Soundcheck: Lil Peep & Harry Fraud - High Fashion
Cover via Lil Peep / AUTNMY

Lil Peep & Harry Fraud – High Fashion (EP) // REVIEW

Vier Jahre liegt der tragische Tod von Emo-Rap Pionier Lil Peep nun schon zurück. Zu Lebzeiten war der 1996 geborene Peep für ein melodisches Soundgemisch aus Rap, Punk und Rock bekannt, das Genregrenzen vollkommen verschwimmen ließ. Ebenso offen gab er sich bei der Zusammenarbeit mit Produzenten und anderen Künstlern. So hat er nur wenige Monate vor seinem Tod mit dem Brooklyner Producer Harry Fraud gemeinsam an Musik gearbeitet.

Auf den ersten Blick eine recht unpassende Kombination, denn Harry Fraud gilt als Vertreter eines verträumten und jazzigen Sounds, wie er beispielsweise in seinen zahlreichen Projekten mit Rappern wie Curren$y oder Benny The Butcher (unser Soundcheck zum gemeinsamen Album) bewiesen hat. Trotz der unterschiedlichen Soundbilder sind bei der Zusammenarbeit von Fraud und Lil Peep einige Songs entstanden, die nun zusammengefasst als »High Fashion«-EP erschienen sind.

Die ersten beiden Songs der EP sind in den zwei Nächten der Zusammenarbeit entstanden. Gleich der Opener »Choose« dürfte am ehesten beide Protagonisten der Platte auf einen Nenner bringen. So trifft ein warmer und waviger Soundteppich auf Lil Peeps mit Hall belegte, leidende Stimme. Der zweite Song »Living Rooms« repräsentiert sehr genau das, was der Hörer von einem Harry Fraud-Beat erwartet. Jazzige Saxophonsamples transportieren einen entspannten Vibe, der perfekt von Lil Peep – sonst eher weniger für Laid Back-Tracks bekannt ist – aufgegriffen wird. Der letzte der drei Songs, »Old Me«, ist ein bereits 2015 geschriebener Song und klingt deshalb auch größtenteils wie ein klassischer Lil Peep Song. Da Harry Fraud sich der Skizze aber angenommen und sie releasefertig gemacht, hört man ganz besonders zum Ende hin noch einmal deutlich seinen typischen “La Musica De Harry Fraud”-Stempel raus.

Nach den knapp neun Minuten lässt sich festhalten, dass die beiden doch sehr verschiedenen Künstler überraschend gut auf der drei Songs starken EP harmonieren. Beide zeigen, woher sie ursprünglich kommen, lassen sich aber auch auf den Sound des anderen ein und eröffnen damit neue Möglichkeiten in ihrem Schaffen. Es zeigt sich wieder mal das schier unfassbare Potenzial und die Wandlungsfähigkeit, über die der viel zu jung verstorbene Peep verfügt hat. Nebenbei bewegt sich natürlich auch Harry Fraud außerhalb seiner Komfortzone und meistert dies ebenso wie Peep mit Bravour. Somit ist die EP eines von extrem wenigen posthumen Releases, das noch für positive Überraschungen sorgen konnten.