Staff Pick: Haiyti - Montenegro Zero
Label: Vertigo Berlin / Universal Music

Haiyti – Montenegro Zero

Was macht eigentlich Haiyti?“ fragt Bassboxxx-Legende MC Bogy im Video zu »100.000 Fans«. Bei der Antwort zu dieser Frage sind sich vermutlich eingefleischte Fans genauso unschlüssig wie Menschen, die bisher noch keinen Song von Haiyti gehört haben. Irgendwo zwischen Trap, verträumtem Pop und Gangsta-Rap hat die Hamburgerin ihren ganz eigenen Sound gefunden und macht mit absoluter Sicherheit nur eine Sache: Worauf sie Bock hat.

Staff Pick: Haiyti - Montenegro Zero
Backcover von Montenegro Zero


Seit ihrem Karrierestart hat Haiyti einen schwer zu toppenden Output an den Tag gelegt. Viele ihrer Mixtapes erschienen quasi über Nacht und ohne große Vorankündigung. Auf ihrem gefühlten Albumdebüt »Montenegro Zero« hat das Ganze aber einen anderen Charakter: Zum ersten Mal ein Majorlabel im Rücken, zum ersten Mal so etwas wie eine Promophase. Schon im November ungefähr wissen, was man im Januar von Haiyti zu hören bekommt? Das geht? Tatsächlich hat es mehr als gut geklappt. Das Album ist trotz der betont wirren Themen- und Soundvielfalt eines der stimmigsten Projekte ihrer bereits jetzt schon langen Diskographie. Ein Grund dafür ist natürlich auch die Komplettproduktion von KitschKrieg. Ihre Vielseitigkeit stellen die Berliner auf den 12 Songs unter den Beweis: Technolastige Tracks wie »Berghain« sind genauso vorhanden wie das tropisch angehauchte »Bahama Mama« oder die KK-typischen Dancehall-Klänge bei »100.000 Fans«. KitschKrieg treten aber trotz gelungener Produktionen nur als Nebendarsteller auf.


Die Bühne gehört Haiyti, die ihr ganzes Repertoire auffährt: Mal schreit sie die Zuhörer förmlich an (»Mafioso«), mal nimmt ihre Stimme sehr verletzliche Züge an (»Gold«); in vielen Fällen werden ihre Vocals geschickt übersteuert, um diese Emotionen weiter zu verstärken. Die Lyrics sind dabei trotz gespielter Nebensächlichkeit (beim Format Finishing Lines erreichte sie respektable 0,5/10 Punkte) immer eingängig. Zeilen wie „Der Himmel ist blau, der Flieder fliedern“ transportieren den Vibe Haiytis, der in Rapdeutschland wohl kaum nachahmbar ist. Was Haiyti macht? Ihr ganz eigenes Ding.