finden. Ich mach mir keine Gedanken darüber, wie es jemand anderes findet, sondern produziere so, dass ich den geil finde und dass ich den auch immer noch geil finde, wenn ich ihn in vier Wochen noch mal höre. Nur so bleibt das auch irgendwie meine eigene Musik.

Hast du so eine favorite Punchline von dir selber?
Ich gebe mein letztes Hemd. Sie fragen Was hast du noch? Das finde ich zum Beispiel immer noch ziemlich gut. Sowas lässt dann auch einen sehr oberflächlichen, restlichen Text sehr gut wirken.

Weil du vorhin meintest, dein Anspruch sei vor allem erstmal, dass du die Songs selber gut findest. Hörst du dann auch deine Tracks selber?
Ja, tatsächlich. Also letztes Jahr bei »Leben auf Null« habe ich diese ganzen Rohsachen gehört und ich habe das Album einfach gar nicht gefühlt. Dann haben wir im Mixing ganz viel anders gemacht und viel die Stimme verändert und irgendwann kam der Modus, dass ich das durchgehört habe und mir wirklich dachte: Dicker, das ist ein geiles Album!” Und bei dem Album, was wir jetzt gemacht haben, ist es auch so. Ich höre es von Anfang bis Ende durch. Das ist genau die Strecke von mir zu Hause bis zur Arbeit, vom ersten bis zum letzten Song. Und ich finde es immer noch gut. Ich feiere meine eigene Musik jetzt nicht zu 100%, da bin ich schon auch sehr selbstkritisch, aber ich kann sie definitiv besser hören als als damals.

Und es ist auch so, wenn du alte Sachen hörst, dass du dir bei manchen Stellen unzufrieden bist und daran merkst, was du gern anders machen würdest?
Ja, safe. Ich mag es zum Beispiel gar nicht, wie ich manchmal an bestimmten Stellen so Hausmaus Reime gemacht habe.

…[Ich] bin keine Kunstfigur, sondern ich versuche so viel wie möglich ich selbst zu sein. Anders kann ich das auch gar nicht.

Escape über sein Authentizitätsempfinden

Du hattest ja vorhin schon von »Marcel« gesprochen. Die Kernaussage da ist ja: Escape ist nur ein Name, der berichtet, was Marcel macht.” Wie viel Marcel lässt du denn in deine Musik rein?

Ich könnte jetzt sagen, 100%. Aber ich denke, durch die Erfahrungen sagt man einige Sachen natürlich nicht. Das ist auch ganz normal. Ich erzähle ja auch nicht jedem Kumpel alles was mich bedrückt oder was ich denke. Aber ich würde schon sagen, dass Marcel und Escape genau die gleichen Personen sind. Das ist, was ich damit auch ausdrücken wollte. Dass ich nicht über irgendwas rappe, was jeder andere auch durchgemacht hat. Na klar gibt es Parallelen und so, aber ich bin keine Kunstfigur, sondern ich versuche so viel wie möglich ich selbst zu sein. Anders kann ich das auch gar nicht. Eigentlich ist jeder Song nur wie eine Seite in einem Tagebuch, wo ich dann in zwei Jahren sagen kann: Okay, da ging es mir so, jetzt geht es mir so…”

Du meintest im Vorgespräch, dass DeLaurin genau wie du auch aus der Musik herauskommt. Worauf beziehst du dich da?
Also ich habe mit zwölf eine Gitarre bekommen, weil ich einen extremen Flash auf Nirvana hatte. Das war so meine erste Berührung mit Musik. Dann hatte ich eine Schülerband und habe da auch mal Bass gespielt und wenn die Bandprobe vorbei war, auch ein bisschen Schlagzeug. So habe ich extrem Gefallen daran gefunden, nicht nur an bestimmten Musikrichtungen, sondern allgemein am Musikmachen. Genau das merkt man bei DeLaurin auch. Der produziert fast nie mit Samples, das ist alles selbst eingespielt. Es sind alles irgendwelche Synthies oder irgendwelche echten Instrumente, die wir oder die er benutzt. Das ist alles echt.

