Das Album des Monats | Juli 2024

Während der Sommer in Deutschland nach gewissen Startschwierigkeiten langsam in Fahrt kommt, ist Deutschrap längst mitten in der Festivalsaison angekommen und beschert uns mit zahlreichen Releases den passenden Soundtrack. Allein im Juli erschienen EPs von Longus Mongus und Nimo sowie das Debüt von Elias. Außerdem droppten Hoodblaq mit »XABAT« bereits ihr sechstes Album seit gut drei Jahren und Celo & Abdi zementierten ihren Platz im Game mit »DUO NUMERO UNO«. Heute bewegen wir uns von Frankfurt aber etwas weiter den Rhein hinauf, um uns einem anderen Duo zuzuwenden, das uns mittlerweile seit ebenfalls beachtlichen sieben Jahren konstant mit Musik versorgt.

Lugatti & 9ine – Gesagt Getan

»Gesagt Getan Albumcover

„Was hat sich verändert, Bruder? Freunde wurden Fremde / Immer noch die gleichen Jungs, wir lassen uns nicht blenden“ steigt Lugatti auf dem Opener »washatsichverändert« ein. Was inhaltlich nach Konstanz klingt, könnte musikalisch für die Kölner kaum ungewohnter klingen. Mit jeder Menge Autotune und einem Beat von GREEDO, der sich zwangsläufig einem Vergleich zu Playboi Carti und seinem Opium-Sound stellen muss, machen die Kinder der Küste schnell klar, dass eben nicht alles gleich ist. Der deutlich boombappigere Sound des Vorgängers »Bis Hierher« weicht auf »Gesagt Getan« zeitgeistigen Produktionen, die aber immer wieder an den richtigen Stellen mit Ausflügen zu vertrauten Bangern aufgelockert werden.

So warten die ersten Tracks mit breiten Synths auf und laden Gatti und 9ine dazu ein, sich stimmlich auszutoben. Besonders »holesreingebesaus« überzeugt mit einer hypnotischen Hook, die fast schon Stadionpotenzial hat. Dass nicht allen so ein Wandel gefallen wird, liegt auf der Hand und zeigt sich auch in vereinzelten Kommentaren auf den einschlägigen Plattformen. Dieser Kritik kommen die beiden aber auf den drei Albumskits geschickt zuvor, indem sie dort so ziemlich alle erwartbaren Punkte schon aufgreifen. So wird auch der Wunsch nach einem Memphis-Sample geäußert, dem sie dann auf »bonappetit« direkt nachkommen.

KDK oben genau wie ein Lift / Wollte es haben und hab’ es gekriegt / Woddi mit Mineralwasser gemischt / Mir geht’s gut, ich hab’ alles im Griff, ja

gesagtgetan

Überhaupt schaffen es die Kölner gerade ab dem zweiten Drittel des Albums durch Tracks wie »falten« und »laufweg« eine Brücke zwischen neuem Sound und altbekannten Klängen zu kreieren. Das liegt zu großen Teilen auch an den Themen, die eher wenig Neues, dafür aber mit dem ruhigen »KDK Symphonie Nr.1 in H moll« und »verstandgeraubt« gerade noch genug Abwechslung bieten. Die meisten Tracks drehen sich dann aber doch um Kiffen und die Szene, in der die beiden sich mittlerweile sichtlich wohlfühlen, was sie auf dem Album gerne zur Schau stellen. Genau hier liegt auch die größte Schwäche von »Gesagt Getan«. Das Album lässt aber durchblicken, dass das Duo mittlerweile mit seinen Producern eine Herangehensweise gefunden hat, die sich auch gut variieren lässt und somit eine solide Basis für noch mehr Releases von der Kölner Küste bietet.