Spotlight: Sylabil Spill

Sylabil Spill – Punchlines und Reimketten gegen Ungerechtigkeiten

Unsere Kollegen von DAS GOOD haben wie jeden zweiten Dienstag ihre Deutschrap-Playlist aktualisiert und u.a. auch »Reise« von Sylabil Spill hinzugefügt.

Das, sowie das am letzten Freitag erschienene Album »OKAPI« von Sylabil sind Anlass genug, um ihn im Spotlight mal genauer zu beleuchten. Denn der im Kongo geborene Rapper hat eine lange Reise hinter sich, die es verdient hat, gehört zu werden: Von dem Umzug nach Bonn Anfang der 90er ging es 1996 bereits auf die ersten Freestyle-Cyphers (damals noch als Mr. Freezah aka Mr. Ygor). Dort sorgte er vor allem wegen seiner vielen Reime und Punchlines für Aufsehen, was auch den später folgenden Rappernamen erklärt.

Seine Talente blieben in der Deutschrap-Szene natürlich nicht unentdeckt und der Bekanntheitsgrad stieg. Über die Jahre und Jahrzehnte folgten Musikprojekte mit Rappern aus allen Ecken: Er ist mit Huss & Hodn als Die Beleidiger unterwegs gewesen und hat eine EP mit Morlockk Dilemma veröffentlicht. Kurzzeitig releaste er sogar über das (mittlerweile wieder geschlossene) Kopfticker-Label vom Bonner Paten Xatar. Aber auch solo ist Spill bisher ähnlich produktiv unterwegs gewesen: »OKAPI« ist das fünfte Album, dazu gesellen sich mehr als doppelt so viele EPs – allesamt gezeichnet von Punchlines ohne Ende.

Mit »OKAPI« hat er nun ein Album veröffentlicht, das ernstere Töne anschlägt und ausschließlich von seinen Erfahrungen mit Rassismus in Deutschland erzählt. Auf wahlweise drückenden Drill-Beats oder monotonem LoFi-Sound stellt er in kurzen, meist kaum zweiminütigen Tracks Erfahrungsberichte aus der Betroffenenperspektive vor. Die Themen auf dem neuen Album drehen sich deshalb um Alltagsrassismus, institutionellen Rassismus und strukturellen Rassismus, die er durch am eigenen Leib erfahrene Geschichten darstellt. Rassismus in der Schule (»Frau Rockstein«), Rassismus im Krankenhaus (»Reise«), Rassismus durch die Polizei (»1+1=0«).. die Liste ist lang und es wird leider nur die Spitze des Eisbergs an rassistischen Erfahrungen sein, die Sylabil Spill schon in seinem Leben gemacht hat.