Konzertbericht: Loyle Carner live in Köln
Foto via Sylvan Hennings

Loyle Carner sorgt in Köln für große Begeisterung und tiefe Verbindung

Für Loyle Carner lief es karrieretechnisch eigentlich schon immer gut. Weltweit ausverkaufte Touren, begeisterte Konzertbesucher*innen und durch die Bank weg positive Resonanzen von Kritiker*innen und Fans alike. Obwohl er mit seinem neuen Album »hugo« in deutschen Charts nur den 65. Platz erreichen konnte, zeigte sich bei seinem Auftritt in Köln ein komplett anderes Bild. Das Carlswerk war restlos ausverkauft und niemand bereute sein Kommen.

Als Loyle Carner am Ende des Abends anmerkte, dass es die erste Zugabe der aktuell laufenden Tour ist, wussten die Fans, dass das gerade nicht nur für sie, sondern auch für den jungen Mann auf der Bühne, ein Konzerthighlight war. Bei anderen Tourstopps gab es Angaben zufolge zwar auch schon die ein oder andere Zugabe, aber das sei ihm an dieser Stelle verziehen, denn Loyle’s überschwängliche Euphorie übertrug sich restlos aufs Publikum und im Endeffekt hat man während der Show doch ohnehin besseres zu tun als darüber nachzudenken ob die Show vor ein paar Tagen eventuell besser war, oder sich vor Augen zuhalten, dass er vermutlich direkt im Anschluss in den nächsten Flieger steigt, um seine Tour in Luxemburg, Belgien, Irland und UK die nächsten beiden Monate fortzusetzen. Viel wichtiger sind die Energie und die Liebe, die er und seine Band in dem Moment versprühten und im Wechselspiel beeindruckt vom Publikum zurückbekamen.

Live-Termine

20.01.2023 – Berlin, Columbiahalle
24.01.2023 – Köln, Carlswerk Victoria
31.01.2023 – München, TonHalle München (im Werksviertel Mitte)

Verletzlichkeit als Stärke

Spürbar war an diesem Abend die beeindruckende Verbindung, die er zum Publikum aufbaute. Genau das ist Loyle Carner’s Qualität, an der er seit seinen ersten Auftritten vor vielen Jahren weiter und weiter verfeinernd geschliffen hat.

Foto via Sylvan Hennings

Bereits in der Vergangenheit hat er nie davor zurückgescheut, seine Hörer*innen an seinem Innersten teilhaben zulassen und so teilte er bewegend sein Herz mit der Crowd, als er live sein Album »hugo« performend über sein Aufwachsen ohne Vater, das nun selber Vatersein und die Versöhnung mit eben jenem Mann, den er sich eigentlich ein Leben lang an seiner Seite gesehnt hatte, rappte.

Diese Kraft der Verletzlichkeit und das nicht davor Zurückscheuen sich dieser im Rampenlicht zu stellen, sind Carners Schlüssel, um Menschen emotional zu bewegen und sie auch in Bewegung zu versetzen und zum Tanzen zu bringen. Lieder wie Nobody Knows (Ladas Road) oder das von Madlib produzierte »Georgetown« zeichnen ihn aus: Geschichten eines Jungen, der es wagt, verletzlich zu sein. 

You can’t hate the roots of the tree/
And not hate the tree/
So how can I hate my father /
Without hating me?”

Nobody Knows (Ladas Road)

Ob es nun der beste Auftritt seiner noch bis März andauernden Tour war, muss jeder für sich entscheiden. Doch nach dem Konzert, sah man viele Leute das Carlswerk mit großer Begeisterung in den Augen verlassen.

Wir hatten die Möglichkeit, im Interview mit Loyle Carner auf dem Reeperbahn-Festival über seinen ersten Deutschlandbesuch, seine Vaterrolle, den Umgang mit öffentlicher Wahrnehmung zu sprechen und auch einen Einblick darin zu bekommen, was Loyle inspiriert und welche Richtung er gerne nach »hugo« mit seiner Musik einschlagen würde.

Loyle Carner auf ‘hugo’-Tour im Carlswerk in Köln | Fotogalerie