Momentan redet zwar gefühlt halb Musikdeutschland über seine neue Single »Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt« aus dem gleichnamigen, demnächst erscheinenden (Klavier)Album. Doch heute geht der Blick zurück auf das letzte Album von Danger Dan: »Reflexionen aus dem beschönigten Leben«.
Schon der Titel zeigt auf, worauf sich der Hörer einstellen kann. Während Adorno 1951 in seinem Essayband »Minima Moralia« noch das beschädigte Leben reflektiert hat, resümiert das Antilopen Gang-Mitglied hingegen sein bisheriges, beschönigtes Leben. Als ein Mensch, der laut eigener Aussagen so viele Lebensläufe gefälscht hat, dass er selber nicht mehr weiß, welche Version der Wahrheit entspricht, bietet das Leben des Danger Dan viele interessante Perspektiven und Geschichten, die auf diesem Album zusammengetragen werden.
Da ist zum einen der Song »Die Grundvoraussetzung«, der davon berichtet, wie Dan sich bisher so durchs Leben geschlagen hat. Moral von der Geschichte: Alles ist machbar, man muss nur eben eine gewisse Coolness mit sich bringen. Deutlich ernstere Töne schlägt »Sand in die Augen« an, wo er seine entschiedene feministische Haltung thematisiert – eine Sichtweise, die dem deutschen Rap sicherlich guttut. »Mein Heroin« nimmt sich das gewaltige Themenfeld der Liebe zur Brust und setzt den in der Popkultur bekannten Vergleich von Liebe mit Drogen ins Zentrum. Dan erzählt von einer Beziehung, die vornehmlich von den guten Seiten zehrt und die schlechten zwanghaft zur Seite kehrt. Tracks wie »Eine aufs Maul« oder »Seit Du gesagt hast« kommen dagegen eher selbstreflexiv. Ganz im Gegenteil zum Titel wird hier nichts beschönigt, stattdessen setzt sich Dan schonungslos mit sich und seiner Person auseinander.
Themenfelder gibt es also zur Genüge, die Musik steht dem im Übrigen in nichts nach. Auf den komplett selber produzierten Instrumentals kommt an Genres von Pop, Rock bis Reggae-Elementen alles zusammen und macht es zu einem der spannenderen Deutschrap-Releases der letzten Jahre.