Den Grundstein zu Dexters Karriere legte er bereits vor vielen Jahren zusammen mit der Wortsport Crew. Später schloss er sich dann mit Suff Daddy und Brenk Sinatra zu den Bettyfordboys zusammen und releaste mit ihnen mehrere Alben innerhalb der Hi-Hat Club Reihe. Zwischenzeitlich produzierte er für Größen wie Casper oder Cro und erhielt sogar einige Gold- und Platinauszeichnungen. Ganz nebenbei absolvierte er ein Studium zum Facharzt für Kindermedizin. Im Jahr 2017 entschloss er sich dann selber ans Mikro zu treten und sein erstes „richtiges“ Rapalbum »Haare nice, Socken fly« auf den Markt zu bringen. Nun, erschien Freitag, knapp drei Jahre später, mit »Yung Boomer« der Nachfolger des vielgefeierten Albums.
In der Vergangenheit war Dexter eher für Jazz-Samples und einen ruhigen, entspannten Sound bekannt. Doch danach klingt sein neues Werk ganz und gar nicht. Ratternde Trap-Hi Hats und atmosphärische Synthieklänge bestimmen knapp 48 Minuten lang den Sound ohne dabei jedoch aufdringlich zu wirken. Schaut man sich die Feature Gäste an, so ergibt der Titel »Yung Boomer« durchaus Sinn. Hier finden sich sowohl gehypte Künstler wie Lugatti & 9ine als auch Urgesteine wie Lakmann oder Döll. Letztere liefern mit ihren Parts auf »Kontrolle« zwei der Highlights des Albums. Dexter selbst liefert mit »Apoplex« die stärkste Anspielstation der Platte. Hier verarbeitet er seine Erlebnisse während und nach seinem tragischen Schlaganfall, den er glücklicherweise überstanden zu haben scheint.
Insgesamt bringt das Album altes Rap- und Produzentenhandwerk mit neuem Sound zusammen. Dexter skizziert hier sehr gut den vorherrschenden Zeitgeist zwischen New- und Oldschool. Leider wirkt er selber flowtechnisch stellenweise etwas unbeholfen auf den modernen Beats. In etwa so wie ein Mann, gehobenen Alters, der die Funktionen seinen Smartphones zwar beherrscht, aber dennoch die extra großen Tasten wählen muss um etwas zu erkennen.