Es ist kein Wunder, dass OG Keemo gemeinsam mit Produzent und Partner in Crime Funkvater Frank seit ein paar Jahren mit Lobeshymnen überhäuft wird. Der Mannheimer hat auf den zuvor releasten Tapes »Neptun« (2017), »Skalp« (2018) und »Otello« (2019) bereits bewiesen, dass er das Gesamtpaket mitbringt: Eine druckvolle Stimme, Flowvariationen, ausdrucksstarke Lyrics, viel Erzählstoff sowie ein absoluter Wiedererkennungswert. Dass er mit Franky einen mehr als fähigen Producer mit Liebe zur Detailarbeit an seiner Seite hat hilft dabei natürlich auch.
Die Erwartungen an das Debütalbum waren also höher gelegen, als man es normalerweise kennt. Mit »Geist« haben die beiden diese aber spielend leicht übertroffen. Keemo & Franky stehen für den Spagat zwischen Oldschool-Boombap und modernen Trap-Klängen, nicht umsonst wird auf »55 (Interlude)« selber festgestellt: „Ich bin die neue Ära und die alte Schule“. Und nicht nur das Soundbild stimmt, auch Keemos starke Songwriting-Qualitäten werden auf dem Album immer wieder unter Beweis gestellt: Tracks wie »Nebel« oder »216« kommen sogar komplett ohne Hook aus und beinhalten eindringliche Berichte von dem Aufwachsen als schwarzer Mensch in Deutschland sowie dem erlebtem Alltagsrassismus.
Auf der anderen Seite stehen Songs wie »Faust« oder der Titeltrack »Geist«, die moshpittauglicher nicht sein könnten und jede Liveperformance in einen Krieg verwandeln. Fürs Nachzeichnen von Keemos Werdegang ist das »Outro« abschließend jedem ans Herz zu legen.
Mit seinem ersten Langspieler hat OG Keemo also schon ein äußerst rundes, distinktives Straßenrapalbum abgeliefert, das den Vorschusslorbeeren mehr als gerecht wurde und es in vielen Jahreslisten zu Recht auf Höchstplatzierungen schaffte.