Soundcheck: Billa Joe - provocateur
Cover via SCRPN GANG / GOLD LEAGUE / SONY MUSIC

Billa Joe lebt auf »provocateur« die dolce vita

Spätestens seit seinem Debütalbum »Traplife Balance« gilt Billa Joe als einer der vielversprechendsten Newcomer im Deutschrap Kosmos. Features mit Streaming-Schwergewichten wie Luciano, Reezy oder Nimo haben dem NRWler bereits einen Namen und unzählige Klicks eingebracht. Auch gehört er zur Scorpion Gang von Nummer-1 Rapper und Urgestein Summer Cem. Beste Bedingungen also um mindestens kommerziell erfolgreich zu werden. Darüber hinaus konnte er mit seinem letzten Album beweisen, dass es nicht nur eingängige, sondern auch gute Musik machen kann. Nun erschien am letzten Freitag sein neues Release »provocateur«.

Über die nur 20 Minuten Spielzeit liefert Billa Joe autotunegeschwängerten Singsang aber auch starke Rap-Parts. Dafür, dass Billa Joe zur neuen Trap-Generation gehört, zeigt er sich raptechnisch sehr versiert und liefert elegante, aber sehr abwechslungsreiche Flows. Ganz besonders wird das auf dem ersten und letzten Song der Platte – »don’t try me« und »tutto bene« – deutlich. Ebendies sind die persönlichsten Songs auf »provocateur« und gleichzeitig auch die Highlights des Projektes. Insbesondere der Einspieler seiner Großmutter bleibt im Gedächtnis:

Peccato che non c’è mio padre perché mio padre Voleva sempre che uno dei miei figli o uno dei miei nipoti cantasse. Eh, sarebbe stato bello se ci stava pure mio padre Il prononno di Billy-Joe

Billa Joes Großmutter auf don’t try me

Übersetzt bedeuten diese Worte seiner Nonna in etwa: Schade, dass mein Vater nicht mehr da ist, denn mein Vater wollte immer, dass eines meiner Kinder oder einer meiner Enkel singt. Es wäre schön gewesen, wenn auch mein Vater hier gewesen wäre, der Urgroßvater von Billy-Joe. Das Aufzeigen der familiären Strukturen und damit ein tieferer Einblick in die Welt des Billa Joes tun dem Projekt ziemlich gut.

Billa Joe’s dolce vita

Inhaltlich beschäftigt er sich den Rest der Zeit hauptsächlich mit weltlichen Genüssen, seinen verschiedenen Gespielinnen und den Beziehungen zu ebendiesen. So wartet er auf den »climax«, nimmt die Hörer*innen mit auf »miles & flights« und führt den legendären »619« von Wrestlinglegende Rey Mysterio aus. All das wird stets mit Augenzwinkern und einer großen Priese Megalomanie vorgetragen. Dabei wird es mal schneller wie auf »jeremy fragrance« und mal smoother wie »emotions« mit Labelboss Summer Cem.

Die Produktionen stammen zum größten Teil von den Scorpion Gang-Hausproduzenten Geenaro & Ghana Beats. Der Sound ist durchgängig modern ohne dabei aber eintönig zu wirken. Soundtechnisch können auf den verschiedenen Songs Einflüsse von Drill, House oder gar Vaporwave finden.

Alles in allem ist »provocateur« ein sehr spaßiges Tape, das definitiv einen starken Soundtrack für lange Sommernächte bietet. Das einzige Manko am Projekt ist die recht kurze Spielzeit von gerade mal 20 Minuten. Bleibt zu hoffen, dass »provocateur« nicht das einzige Billa Joe Release in diesem Jahr bleiben wird.

Tracklist: Billa Joe – provocateur

01. don’t try me
02. cool down
03. 619
04. emotions (feat. Summer Cem)
05. miles & flights (feat. Faroon)
06. jeremy fragrance
07. climax
08. tutto bene