Nachdem Knucks sich in »ALPHA PLACE« als den harten Gangster aus London gezeigt hat, will er uns nun eine andere Seite präsentieren: Er ist auch »A Fine African Man« oder kurz AFAM. Afamefuna ist nämlich der Igbo-Name, den ihm seine Familie gegeben hat, und er bedeutet: „Möge mein Name nicht vergessen werden“. Mit diesem Album will Knucks sicherstellen, dass niemand seinen Namen vergisst.
Auf »A Fine African Man« präsentiert Knucks seine nigerianischen Wurzeln, die für ihn eine große Rolle spielen, auch wenn er in Großbritannien lebt: „Big house in the belly of Britain but still eatin’ Okra soup“ heißt es im ersten Track »MASQUERADE«. Als Jugendlicher verbrachte er einige Zeit auf einem Internat in Nigeria, nachdem er in England fast von der Schule geflogen wäre, erklärt er im Interview bei „The Ebro Show“.
»MASQUERADE« ist dabei ein idealer Einstieg ins Album, denn er gibt einen kurzen Einblick in seine Erfahrungen und seine Verbindung zu Nigeria. Im Musikvideo steht er zunächst an einer Bushaltestelle in England, doch plötzlich ist er mitten in Nigeria. Er verfolgt eine traditionell maskierte Person und reißt dieser schließlich die Maske ab, nur um zu erkennen, dass er selbst unter der Maske ist – und unter Knucks‘ Maske steckt der Junge, der in Nigeria lediglich mit einem Eimer baden musste.
Auch der zweite Track »MY NAME IS MY NAME« ist ein sehr persönlicher Song. In der Schule konnten viele seinen Namen Afamefuna aussprechen, daher wünschte er sich, mit seinem Zweitnamen Ashley angesprochen zu werden Rückblickend bereut er dies und zeigt sich stolz auf seine Herkunft und seinen Namen: „But now I’m indoors with a bunch of awards with my long ass African name on“. »GOLDTOOTH« wurde als zweite Single released und bekam ebenfalls ein Musikvideo.
Features aus der Heimat
Auf diesem Track wird Knucks von Blaqbonez unterstützt. Auf »NO SHAKING« tritt Phyno auf, während auf »YAM PORRIDGE« Tiwa Savage und auf »CONTAINER« KCee zu hören sind. Dies sind allesamt nigerianische Künstler*innen, die vorrangig in ihrer Heimat bekannt sind. Ihr Stil und ihr Akzent, den auch Knucks stellenweise einfließen lässt, bauen klangtechnisch die Brücke nach Nigeria. Die Produktion der Songs, für die größtenteils Swindle und Beat Butcha verantwortlich sind, erinnert oft an Knucks 2022er-Album »ALPHA PLACE«, wobei es auf AFAM nicht so hart zugeht. Knucks kann dadurch seinen entspannten Tonfall beibehalten und sich auf die Inhalte fokussieren, ohne abseits davon viel zu experimentieren.
Die erste Hälfte des Albums, der viele persönliche Geschichten von Knucks‘ Mitmenschen in und aus Nigeria enthält, endet mit »NWANNE«, was auf Igbo Bruder und Schwester bedeutet. Nachdem er als Kind viele Feste mit seinen Cousins gefeiert hat, wurde dies mit der Zeit weniger. Sein Vater und dessen Brüder hatten Probleme – oder wie Knucks sagt: „The typical Nigerian dramas“. Dennoch kümmert er sich um seine Familie und die Leute in Nigeria und dies zeigt er auf verschiedenen Tracks, denn für ihn gilt: „I just want the best for my people“.
Die zwei Seiten von »A Fine African Man«
Die zweite Hälfte ist hingegen weniger heimatverbunden. Die Songs zeigen den Macho, den wir in Knucks‘ vorherigen Projekten bereits kennengelernt haben. Auch die Features Fimiguerrero (auf »NKITA«) und Tyler Daley sind Briten. Letzterer ist auf dem Track »FRIENDS« vertreten. Hier offenbart Knucks, dass er nicht nur ein Player ist, sondern auch Beziehungen und verpasste Chancen bereut. Er berichtet über eine Freundin, mit der er auch eine sexuelle Beziehung führt. Gleichzeitig ist er sich über seine Gefühle im Unklaren und fragt wiederholt: „We friends right?“. Ihm gefällt es, mit ihr zusammen zu sein, aber sie sind nur Freunde.
Sie können auch Monate getrennt sein und kein Wort reden, aber, sobald sie sich wiedersehen, ist alles wie früher. Beide daten auch andere Personen, wobei Knucks ein schlechtes Gewissen hat. Schließlich gibt er zu, dass er sich eine ernsthafte Beziehung wünschte, nun sei es aber zu spät, da sie in einer Beziehung ist. Zudem fragt er sich, ob sie auch als Paar eine solche Bindung hätten oder ob dies nur so war, weil sie eine F+ hatten. Auch wenn dieser Song wenig mit dem eigentlichen Thema des Albums zu tun hat, überzeugt Knucks hier besonders mit lebendigem Storytelling – der Track ist ein hidden hero.
Nach »FRIENDS« schließt das Album mit »ARE YOU OKAY?« und der ersten Single »CUT KNUCKLES«. Inhaltlich orientiert er sich bei Letzterem wieder an seine lehrreiche Zeit in Nigeria: „No washing machine, man wasn’t a teen, but was washin’ my clothes by hand. Cut knuckles, the water stang.“ Auch im Musikvideo wird die Entwicklung vom jungen Afam, der die Kleidung per Hand wäscht, zum erfolgreichen Rapper Knucks, der vor dem Trockner wartet, gut deutlich.




