Soundcheck: Danny Brown & JPEGMAFIA Album »Scaring the Hoes«
Foto via PEGGY

Danny Brown und JPEGMAFIA reißen auf »Scaring The Hoes« Genregrenzen ein

Danny Brown ist fast schon ein Veteran auf der internationalen Hip-Hop-Bühne, so war er bereits 2010 im Gespräch als neues G-Unit Signing und hat im Laufe seiner Karriere mit Größen wie Eminem, A$AP Rocky oder Kendrick Lamar zusammengearbeitet. Mit seinem einzigartigen Sound, der zwischen kreativem Chaos und genialem Wahnsinn changiert, hat er sich einen Namen gemacht und gehört längst zu den wichtigsten und innovativsten Köpfen des Genres. Zusammen mit JPEGMAFIA, einem weiteren Vorreiter der aktuellen Rap-Avantgarde, hat er nun das gemeinsame Album »Scaring the Hoes« veröffentlicht.

»Scaring The Hoes« Albumcover

Schon seit über einem Jahr teasen Danny Brown und JPEGMAFIA ihre Zusammenarbeit an und wecken damit hohe Erwartungen bei Fans und Kritikern gleichermaßen. Doch an dieser Stelle sei vorgewarnt: Wer sich auf »Scaring the Hoes« einlässt, der bekommt eine Art von Rap zu hören, die vor allem eines ist: wild. Die beiden rappen sich über JPEGs Produktionen die Seele aus dem Leib und belegen ihre Stimmen dabei mal mehr, mal weniger mit Soundeffekten. Inhaltlich wird dabei viel Gesellschafts- und Szenekritik geübt, aber auch einfach in verschachtelten Reimen über Drogen und Sex gerappt. Beide Künstler liefern dabei präzise Flows und technisch unglaublich starke Parts.

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JPEGMAFIA auf dem Titeltrack – Scaring the Hoes

Wenn experimentelle Avantgarde auf durchgeknallten Rap trifft

Die erste Single »Lean Beef Patty«, inspiriert von einer Fitness-TikTokerin, ist das perfekte Beispiel für den Sound des Albums. Der Song klingt wie eine hektische Explosion aus Warpspeed-Samples und aufgeblasener Percussion. JPEGMAFIA und Danny Brown’s Schmelztiegel an Einflüssen kommt dabei nicht nur zum Überlaufen: er explodiert förmlich. Die Sped-Up-Samples, mit denen der Track beginnt, sind ein herzliches Willkommen im Vergleich zu dem Chaos, das einen im weiteren Verlauf des Tracks erwartet. JPEGMAFIAs Texte, die in Rekordzeit um Kultur, Gesellschaftskritik und innerste Gedanken kreisen, treffen auf Danny Browns typisch jaulenden Flow.

Genregrenzen adé

Auch der Rest des Albums bietet eine beeindruckende Dichte an Ideen und kreativen Spielereien. Jazz, Glitch, Breakbeats und gepitchte Samples sind nur einige der vielen Stilmittel, die hier zum Einsatz kommen. Von Soul über Drum’n’Bass bis Rock ist hier alles dabei. Die Produktionen, welche allesamt von JPEG stammen, sind beeindruckend und verleihen den 14 Tracks eine ganz eigene Atmosphäre, die perfekt zum energetischem Rapstil der beiden passt. Es ist über die 36 Minuten Spielzeit nie vorherzusehen was als nächstes passiert. Genregrenzen und Musiktheorie werden hierbei vollends über Bord geworfen und machen Platz für komplett neue Sounds. Wer sich in das Durcheinander aus Klängen und Einflüssen hineinwagt, der wird belohnt mit einem Album, das alle Erwartungen erfüllt und den unkonventionellen Anspruch von JPEGMAFIA und Danny Brown unterstreicht.

Innovativ und subversiv

In »Scaring The Hoes« prallen zwei Welten aufeinander: die experimentelle, avantgardistische Musik von JPEGMAFIA und die durchgeknallte, aber geniale Welt von Danny Brown. Die Kombination aus beiden Künstlern führt zu einem Album, das weder in eine Schublade gesteckt werden kann, noch massentauglich ist. Vielmehr ist es ein Kunstwerk, das die Grenzen dessen, was im Hip-Hop bisher möglich war, neu definiert.

Insgesamt ist »Scaring The Hoes« ein herausragendes Album, das die kreativen Grenzen des Hip-Hop erweitert. Die Kombination aus JPEGMAFIA’s produktionstechnischem Können und Danny Brown’s ganz eigenem Rap-Stil führt zu einem einzigartigen und subversiven Soundgeflecht, dass Beweis dafür ist dass sie zu den wichtigsten, aber vor allem innovativsten Köpfen der Rap-Szene gehören. Der Albumtitel mag provokativ sein, aber die beeindruckende Symbiose der beiden Gratwanderer verdient es, gehört zu werden. Es mag für die breite Hörerschaft zwar nur sehr schwer zugänglich sein, aber für diejenigen, die sich auf die Herausforderung einlassen, ist es extrem empfehlenswert.

Tracklist: Danny Brown und JPEGMAFIA – Scaring The Hoes

01. Lean Beef Patty
02. Steppa Pig
03. SCARING THE HOES
04. Garbage Pale Kids
05. Fentanyl Tester
06. Burfict!
07. Shut Yo Bitch Ass Up / Muddy Waters
08. Orange Juice Jones
09. Kingdom Hearts Key (feat. Redveil)
10. God Loves You
11. Run The Jewels
12. Jack Harlow Combo Meal
13. HOE (Heaven on Earth)
14. Where Ya Get Ya Coke From?