Vier Tage, über 120 Bands und Solokünstler*innen – das Deichbrand Festival in Cuxhaven lieferte auch in diesem Jahr wieder richtig ab. Nachdem unter anderem Deichkind, Sido, Apache 207 und K.I.Z die letzten zwei Jahre als Headliner auf der großen Central-Stage live zu erleben waren, begeisterten 2024 Nina Chuba, badmómzjay, RIN und die Antilopen Gang als einige der Top-Acts für das Festival.
Freitag: Auftakt mit $oho Bani und Nina Chuba
Heiß, heißer, Deichbrand! Dieses Jahr war’s echt krass hot – und das nicht nur wegen der Acts, sondern auch wegen der Temperatur. Die Sonne brannte unerbittlich auf das Festivalgelände. Viele Besucher*innen kühlten sich im großen Pool ab, eine echte Wohlfühloase im Festivalgetümmel.
Nach einer Abkühlung und ersten Erkundungen auf dem Festivalgelände startete der Nachmittag mit den ersten musikalischen Highlights. Gegen 16:30 Uhr wurde es ernst: $oho Bani betrat die Water Stage und ließ mit »INZIDANCE« und »YO HABIB« die Stimmung kochen. Seine Neuinterpretation des gleichnamigen Grönemeyer-Hits »Zeit, dass sich was dreht« war der absolute Höhepunkt und trieb den Hitzepegel dann endgültig über die 30-Grad-Marke.
Kurz darauf übernahm Nina Chuba die Bühne, begleitet von mächtigen Blashörnern. “Wer ist wieder da? Nina, Nina!” hallte es durch die Menge, als sie ihren selbstbetitelten Hit anstimmte. Ihr Set, eine explosive Mischung aus bekannten Tracks wie »Wildberry Lillet« und neuen Songs wie »80qm«, die wie ein Fanfarenstoß die Menge aufweckte.
Mitternacht im Palastzelt: Ritter Lean, bekannt aus der Netflix-Serie Biohackers, zeigte, dass er nicht nur schauspielern, sondern auch musikalisch abliefern kann. 2023 startete er mit seiner Debütsingle »Einsame Insel« durch und begleitete seinen Kumpel Ski Aggu auf Tour. Sein Hit »Dua Lipa« ging schon auf TikTok vor Veröffentlichung viral. Mit seinem gutgelaunten, flummihaften Auftreten und einem durchgehend cheeky Lächeln auf den Lippen sangen die ersten Reihen jede Zeile mit und tanzten, als gäbe es kein Morgen.
Samstag: Von Bieryoga und badmómzjay bis Blumengarten – Ein Tag voller Kontraste
Bieryoga am Morgen und Aquafit im Pool – so wärmten sich die Festivalbesucher*innen für den heißesten Tag des Events auf. Trotz 28 Grad war die Water Stage um 16 Uhr gut gefüllt. Grund dafür: badmómzjay. Unser Highlight war der Gastauftritt von ihrem Partner in Crime Takt32, der mit einer großen Umarmung die Bühne betrat und in binnen Eile die Stimmung weiter anheizte. badmómz war sichtlich gerührt und kämpfte sichtlich mit Freudentränen. Die Chemie zwischen den beiden war unübersehbar und schuf eine Atmosphäre voller Freude und Zusammengehörigkeit, die auch die hintersten Reihen auf dem Festivalgelände erreichte. Dieser Moment verdient den Award für den most-wholesome Magic Moment des Festivals.
Und viel besser überleiten kann man eigentlich gar nicht zu der Show von Everybody’s Darling Blumengarten. Es war beeindruckend zu sehen, wie das noch so junge Duo – gefühlt noch am Anfang ihrer Karriere stehend – bereits eine solche Bühnenpräsenz und ein feines Gespür dafür hat, Worte für Gefühle zu finden. Eine echte Bereicherung und angenehmes Kontrastprogramm zum restlichen bunten Treiben auf dem Deichbrand.
Am Abend übernahm RIN die Water Stage. Anfangs wirkte er ungewohnt zögerlich, als ob er die Energie der Menge erst einmal in sich aufnehmen wollte. Doch dann, mit den ersten Takten von »Dior 2001«, brach die Zurückhaltung und er riss die Menge förmlich mit. “Lasst uns diesen Abend nie vergessen”, rief er, und die Fans antworten mit einer Welle von Moshpits. Der Funke sprang über, und die Nacht gehörte ihm.
Sonntag: Eine willkommene Abkühlung zum Abschluss
Der Sonntag bot noch einmal einige musikalische Höhepunkte, wurde aber von einer Gewitterfront und wiederholten Regenschauern begleitet. Der Tag machte seinem Namen zwar keine Ehre, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch und die Fans ließen sich nicht unterkriegen. Es war eine willkommene Abkühlung nach den heißen Tagen.
Der erste Einheizer, das Aachener Rap-Trio Die Antilopen Gang rockte die Fire Stage und traf mit ihren scharfzüngigen Texten, sozialkritischen Songs und entwaffnender Selbstironie zielsicher den Nerv des Publikums. Es wurde getanzt, gejubelt und mitgesungen bei den Songs von Koljah, Panik Panzer und Danger Dan. Besonderes Highlight an dieser Stelle natürlich die Live-Interpretation von Danger Dan’s »Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt«. Seine markant-verrauchte Stimme und durchdachten Texte zeigten dann auch wie überraschend textsicher die Deichbrand Crowd sein kann.
Gleich danach trat das ebenfalls dreiköpfige Gespann 01099 bestehend aus den Dresdner Trio Gustav, Paul und Zachi auf und hielt die Energie mit ihren Tracks aus dem im November erschienenen Album »Blaue Stunde« sowie alten Hits wie »Frisch« und »Durstlöscher« hoch.
Den Abschluss bildeten Kafvka in der Jever Hafenbar und Lostboi Lino im Palastzelt. Kafvka überraschten mit einer besonderen Angriffslust, die sich erfolgreich den schweren Themen stellte: Flüchtlingskrise, Konsumwahn, Diskriminierung und wer und wer beim nächsten »Geburtstag« außen vor bleibt. Parallel schuf Lostboi Lino mit seinem nicht weniger originellen NuRap-Sound inkl. Grunge-Gitarren und Rockstar-Bühnenpräsenz die letzten emotionalen Momente des Festivals schuf.
So endete das Deichbrand 2024 – ein Wochenende voller Energie, Emotionen und Highlights. Wir sind jetzt schon hyped und die Vorfreude auf die nächste Rutsche in 2025 ist jetzt schon riesig. Bis nächstes Jahr, Deichbrand – du warst der Hammer!