Der Frontmann von Kraftklub rappt jetzt solo?! So ganz aus dem Blauen heraus, wie es zunächst wirkte, war das neue Unterfangen 2019 von Felix Brummer aka Felix Kummer aka KUMMER doch nicht, wenn man ihn außerhalb seines Kraftklub-Frontmann-Daseins verfolgt hat. Diverse Single-Features bei z.B. Trettmann oder Alligatoah standen da zu Buche und, wenn man noch etwas vor die Kraftklub-Zeiten schaut, eine ganze Palette an Rap-Projekten: Ende der 2000er war KUMMER als Bernd Bass und Bass Boy eher auf Partyrap-Pfaden inkl. splash!-Auftritt unterwegs.
Doch viel ist seitdem passiert und ein merklich gereifter Felix Kummer hat für sein Solodebüt »KIOX« unter seinem Nachnamen schonungslos ganz andere Seiten aufgezogen. Ohne seine Indierockband-Kollegen im Hintergrund wagt sich der Chemnitzer an Themen heran, die deutlich ernstere Töne anschlagen und häufig ohne den sonst so gewohnten ironischen Rahmen und doppelten Boden auskommen.
Herausgekommen ist ein Album, das Deutschraps weiche Seite zeigt und in seinen knapp 37 Minuten eine wahnsinnig abwechslungsreiche Inhaltspalette aufweist.
Die Themen reichen von Großwerden im Osten (»Schiff«) über das dortige Aufwachsen inmitten von Nazis (»9010«) über die Ambivalenz des Erwachsenwerdens (»Der Rest meines Lebens« ft. Max Raabe) bis hin zu Konsumkritik (»Wieviel ist dein Outfit wert?«) und werden von KUMMER mal humorvoll, mal melancholisch und mal fast schon anklagend vorgetragen.
In Verbindung mit einer besonderen Promophase, die Kummer inkl. angemietetem Plattenladen und Release-Konzerten in die Kieze der Republik brachte, wurde damals recht schnell klar, dass KUMMER sich mit diesem Release ein kleines Herzensprojekt erfüllt hat. Der Plattenladen seines Vaters, der dem Album dem Namen verlieh, wurde zum Gehäuse eines Albums, das zwischen Zeitgeist und Rückbesinnung auf die Vergangenheit die ganz und gar persönlichen Seiten des Felix Kummer offengelegt hat.