Staff Pick: Playboi Carti - Die Lit
Foto via AWGE / Interscope Records

Playboi Carti – Die Lit

Während viele Leute dieser Tage gebannt auf die »Narcissist«-Veröffentlichung warten, die Playboi Carti ursprünglich mal für den 13. September angekündigt hat, geht der Blick heute zurück auf sein Debütalbum »Die Lit«.

Nachdem der Atlanta-Rapper sich 2017 mit seinem selbstbetitelten Mixtape inkl. seines Durchbruchshits »Magnolia« erstmalig dem Hype gerecht wurde, der ihm seit den ersten Soundcloud-Veröffentlichungen drei Jahre zuvor prophezeit wurde, stand 2018 das erste offizielle Album an. In einer schnell mal nach der immer gleichen Formel klingenden Szene warf Carti mit seinem radikalen musikalischen Ansatz alle Normen über den Haufen. Auf dem 2017er Tape legte er den bereits da schon wüsten Grundstein seines Sounds, auf »Die Lit« bewies er, dass dieses Tape im Vergleich sogar noch konservativ klang.

Da sind die gefühlt wahllos eingestreuten Adlibs, die große Teile der Parts dominieren. Da sind die Vocalfragmente, die weniger Fokus auf die Lyrics und umso mehr Fokus auf die Delivery legen. Da sind die reduzierten Texte, die mal gemurmelt, mal geschrien und häufig einfach nur bis ins Endlose wiederholt werden. Kurzum: Es ist alles sehr minimalistisch, chaotisch und extrem gehalten. Vergleiche mit Punks und ihrem Sprengen von geltenden Regeln drängen sich geradezu auf – das Cover und Cartis allgemeine Ästhetik tun ihr Übriges, um diesen Vergleich weiter zu befeuern.

In dieses Chaos fügen sich die vielen Features des Albums nahtlos ein. Mal sind es komplette Gegensätze, die den Song erweitern, etwa wenn Grime-Instanz Skepta mit seinem ruhigen und gleichzeitig drückendem Flow auf »Lean 4 Real« den zweiten Part dominiert. Mal lassen sich Gäste aber komplett auf den Sound des Albums ein und versuchen in einer ähnlich spielerischen Art und Weise dem Beat ihre Eigenart aufzudrücken, z.B. wenn Young Thug auf »Choppa Won’t Miss« Carti Konkurrenz bei der Durchgeknalltheit von Geräuschen macht.

Beinahe eine Stunde vermischen Carti, sein Hausproduzent und elementar wichtiger Bestandteil des Konstrukts Pi’erre Bourne sowie seine Gäste so den modernen Trapsound mit weitergedachten Bestandteilen und sprengen ganz nebenbei die Grenzen des Möglichen – bis dato.