Soundcheck: Drake - For All The Dogs
Foto via Universal Music

Drake liefert mit »For All The Dogs« ein Potpourri aus verschiedenen Styles

Schon seit vielen Jahren hält sich Drake an der Spitze der Hip-Hop Superstars. Der Kanadier kann in seiner Karriere auf unzählige Streamingrekorde, Platinplatten und Nummer 1-Hits zurückblicken. So wurde auch sein neues Album natürlich heiß erwartet. Bereits zu Beginn diesen Jahres hatte er während einer Liveshow seine neue Soloplatte angekündigt. Nachdem diese dann mehrfach verschoben wurde, erschien am letzten Freitag nun sein achtes Studioalbum »For All The Dogs«.

Vielseitigkeit und Star-Power

Soundcheck: Drake - For All The Dogs Cover
Cover via Universal Music

Nachdem das letzte Soloalbum von Drake »Honestly, Nevermind« fast ein reines House-Album war, zeigt »For All The Dogs« ganz besonders die Wandlungsfähigkeit des Toronto-Rappers – auch wenn Titel und Cover ein eher hartes Album erwarten lassen. Von Bangern wie »Fear Of Heights« über lateinamerikanische Klänge auf dem Bad Bunny-gefeatureten »Gently« bis hin zu gesungenen Balladen wie »Bahamas Promises« ist für jeden Geschmack etwas dabei. An »For All The Dogs« war – wie man es von Drake-Alben gewohnt ist – ein riesiges Team von mehr als 60 Produzent*innen und knapp 100 Songwriter*innen beteiligt. Darüber hinaus finden sich gleich zehn Gastmusiker*innen auf der Platte, wie beispielsweise Dauer-Kollabo-Partner 21 Savage, Chicago-Legende Chief Keef oder Newcomer Yeat.

Zwischen Genie und Mainstream-Formel

Zwar performt er über die 23 Anspielstationen hinweg durchweg wie der Superstar der er nun mal ist, jedoch scheint er sich inhaltlich und lyrisch über die letzten Jahre kaum weiterentwickelt zu haben. Zeilen wie „Feel like I’m bi ’cause you’re one of the guys, girl“ auf »Members Only« oder “I’m trying to fuck all the bitches that look at my ex” auf »Daylight« – auf dem auch sein Sohn gefeaturet ist – lassen den Hörer oft stirnrunzelnd zurück. Wie bereits erwähnt, finden sich auf dem Projekt viele verschiedene Styles und Genres. Leider fällt es durch diese Verwässerung schwer, sich auf das Album als Gesamtkunstwerk einzulassen. Auch wirken einige Adaptionsversuche von Drake, wie beispielsweise seine Ausflüge ins Spanische auf »Gently« mit Latin-Superstar Bad Bunny, recht unauthentisch.

Einige Glanzpunkte finden sich im Potpourri verschiedener Songs dennoch. So zum Beispiel »8am In Charlotte«, welcher an die am/pm-Reihe von Drake anknüpft. Wie auch auf den anderen Songs der Reihe nutzt Drake die Möglichkeit sich auf seine Rapwurzeln zu berufen und seinen Werdegang zu reflektieren. Produziert wurde der Song unter anderem von Griselda Records-Hausproducer Conductor Williams. Ein weiteres Highlight der Platte ist definitiv das Gipfeltreffen zwischen Drake und J. Cole. Auf »First Person Shooter« zeigen beide ihr raptechnisches Können und feiern ihren Status Quo. Auch wenn Drake dabei ein klein wenig in den Schatten gestellt wird, ist der Song ein wahres Feuerwerk. Auch am Instrumental haben mit beispielsweise OZ, Vinylz, Tay Keith und Boi-1da waschechte Hochkaräter mitgewirkt.

Alles in allem wird »For All The Dogs« besonders durch dessen Vielseitigkeit einiges an Anklang bei der breiten Masse finden. Gleichzeitig ist dies die vielleicht größte Schwäche der Platte. Ein roter Faden fehlt weitestgehend und einige Songs klingen völlig austauschbar. Für ein Album mit knapp eineinhalb Stunden Laufzeit – so gut einzelne Songs auch sein mögen – fehlt es schlicht an einem schlüssigen Konzept. Auch mangelt es an musikalischer Weiterentwicklung. Drake zeigt zwar viele verschiedene Facetten, jedoch keine einzige neue. So bleibt zu hoffen, dass er sich für seine nächste Platte mehr auf die Kunst und weniger auf die Marktabdeckung besinnt.

Tracklist: Drake – For All The Dogs

01. Virginia Beach
02. Amen (feat. Teezo Touchdown)
03. Calling For You (feat. 21 Savage)
04. Fear Of Heights
05. Daylight
06. First Person Shooter (feat. J. Cole)
07. IDGAF (feat. Yeat)
08. 7969 Santa
09. Slime You Out (feat. SZA)
10. Bahamas Promises
11. Tried Our Best
12. Screw The World – Interlude
13. Drew A Picasso
14. Members Only (feat. PARTYNEXTDOOR)
15. What Would Pluto Do
16. All The Parties (feat. Chief Keef)
17. 8am In Charlotte
18. BBL Love – Interlude
19. Gently (feat. Bad Bunny)
20. Rich Baby Daddy (feat. Sexyy Red & SZA)
21. Another Late Night (feat. Lil Yachty)
22. Away From Home
23. Polar Opposites

Fazit
Drakes »For All The Dogs« beeindruckt mit Vielseitigkeit, vermisst aber ein kohärentes Konzept und echte Neuerungen. Starke Tracks und Kollaborationen können die fehlende musikalische Entwicklung nicht ganz wettmachen.
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