Dann dazu noch die Klischee-Frage schlechthin, aber wann bist du zum Rap direkt gekommen? Wenn du meinst, deine musikalische Sozialisierung lief vor allem über Nirvana.

Escape im Mostdope Interview
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Ich hatte eine lange Nirvana Phase. Aber nicht nur Nirvana, auch System of a Down, Limp Bizkit, Korn oder Slipknot. Da dann immer auch noch die Konstante zu diesem Kopfnicken. Also das war Bandmusik, aber irgendwie auch mit Hip-Hop-Einflüssen. Irgendwann ist das dann total umgeschwenkt in Black Metal. Dann hatte ich so eine ganz schlimme Black Metal Phase mit langen Haaren und Springerstiefeln und wirklich abgedrehten Sachen. Da hat man geträumt von Kirchen abfackeln und so einem Scheiß. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass diese Szene voll mit intoleranten und auch mit rechten Menschen ist. Und dann hatte ich keinen Bock mehr auf diesen ganzen Scheiß und habe wieder den Weg zurückgefunden zu Limp Bizkit und von da zu Lootpack, Madlib, Outkast, Eminem, so – dieser ganze amerikanische Rap-Film. Lass mich da 18 gewesen sein. Und dann habe ich, glaub ich, mit 20, 21 mal selber einen Rap-Text geschrieben, weil es in Neubrandenburg, da wo ich gewohnt habe, zu der Zeit zwei Rapper gab, mit denen ich befreundet war. Der eine hieß Don Noah, der andere hieß Lennox und die haben geilen Scheiß gemacht, dafür dass niemand die kannte und man war so ein bisschen angetörnt davon, weil die sich selber aufgenommen haben, selber gemixt haben und so. Und für die war es aber immer eine Lachnummer, weil ich immer nur der war, der deren Texte mit gerappt hat und deren Mucke angemacht. Dann meinen sie irgendwann zu mir, ich solle doch mal selber was machen. Daraufhin habe ich in ein oder zwei Wochen meinen ersten Text geschrieben, bin zu Lennox nach Hause gegangen und habe da aufgenommen. Als ich aufgenommen hatte, war noch ein Part frei auf dem Beat und meinte so zu mir: Jo, ich rappe da auch noch einen Part ein.” Das war dieses stille Zeichen dafür, dass ich nicht so schlecht abgeliefert hatte. Nach dem Motto: Er würde sich nicht dafür schämen, auf dem Song auch vertreten zu sein. Und dadurch hab ich erst richtig Bock bekommen. Es muss 2009 oder 2010 gewesen sein, da habe ich meine ersten drei Songs gemacht. Dann hatte ich aber eine ganz schlimme Drogenphase und dadurch wurde das alles sehr vernachlässigt. Wenn dann habe ich nebenbei nur voll auf Drogen Musik gemacht. Irgendwann nach einem Auftritt in Greifswald, 2014, das muss mein vierter oder fünfter gewesen sein, habe ich gemerkt , dass ich jetzt ernst machen möchte. Ich hatte keinen Bock mehr, mich von irgendwem aufhalten zu lassen oder irgendwem hinterherzurennen wegen irgendwas. Ich dachte mir, ich mach das jetzt alles selber. Ich will jetzt Rap machen.

Also diese Rock- und Metal-Einflüsse, finde ich, hört man irgendwie so gar nicht raus aus dem, was du jetzt selber musikalisch machst. Würdest du sagen, dass du aus diesen Wurzeln noch was mitnimmst in deine Musik heute?

Das einzige, was mit rübergeschwappt ist von diesen Wurzeln, sind halt ein paar Melodien auf der Gitarre, die wir damals in unserer Black Metal Zeit hatten und so einige andere Melodien auch, die wir, ohne dass es ein Song geworden ist, hatten. Die habe ich hier und da mit einfließen lassen. Auf DeLaurins letztem Release ist ein Song drauf, der heißt “Ich lass mich fallen”, da ist die Gitarre von mir und das ist tatsächlich ein Gitarrenstück, das ich selbst gemacht habe mit 14.

