Aus den Straßen Dublins stammend, hat sich Rejjie Snow seit der EP »Rejovich« im Jahr 2013 fest in der irischen Rap-Szene etabliert. Im Rahmen seiner umfangreichen Europatournee machte er zuletzt im legendären Mojo Club Halt – verborgen an der Schwelle der aufragenden Tanzenden Türme, mitten auf Hamburgs berühmtester Feiermeile.
Schon der Zugang zum Mojo Club, kaum sichtbar unter seinem deckelartigen Eingang auf der Reeperbahn, setzte den Ton für den Abend: ein bisschen mystisch, ein bisschen exklusiv. Gästeliste, Stempel aufs Handgelenk, und rein in den Club. Die Luft war geladen – die Fans wussten, was sie erwartet: Rejjie Snow steht auf dem Programm, und das Theater – bis zum letzten Platz gefüllt – die Vorfreude im Raum fast greifbar.
Doch bevor Rejjie die Bühne übernahm, brachte Master Peace das Publikum auf Betriebstemperatur. Mit treibenden Beats irgendwo zwischen Pop, Rap und Indie schaffte er den perfekten Einstieg. ‘Indie-Sleaze’ nennt er seinen Stil: eine Mischung aus 2000er-Nostalgie, DIY-Ästhetik und dem Sound von Bands wie Arctic Monkeys, The Strokes und einer Prise Bloc Party zu ihren besten Zeiten (2005!). Seine neue EP »How To Make A(nuva) Master Peace« setzte die Messlatte für den Abend hoch – wer sie noch nicht gehört hat, hat definitiv Nachholbedarf. Zum Ende seines Sets setzte er mit einem unerwartet sportlichen Sprung in die Menge ein Ausrufezeichen: umringt von Leuten, die zwischen Begeisterung und völliger Überforderung schwankten, performte er mitten im Publikum. Viel direkter geht’s wirklich nicht.
Fotocredit: Julian Grabau
Lichter aus, Bühne frei für den Headliner
Nach einem temporeichen Auftakt durch Master Peace füllte sich der Raum mit Spannung, als die Lichter erneut gedimmt wurden. Endlich war es Zeit für den Hauptact: Rejjie Snow betrat die Bühne und wurde von tosendem Applaus empfangen – die Erwartungen und die Aufregung lagen förmlich in der Luft. Die eindrucksvoll große 80qm-LED-Wand im Hintergrund der Mojo-Bühne wurde voll ausgereizt und tauchte den Raum in ein pulsierendes Spiel aus Farben und Formen.
Der Lichtmann hatte offensichtlich Bock: Jeder Beat wurde visuell unterstützt, jede Stimmung des Abends fand ihren Weg in die Animationen. Mit einer Live-Band im Rücken, bestehend aus einem Keyboard und einem Schlagzeug-Setup auf Stage-Risern, bekam Rejjies Stimme genau den Raum, den sie brauchte, um zu glänzen – und das nicht nur akustisch. Dieses Glänzen spiegelte sich auch in der ‚The Snow Face‘-Kette wider, die er auf der Bühne trug. Letztes Jahr noch auf der Louis-Vuitton-Runway-Show gefeiert, war sie auch hier der Blickfang schlechthin und warf das Licht der Scheinwerfer einmal quer durch den Saal.
Fotocredit: Julian Grabau
Volle Energie, textsicher und eng gedrängt
Rejjie startete mit Tracks, die das Publikum direkt abholten und die Stimmung von Null auf Hundert brachten. Mit »Blakkst Skn« und »Egyptian Luvr« war die Energie sofort da, und als er neue Stücke aus seinem aktuellen Album »Peace 2 Da World« nachlegte, zeigte sich: Die Fans hatten ihre Hausaufgaben gemacht. Obwohl das Album gerade mal einen Monat draußen war, hatten sie die Texte drauf, als hätten sie es seit Jahren im Blut. Klar, das läuft vor so einer Show mindestens noch ein paar Mal auf Repeat. So macht man das!
Die Venue war brechend voll – knapp 800 Leute standen Schulter an Schulter, jeder Quadratzentimeter ausgelastet. Die erste Hälfte des Sets war noch etwas verhalten, aber Rejjie beobachtete genau: die Energie, die das Hamburger Publikum mitbrachte und die Leute warten nur darauf, dass es endlich losgeht. Und dann kamen die ersten Takte von »Bye Polar«, und alles änderte sich. Rejjie drehte spürbar auf, die Crowd zog mit und plötzlich war der Gang drin. Man spürte förmlich, wie die Stimmung aufkochte und Rejjie seine Zurückhaltung ablegte und der Abend Fahrt aufnahm
Mit »Rio De Janeiro« holte Rejjie dann endgültig die Beach-Vibes ins Mojo. Das Publikum war in Gedanken schon an der Copacabana, während draußen vor dem unscheinbaren Clubeingang mit dem großen ‚M‘ das hektische Treiben der Reeperbahn weiterging.
„Thank you for being here tonight. Thank you for your time.“ Keine Showgehabe, keine überflüssigen Worte – einfach ehrliche Dankbarkeit, die den Moment noch ein bisschen besonderer machte.
Zum Abschluss packte Rejjie mit »ACID TRIP« einen Klassiker aus 2017 aus, bevor er mit »SUNNY CALIFORNIA« die letzten Takte spielte. Während die Fans die Refrains zurück in den Saal sangen, wurde klar, wie weit Rejjie Snow seit seinen Anfängen gekommen ist – und dass dieser Abend ein weiterer Schritt auf einem beeindruckenden Weg war.
Fotocredit: Julian Grabau