Das Album des Monats | Juli 2025

Was für ein Hip-Hop Monat der Juli doch gewesen ist. Nicht nur begann er mit dem größten Hip-Hop Festival des Jahres, dem splash!, er hat auch eine ganze Reihe an großen Releases mit sich gebracht. Shindy wollte wieder mal Statements setzen, makko hat sein arbeitsames 2025 verlängert und ein 18 Tracks starkes Album veröffentlicht und auf amerikanischer Seite gab es mit Clipse oder Tyler, the Creator Highlights über Highlights.

Doch unser Album des Monats kommt von einem anderen Rapper, einem, der seit wenigen Jahren rasant an Fahrt gewinnt und sich immer mehr zu einer der großen Stimmen des deutschen Raps mausert. Ramzey, aus dem Funkloch-Umfeld von Funkvater Frank, OG Keemo und anderen, besticht seit ersten Releases wie dem 22er-Tape »God Bless Zucki« mit messerscharfen Lines, distinktiver Delivery und einer Liebe für Konzept. Kein Wunder, dass sein neues Album »Jiggos weinen nicht« nicht nur einzig und allein von yaze produziert ist und damit einen Sound wie aus einem Guss hat, sondern auch in Visuals, Thematik und Aufbau stringent ist. Ein richtiges Album-Album wenn man so will und damit wie gemacht für das Album des Monats.

Ramzey – Jiggos weinen nicht

Ramzey - Jiggos weinen nicht Cover

Diesen Monat erschien das dritte längere Projekt von Ramzey und nach »COBALT« das zweite in Kollaboration mit Producer yaze. Allerdings diesmal ohne die Hilfe des Funkvaters, sondern in glorreicher Zweisamkeit. Wir sprechen aber nicht über ein Album, sondern über ein Hörbuch – so zumindest ist »Jiggos weinen nicht« aufgebaut. An dieser Stelle erst mal Hut ab an yaze, denn die Beats sind wahnsinnig vielschichtig: Von Trap bis Oldschool Boom-Bap hin zum Punk sind alle Einflüsse dabei und fließen trotzdem nahtlos ineinander. In neuer Tradition hört sich das ganze Album dadurch nicht wirklich nach Deutschrap an, sondern könnte auch aus den UK oder US kommen. Die Features sind rar, dafür passen sie aber wie Arsch auf Eimer: Apsilon auf »Jiggos«, Kwam.E auf »Supermane« und Boondawg auf »Tor«. Ramzey bleibt zwar musikalisch in seiner Bubble, aber von uns gibt es dafür keine Kritik.

Vielleicht sind es die Visuals in der schwarz-gelben Optik, die den Vergleich so nahe bringen, aber »Jiggos weinen nicht« erinnert vom Konzept stark an Dizzee Rascals »Boy In Da Corner«. Nicht im Sinne des Sounds, sondern in der Art, in der Ramzey in seinen Lyrics zwischen dumm-witzigen Lines („Meine OGs brechen Knochen, deine OGs brechen Knoppers“ – Holyfield), fragwürdigen Zeilen und tiefer Reflexion wechselt. Wenn Ramzey eine Frau als Hure bezeichnet, kann man nicht wütend werden, weil er in der nächsten Line gesteht, dass er selber eine ist.

Starkes Hörbuch, dem wir den Stempel authentisch geben würden – wenn dieser nicht so klischeehaft überbenutzt werden würde. Als Hörer*in hat man nach 14 Tracks das Gefühl, wir kennen Ramzey. Wir kennen seine Höhen und Tiefen. Er ist jung und fies, eine Hure, wütend, frustriert, traurig, aber auch verliebt und happy. Über allem ist er ein Jiggo, der eben manchmal doch weinen muss.

Hannah Wietbrock