Dann bleiben wir mal in diesem Rückblicksmodus. Du meinst, seit 2014 hast du wirklich voll das Rap-Ding im Kopf. Was sind Achievements, auf die du bisher schon stolz zurückblickst oder mit denen du sehr zufrieden bist?
Mandala. Das war mein erstes Solo Release, da fand eine größere Veränderung statt. Vorher war alles sehr Boom-Bap geprägt. Irgendwie hatte es mich aber gepackt und ich wollte was neues machen, wusste nur nicht, mit wem. Und dann habe ich Audi Bamer gefragt. Er hat mir so 20 Beats geschickt, von denen ich alle scheiße fand. Dann hat er mir nochmal 20 Beats geschickt, von denen ich alle scheiße fand. Und dann habe ich gesagt, hier sind 20 Alben, hör dir die an und dann baue noch mal Beats. Und das hat einfach funktioniert. Dann hat er mir auf einmal Beats geschickt, die geil waren und dann hat er »Mandala« produziert. Sechs Songs, ein Feature und ich wollte mit ihm zusammen das Album auf Platte rausbringen. Nur konnten wir das nicht finanzieren. Aus Verzweiflung habe ich einfach fucking Spenden gesammelt auf Instagram und meinte so: Jo, wenn 100 Leute mir 17 € geben, lass ich auf jeden Fall 300 Platten machen.” Und innerhalb von ein oder zwei Monaten hatte ich tatsächlich so 1800 € auf PayPal. Und da kamen immer mehr Spenden, wo Leute auch gesagt haben, sie wollen gar keine Platte haben, sondern mich einfach nur unterstützen. Das war so der erste Moment, als ich richtig gemerkt habe, dass da eine Fanbase ist, die mich wirklich supported. Ich kann für die was machen, die machen was für mich. Und dann kam die Platte raus und war ziemlich schnell ausverkauft. Heute kriegst du die auch nicht mehr, außer für 70 € auf Discogs. Da waren wir schon stolz. Das war so diese Wende.

Escape im Mostdope Interview
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Dann zum Abschluss vielleicht ein kleiner Blick in die Zukunft: Wir wissen, es kommt jetzt noch »Leben auf Plus«. Was ist sonst geplant?
Ich werde auf jeden Fall ein Album machen, welches man gut platzieren und pitchen kann. Einfach als kleinen Try-Out für mich. Zu sehen, was passiert, wenn ich thematisch und beattechnisch versuche, eine bestimmte Gruppe anzusprechen. Das ist eher so ein Experiment. Dann wie gesagt, »Leben auf Null«. wir haben schon angefangen daran zu arbeiten. So, es gibt schon drei vier Songs, die da rumliegen und dann werde ich noch ein Release machen, was punkig wird. So in dem Style, wie Slowthai auf manchen Songs. Also ein verzerrter Bass und dann Musik darüber, wie man halt saufen geht oder so was. Weil ich habe auch auf »Die or Die Tryin’« einen einen Song, der so ähnlich ist (»Im Griff«), wo ich auch selbst den Bass eingespielt habe und sowas würde ich gern mehr auf Konzerten spielen.

Der Song hat für mich beim Hören auf jeden Fall auch rausgestochen.
Und ich hab ihn jetzt auch ein paarmal live gespielt und der hat schon am meisten reingehauen. Da haben auch die Leute sich bewegt, die an der Garderobe standen. Die sonst eher zu Metal oder Punkveranstaltungen gehen oder gar nicht interessiert sind an Hip Hop.

Willst du das dann aber auch mit Live-Band aufziehen?
Ja genau! Also DeLaurin wäre der Drummer. Ich würde dann glaub ich nur den Rap machen, aber trotzdem vorher für die Melodien sorgen. Und dann schauen wir, dass wir noch ein Gitarristen, Pianisten und einen Bassisten finden. Das wäre schon so ein Traum von mir.

Viel Dank geht an das Burgeramt und Maxime Schubert.