Planeten kollidieren, Asteroiden rasen durchs All, ein Stern explodiert in einer riesigen Supernova. Zwischen Slow-Motion und Zeitraffer, in der unbegreiflichen Schwebe schierer Endlosigkeit, erklingen Synthies, die ebenso Signale außerirdischen Lebens sein könnten. Warme sphärische Klänge, mitreißende Ströme, Hymnen des Universums – alles dreht sich an diesem Montagabend im Zeiss-Planetarium in Berlin um Orbit, ein besonderes Projekt des Bremer Produzenten und Songwriters Marcel Heym.
Orbit steht für Dreampop zum Abdriften, zum Augenschließen und Abheben in fantastische Dimensionen und entfernte Umlaufbahnen. Zumindest das Augenschließen ist während dieses speziellen Auftritts allerdings keinesfalls eine Option. Denn im besonderen Setting des Berliner Zeiss-Grossplanetariums soll der eigenen Fantasie mit astronomischen Simulationen auf die Sprünge geholfen werden. Die dreiköpfige Band spielt und singt live auf einer kleinen Bühne, während die gesamte kuppelförmige Decke des Saales zur Erkundung des Universums einlädt.
Im bequemen Raumschiff der lehnenverstellbaren Planetariums-Sessel katapultiert der 28-Jährige das Publikum in Lichtjahre entfernte Galaxien. Seine Musik ist Antrieb und Soundtrack einer magischen Reise durch Zeit und Raum, durch Meteoritenschauer und kosmischen Nebel, über fremde Planeten und Monde – einmal in die Unendlichkeit und zurück – nach Berlin. Hier ist die »Sunday By The River«-EP entstanden, der das besondere Konzert gewidmet sein sollte. Zwischen den Songs, die Heym stets mit einem schüchternen “Dankeschön” beendet, berichtet er in kleinen Anekdoten vom Entstehungsprozess. Von seinem ambivalenten Verhältnis zur Hauptstadt ist die Rede, vom inneren Kampf zwischen Heimat und Metropole, von einem kalten Berliner Januar, einsam im Airbnb, der sich bei aller Tristesse schließlich doch als lehrreich und definitiv musikalisch fruchtbar entpuppen sollte.
Von Berlin bis ans Ende des Universums: Orbit auf Tour
Neben den sieben Songs der besagten EP, durchquert das Trio auf der Bühne einmal das ganze Spektrum der orbitschen Diskografie. Ein Song wurde wenige Stunden zuvor erstmals geprobt, ein anderer bereits im Alter von 16 Jahren von Heym geschrieben.
Ebenso wie die Orbit-Formation auf der Bühne komplett in der Musik aufgeht, schwebt das Publikum staunend dahin in der unwirklichen Sinfonie dieser audiovisuellen Eindrücke. Als schließlich nach einer guten Stunde der letzte Track sein Ende findet, heißt es zunächst, den Rückweg in die Realität zu finden, bevor die Band unter tosendem Applaus und Standing Ovations verabschiedet wird. Heym selbst zeigt sich dankbar überwältigt und entflieht dem Rampenlicht zügig.
Wer Orbit gerne live erleben möchte, darf sich auf seine Westeuropa-Tour zum Jahresende freuen und bei der nächsten Gelegenheit selbst träumerischer Fantasie freien Lauf lassen. Eine wundersame Reise darf man auch ohne Weltraum-Visuals erwarten.