Staff Pick: Kamikazes - Kleiner Vogel
Label: Vinyl Digital

Kamikazes – Kleiner Vogel


Mythos und Antagonist, das sind zwei Brüder aus Wuppertal, die quasi alles zusammen machen: Das Psychologie-Studium, das Produzieren von Beats, das Rappen auf diesen Instrumentals und darauf aufbauend auch ihr gemeinsamer Auftritt als die Kamikazes. Mit ihrem wortreichem, existenziellem und teils sperrigem Rap haben sie sich in den entsprechenden Kreisen längst ihren Platz gesichert. 2014 haben sie mit »Kleiner Vogel« ein kleines Untergrund-Highlight geschaffen.


Die Produktionen der Brüder entspringen klanglich dem harten Boom Bap-Sound der East-Coast Amerikas, der auch durch zahlreiche Cuts, Lines und sogar ganze Songtitel (»Cousine des Todes« – man erinnere sich an Nas entsprechende Zeilen aus »N.Y. State of Mind«) immer wieder referenziert wird. Diese bereits schweren Instrumentals liefern das Grundgerüst zu einem Album, das durch die schonungslosen Zeilen der Kamikazes endgültig zu einem düsteren Gesamtwerk wird.

Inhaltlich drehen sich die Tracks vornehmlich um Zustandsbeschreibungen der Umwelt und des eigenen State of Minds. In einer dichten Atmosphäre, die sich durch das ganze Album zieht und durch passende Samples aus Filmen wie Donnie Darko weiteres Leben bekommt, arbeiten sich die Wuppertaler gemeinsam an Themen wie Identität, Entfremdung oder Existenz ab. Mit einer klar herausgestellten und fortwährenden Anti-Alles-Haltung in »Nix Muss« („Egal wie anti du auch tust, wir sind antier“) führt sie der Weg des Albums über bestimmte »Schlüsselreize« auf direktem Wege ins »Grandhotel Abgrund«, bis sich die Brüder am Ende wieder im eigenen »Schneckenhaus« verkriechen.


Definitiv keine Musik, die man mal so nebenbei hört. Aber wer filmreife Erzählungen, Wortgewandtheit und tiefe Einblicke ins Seelenleben sucht, kommt bei Mythos und Antagonist voll auf seine Kosten.