Soundcheck: Tyler, The Creator - CALL ME IF YOU GET LOST
Columbia Records (Sony Music)

Tyler, The Creator – CALL ME IF YOU GET LOST // REVIEW

Tyler, The Creator ist sicherlich einer der einflussreichsten Künstler der heutigen Zeit und bedarf damit keiner weiteren Einführung. Kaum ein Rapper wird so häufig genannt wenn es um Inspirationsquellen geht. Nun erschien am Freitag, zehn Jahre nach seinem Debütalbum »Goblin« das ihn mit einem Schlag berühmt machte, sein sechstes Studioalbum »CALL ME IF YOU GET LOST«. Nachdem sein letztes Projekt »IGOR« ihm seinen ersten Nr. 1 Einstieg in die Billboard Charts und sogar einen Grammy bescherte, ist die Erwartungshaltung für sein neues Album natürlich nahezu erdrückend.

Auf dem Opener »SIR BAUDELAIRE« beweist Tyler wie tief er, trotz der Extravaganz die ihn umgibt, in der Rapszene verankert ist – überdreht und over the top, aber immer stilsicher und sich seiner Grenzen bewusst.
Das von DJ Drama, Host der legendären »Gangsta Grillz« Mixtapes, gesprochene Intro und der Beat, welcher ursprünglich auf »Michael Irvin« von Westside Gunn zum Einsatz gekommen ist, sind eine einzige Hommage an die einst florierende US-Mixtapekultur. Insgesamt scheint der Fokus bei »CALL ME IF YOU GET LOST« wieder viel stärker auf Rap an sich zu liegen, als noch bei der Vorgängerplatte.

Tyler zeigt hier abstruse Lyrics und kryptische Flows, welche an einigen Ecken unweigerlich an den kürzlich verstorbenen MF DOOM erinnern lassen. Auch beweist er abermals sein herausragendes Können als Produzent. So hat er bei jedem Song, mit Ausnahme des Openers, bei den Instrumentals selbst Hand angelegt.

Auch an Unterstützern mangelt es auf dem Album nicht, die Gästeliste ist lang und prominent, führt unter anderem Namen wie Lil Wayne oder Pharell Williams und auch untergründigere Namen wie Domo Genesis oder Teezo Touchdown auf. Soundtechnisch sind die 16 Anspielstationen in echter Tyler, the Creator Manier unberechenbar und einzigartig – wenn auch stellenweise etwas sperrig.

Insgesamt ist »CALL ME IF YOU GET LOST« ein würdiger Nachfolger für »IGOR«. Auch wenn es weniger experimentell und damit auch ein wenig an Innovativität missen lässt, sehen wir hier einen Künstler welcher sich auf seine Wurzeln besinnt und damit eine überragende Leistung abliefert.