Das Album des Monats | August 2025

Mit ihrer sechs Tracks starken EP »Dreiundzwanzig« hat Dilla nach atemlosen Jahren des Nonstop-Tourens innegehalten und reflektiert. Erwachsenwerden inmitten von Albumabgaben, Tourbusfahrten und im Rampenlicht stehen? Da bleibt wenig Zeit, sich in Ruhe mit den Themen auseinanderzusetzen, die Anfangzwanzigjähre umtreiben. Die Anfang August erschienene EP der »Photosynthese«-Sängerin taucht einmal tief ein in die Umrahmungen, die das Leben so eigen machen – und bewegt sich noch einmal weg vom Sound ihres Debütalbums »Also bin ich«.

Dilla – Dreiundzwanzig

»Dreiundzwanzig« Albumcover

»Dreiundzwanzig« war vermutlich auch das Alter von Dilla als ihr neues Projekt entstanden ist. Eine Zeit zwischen dem fortschreitenden Erwachsenwerden und den großen Fragen des Lebens. Wenn man so wie die Wahlberlinerin gerade ein Debütalbum mitsamt Bonus-EP veröffentlicht hat, wird eine diese Phase wahrscheinlich mit noch größerer Wucht treffen. Auf den insgesamt sechs Tracks macht sie reinen Tisch und zeigt sich reflektiert, verletzlich und selbstbewusst. Lähmende Machtlosigkeit wird von befreiender Selbstbestimmung abgelöst und auch Gefühle, wie die »Angst« vorm Altern, das Verliebtsein sowie der manchmal heilende Prozess einer Trennung werden durchlaufen.

Während »Also bin ich« stark vom Indie-Pop geprägt war, lebt »Dreiundzwanzig« von sphärischen und flächigen Klängen. Zwischen pulsierenden Bässen, Autotune und Funk Ensemble lässt Dilla nicht nur ihr dreiundzwanzigstes Lebensjahr Revue passieren, sondern gibt ihrer Hörerschaft auch eine Botschaft mit. Insbesondere im Outro »Wie es war« spiegelt sich der melancholische Appell wider, sich nicht zu sehr in Spiralen der (Zukunft)ängste zu verlieren, sondern sich lieber auf den Moment zu fokussieren. Mantraartig singt Dilla wiederholt in gedämpftem Ton „Es wird nie mehr, wie es, nie mehr, wie es war“.

Michail Weiss